Profifußball und Kommerz: Gucken Fans in die Röhre?

9.5.2017, 15:32 Uhr
In der Champions League lässt sich das ganz große Geld verdienen - nur profitieren davon immer die selben, üblichen Verdächtigen.

© Reuters / Sergio Perez In der Champions League lässt sich das ganz große Geld verdienen - nur profitieren davon immer die selben, üblichen Verdächtigen.

"Situationsanalyse Profifußball 2017" nennt sich das 68 Seiten lange Dokument, das der FC PlayFair am Montag veröffentlicht hat. Der FC PlayFair nennt sich auch "Verein für Integrität im Profifußball", seinen Ursprung hat er im Frühjahr 2016, als der FC Bayern mit so wenigen Gegentoren wie kein Meister zuvor die Schale holte - und die Traditionsvereine aus Hannover und Stuttgart derweil abstiegen.

Die Gründer fragten sich damals, inwieweit die immer weiter fortschreitende Kommerzialisierung dem Profifußball schadet. Ein Jahr später präsentieren sie das Ergebnis einer großangelegten Studie und mit ihr Antworten auf ebendiese Frage. 17.330 Menschen und damit Fans von allen deutschen Erst- und Zweitligisten beteiligten sich und schätzten die Situation des Fußballs im Allgemeinen ein.

Das größte Problem, fasst die Studie wenig überraschend zusammen, ist demnach das Streben nach Gewinnmaximierung, nach immer mehr Geld - ein Thema, dass sich durch sämtliche Ebenen zieht: Verein, Funktionäre, Spieler, Berater. Die Unsummen führen mitunter zu einer Entfremdung und einem Realitätsverlust, zudem verzerren sie den Wettbewerb. Und machen ihn somit langweilig.

Dies sind, der Studie folgend, die Top-10-Probleme des deutschen Profifußballs:

  • Die derzeitigen Spielergehälter und Ablösesummen sind realitätsfremd. (9,3%)
  • Indem die Top-Clubs die großen Geldtöpfe abgreifen, kommt es zu einer Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Liga. (9,2%)
  • Die Zerstückelung des Spieltags aufgrund der Fernsehvermarktung geht zu weit. (8,1%)
  • In der Champions League gibt es zu viel Geld für immer die gleichen Mannschaften. (8,0%)
  • Es geht im Profifußball nur noch um noch mehr Geld. (7,7%)
  • Den Funktionären scheint das Geld wichtiger zu sein als der Fußball an sich. (7,4%)
  • Durch das viele Geld hat der Profifußball längst den Bezug zum realen Leben verloren. (6,8%)
  • Der Profifußball muss aufpassen, dass er sich nicht noch mehr vom Fan entfernt. (6,0%)
  • In der Bundesliga herrscht zusehends Langeweile. (5,7%)
  • Bei der derzeitigen Entwicklung des Profifußballs bleiben die Interessen der Fans auf der Strecke. (5,6%)

51,4 Prozent der befragten Fans gaben an, sich auf Kurz oder Lang vom Profifußball abwenden zu wollen, sollte sich diese Kommerzspirale weiterdrehen. Sogar über 83 Prozent warnen den Profifußball davor, sich noch weiter vom Fan zu entfernen. Nur, wie könnte man die Entwicklung noch stoppen? Auch dazu liefert die Studie, beziehungswiese die befragten Fans, Antworten. 

Die Top-5-Lösungsansätze für die Probleme des deutschen Profifußballs:

  • Der Profifußball braucht klare finanzielle Regeln. (17,1%)
  • Durch gerechtere Umverteilung der TV-Gelder sollte wieder mehr sportlicher Wettbewerb ermöglicht werden. (16.5%)
  • Die Gehälter der Spieler sollten eine bestimmte Grenze nicht übersteigen. (12,3%)
  • Es sollte eine Rückbesinnung auf fanfreundliche Anstoßzeiten erfolgen. (11,9%)
  • Um Faninteressen stärker zu berücksichtigen, sollten Profifußballvereine verpflichtet werden, in ihrem obersten Kontrollgremium (z.B. Aufsichtsrat) mindestens einen Fanvertreter zu installieren. (10,0%)

Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung? Schadet das viele Geld dem Profifußball? Kann man die Entwicklung wieder zurückdrehen? Sind Sie für eine Gehaltsobergrenze? Kommentieren Sie hier unter dem Artikel!

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