TB will lieber kleinere Brötchen backen

22.5.2015, 07:30 Uhr
TB will lieber kleinere Brötchen backen

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Die Gründe dafür sind vielfältig. Der wichtigste ist sportlicher Natur. Denn der Deutsche Meister 2015 stand aller Voraussicht nach bereits fest, bevor der erste Ball gespielt war. Dem Vorjahresmeister Jacobi & Partner Ratingen wird mit seinem unbegrenzt erscheinenden Budget wohl kein anderer Verein beikommen können. Wie man bereits dem Vereinsnamen entnehmen kann, sorgt eine der führenden deutschen Industrie- und Personalberatungen dafür, dass man sich zum Vorjahr nochmals verstärkt hat und mittlerweile sogar neun (!) Spieler der Leistungsklasse 1 aufbieten kann. Zum Vergleich – Erlangen bringt es hier gerade mal auf vier, andere Vereine auf noch weniger. An Position 3 ist dort Nicolas Kiefer notiert, Ex- Top-20-Spieler Stefan Koubek (AUT) an Position 4.

Tennis zieht bei Sponsoren nicht

Derartige Sprünge kann und will man in Erlangen nicht mehr machen. Zum einen sind die finanziellen Mittel nicht vorhanden um konkurrenzfähig zu sein. Tennis ist Sponsoren in Erlangen seit jeher schwer vermittelbar. Und sich einem Sponsor langfristig komplett in die Hände zu geben, davon möchte Team Manager Bernd Erhardt lieber die Hände lassen. Denn die Beispiele der ehemaligen Meister aus Raadt, Oelde, Berlin und Erfurt sind für ihn keine nachahmenswerten. Dort haben sich Mannschaften den zweifelhaften Namen der „Retorten-Clubs“ erworben, weil sie ihre Mannschaften fast ausnahmslos mit teuer aus Europa eingekauften Spielern bestückt haben, die aber auch genauso schnell wieder weg waren, wie sie kamen, als sich die Sponsoren zurückzogen. Die Folge waren zwar errungene Meisterschaften, jedoch auch die komplette Abmeldung der Teams im Folgejahr. Diesen Weg wird man beim TBE nie gehen. Und auch wenn man über die Jahre ohne Titel geblieben ist, so ist man zumindest der Dino der Liga und geht in sein immerhin zehntes Bundesligajahr. Und das mit einer intakten, gewachsenen Mannschaft, die zehn deutsche und einheimische Spieler aufbietet.

Erste Niederlage kassiert

Dass die Trauben dieses Jahr hoch hängen, musste man bereits am 1. Spieltag beim hochmotivierten Aufsteiger ST Lohfelden (bei Kassel) erfahren, wo man vor knapp 500 Zuschauern zum Auftakt 3:6 unterlag. Letztlich gab die den Erlangern seit Jahren anhaftende Match-Tiebreak-Schwäche den Ausschlag zu ihren Ungunsten. Gleich vier Mal zog man in selbigem den Kürzeren und war somit bereits nach den Einzeln mit 1:5 im Rückstand. Richard Drazny konnte den ersten Satz gegen den Letten Adrians Zguns noch mit 6:4 für sich entscheiden, unterlag dann aber mit 3:6, 3:10. Als einziger chancenlos war der an diesem Tag etwas indisponierte Daniel Dolbea, der den knallharten Schlägen des 2m-Mannes Rok Jarc aus Slowenien wenig entgegen zu setzen hatte und 3:6, 2:6 unterlag. Martin Allinger verlor in einem ausgeglichenen Grundlinienmatch gegen Martin Kares mit 6:7, 6:3, 9:11 und vergab dabei mittlerweile zum vierten Mal in den letzten Jahren den Sieg bei eigenem Matchball im Match-Tiebreak. Ein ähnliches Match mit gleichem Ausgang lieferte sich Christoph Schneider beim 6:3, 3:6, 10:12 mit Christoph Bühren bei dem sich der Erlanger nicht nur mit einer Wadenverletzung herumplagen musste, sondern auch mit einigen zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen.

Da man an diesem Spieltag einige Absenzen und Unpässlichkeiten seitens des TBE zu verkraften hatte, musste man sozusagen als letzten verfügbaren Spieler Igor Branisa aus Bratislava einsetzen. Auch er war jedoch mit einer Verletzung des Schlagarms angereist und konnte sein druckvolles Spiel gegen Timo Goebel nur gelegentlich durchsetzen und unterlag mit 5:7, 3:6. Das Match des Tages lieferten sich Christian Wust und Marco Schaeffer. Knapp drei Stunden beackerten sich beide in einem zu jeder Zeit auf des Messers Schneide stehenden Spiels. Am Ende hatte wenigstens ein Erlanger im Match-Tiebreak die besseren Nerven und gewann mit 6:7, 6:4, 15:13. In den Doppeln zeigte der TBE dann nochmals, dass an diesem Tag nicht viel gefehlt hatte, um dem Gesamtverlauf einen positiveren Ausgang zu verleihen. Denn fast gewann man sogar alle drei Doppel. Nur im Spitzen-Doppel unterlagen Drazny/ Branisa gegen Zguns/Jarc – natürlich im Match-Tiebreak.

Erlangen oder Paris?

Am Sonntag geht es bereits weiter mit dem ersten Heimspiel gegen den hochdekorierten MTTC Iphitos München. Wer auf deren Seite auf dem Platz stehen wird, bleibt bis zum Spieltag wohl die große Unbekannte. Denn nominell gesehen hat der Münchener Edelclub und Ausrichter der BMW Open Hochrangiges in seiner Meldeliste zu bieten. Als da wären: Dieter Kindlmann, Ex-Herren-Bundesligaspieler des 1. FC Nürnberg und aktueller dauerhafter Trainings-Partner von Maria Sharapova. Alexander Waske, Ex-Daviscup-Spieler und Inhaber einer Tennis-Akademie in Frankfurt, in der unter anderem Angelique Kerber und Andrea Petkovic trainieren, sowie Trainer von Tommy Haas. Michael Kohlmann, Ex-Daviscup-Spieler und aktueller Daviscup-Trainer des deutschen Teams und Stephan Fehske, Trainer von Philipp Kohlschreiber. Da jedoch all deren Schützlinge bei den aktuell beginnenden French Open in Paris am Start sind, ist wenig vorhersehbar, wer sich bereits in Frankreich aufhält und wer am Sonntag früh ab 11 Uhr den Weg an die Spardorfer Straße findet.

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