Teuer, teurer, Paul Pogba

22.7.2016, 14:20 Uhr
Teuer, teurer, Paul Pogba

© Foto: afp

Matilde mag Paul, das wissen zumindest englische Zeitungen zu berichten, aber das dürfte nicht den Ausschlag gegeben haben. Der 23 Jahre alte französische Fußballer Paul Pogba gefällt auch Matildes Ehemann. Der heißt José Mourinho und ist nicht nur ein berühmter, sondern ein - zumindest im Selbstverständnis - eher gottgleicher Fußballtrainer, dessen segensreiches Wirken neuerdings den Weltklub Manchester United beglückt.

Gottgleicher Trainertausch

Dort löste Mourinho gerade erst einen anderen im Selbstverständnis gottgleichen Fußballtrainer ab, nämlich den Niederländer Louis van Gaal, unter dessen Regie United aber dummerweise eine weitere kleine Götterdämmerung erlebte. Weil sich das nicht wiederholen soll, kam der Trainer Mourinho, gefolgt von Zlatan Ibrahimovic (der sich gleich selbst als Fußball-Gott von United vorstellte) und dem Dortmunder Henrikh Mkhitaryan. Jetzt soll noch Paul Pogba, ebenfalls ausgestattet mit einem Faible für exzentrisches Gehabe, kommen.

Der Handel ist offenbar so gut wie perfekt, für eine Ablösesumme von 120 Millionen Euro soll Paul Pogba von Juventus aus Turin nach Nordengland wechseln; ganz neu kommt einem das nicht vor. Tatsächlich kennt Pogba den Weg, er wechselte schon einmal zu United, allerdings vom AC Le Havre und im Alter von 16 Jahren. In Manchester absolvierte Pogba seine Lehrzeit, wurde dann aber für untauglich befunden und für drei Millionen Euro an Juventus verkauft.

Ein besonders gutes Geschäft ist es so gesehen nicht, aber Geld spielt nicht so die Rolle bei United. Seit dem Abschied der schottischen Trainer-Legende Alex Ferguson vor drei Jahren durfte der im Besitz der US-amerikanischen Milliardärsfamilie Glazer befindliche Klub rund 650 Millionen Euro für Transfers verpulvern, Resultat waren die historisch schlechten Ränge sieben, vier und fünf. Trotzdem oder deshalb - die englische Logik ist da schwer durchschaubar - soll es so weitergehen, nur halt mit noch mehr Geld. Die Welt schaut ja auf Manchester, wo Uniteds Stadtrivale ebenfalls Maßstäbe setzt; mit Pep Guardiola leistete sich der City Football Club jetzt den teuersten Trainer der Welt.

Und CR7?

Größter Verlierer des Pogba-Handels wäre allerdings Cristiano Ronaldo, der 2009 für 94 Millionen Euro von Manchester United zu Real Madrid wechselte - und damit immer noch der teuerste Spieler der Welt ist. Zwar soll sich Real die Dienste des aus Tottenham geholten Gareth Bale 2013 sogar 100,75 Millionen Euro Ablöse kosten haben lassen, die Summe wurde aber später auf 91 Millionen nach unten korrigiert – weil man, hieß es, Ronaldo in seinem Selbstverständnis nicht kränken wollte.

Pogbas erklärter Anspruch ist es, die Nummer eins der Welt zu werden, in Sachen Ablöse hat er es wohl geschafft. Mario Götze, den Experten auch einmal auf diesem Weg sahen, spielt in solchen Rankings derweil keine Rolle mehr. Für rund 22 Millionen Euro Ablöse kehrt Götze nach drei Jahren beim FC Bayern nun zu Borussia Dortmund zurück.

Reumütig zurück

Der Transfer ist perfekt, er blicke heute "mit anderen Augen auf meinen damaligen Entschluss", wurde Götze zitiert. Er erhält einen Vertrag bis 2020 und bittet den Anhang sicherheitshalber schon einmal, ihn wieder liebzuhaben – der Liebesentzug fiel ja arg heftig aus nach dem Abschied 2013 gen München. Immerhin ist die reumütige Rückkehr ehemaliger Ziehkinder inzwischen ein Geschäftsmodell beim BVB, der für Götze 37 Millionen Euro aus München erhalten hatte. Auch Nuri Sahin und Shinji Kagawa kehrten viel billiger heim, als sie ausgezogen waren.

Paul Pogba hat dieses Problem nicht, bei United erinnert sich kaum einer an ihn. Gemeinsam haben Götze und Pogba aber eine enttäuschende Europameisterschaft. Der Franzose fiel nur einmal spektakulär auf: als er in Badelatschen zum Teamfrühstück kam - und dafür einen öffentlichen Rüffel seines Trainers erhielt. In England ginge sowas wohl eher durch.

Keine Kommentare