Tischtennis: Effeltrich war für den großen Coup nicht bereit

23.11.2015, 18:00 Uhr
Tischtennis: Effeltrich war für den großen Coup nicht bereit

© Huber

Diego Rodriguez Egocheaga war als Kind anders als die meisten seiner Freunde in der fußballverrückten Heimat. Im Alter von acht Jahren interessierte er sich im Schulsport für den kleineren Tischtennis-Ball und kam davon nicht mehr los. Der junge Peruaner aus der Hauptstadtmetropole Lima gehörte bald zu den größten Talenten des südamerikanischen Kontinents und machte mit seinen Leistungen im Nationalteam auf sich aufmerksam. Mit nun 19 Jahren bereitet er sich gerade auf seinen sechsten Einsatz im Effeltricher Trikot vor und sagt: „Ich fühle mich wohl hier mit den Jungs. Wir sind ausgeglichen besetzt und haben die ersten Spiele gut gespielt. Heute brauchen wir in der Mitte und hinten viele Punkte, um eine Chance zu haben.“

Exot unter den Exoten

Noch am Donnerstag absolvierte Diego Rodriguez einen wichtigen Deutsch-Einstufungstest für die Uni, ehe er am Samstag gen Franken aufbrach. „Es ist nicht leicht mit der kurzen Vorbereitungszeit auf die Spiele. Die vier bis fünf Stunden im Bus oder Zug sind ermüdend.“ Mit 15 Jahren wechselte der amtierende Südamerikameister nach Deutschland in ein internationales Trainingszentrum nach Eilenburg bei Leipzig und verzauberte Beobachter bei mehreren Vereinsstationen (zuletzt SpVgg Thalkirchen, DJK Biederitz in der Regionalliga) mit seinem spektakulären Abwehrspiel. Dabei sind die Verteidigungskünstler aufgrund von Material- und Regeländerungen ebenso seltene Exoten wie peruanische Tischtennisspieler. „Meine erste Jugendtrainerin hat mir es so beigebracht. Man braucht für diese Spielweise vor allem Geduld“, erzählt Rodriguez und nennt den südkoreanischen Weltklassemann Joo Se-Hyuk als sein Vorbild. Sein eigener Traum ist die 1. Bundesliga. Als zweites Standbein für die Zukunft peilt er ein BWL-Studium an. Noch finanzieren Heimatverein und Verband seinen Aufenthalt. Mit Turnier-Preisgeldern bessert der 19-Jährige seine Reisekasse auf, während er in der Regionalliga lediglich seine Spesen erstattet bekommt. Nicht nur deshalb nennt Effeltrichs Teammanager seinen neuen Schützling „einen echten Glücksgriff“, steuerte Rodriguez doch mit einer Einzelbilanz von 7:3 Siegen in den ersten fünf Partien auf der wichtigen dritten Position erhebliche Punkte zum bisher überragenden Saisonverlauf bei.

Und so ruhten auch beim Gipfeltreffen gegen den hochkarätig besetzten TSV Ansbach diverse Hoffnungen der Hausherren auf dem Sternchen aus Peru. In gewohnter Manier schupfte und schnippelte der Abwehrspezialist aus fast zwei Metern Entfernung hinter der Platte zig Bälle zurück ins Spiel, um manchmal in sicherer Situation selbst zum Angriffsschlag auszuholen. Nach einer Auszeit im fünften Durchgang bei eigener 5:3-Führung gelang jedoch kaum noch etwas. Waren im Einzel die Niederlagen von Martin Jaslovsky gegen Routinier Torben Wosik und Marius Zaus gegen Philipp Floritz einkalkuliert, war der verlorene Zähler von Diego Rodriguez ein erster wegweisender Rückschlag zum 2:4.

Mit zwei Erfolgen in den Eingangsdoppeln war Effeltrich beim 2:1 noch auf Kurs gelegen. Nachdem sich der formstarke Alexander Rattassep auch in seinem neunten Einzel dieser Spielzeit schadlos hielt, arbeitete sich Tobias Ehret am Tschechen Tomas Pavelka vergeblich ab. 3:5. Ihre glorreichen Drei um Floritz, Wosik und Pavelka gaben ihren Ansbacher Teamkollegen Sicherheit. Allerdings benötigte Oliver Welt, während am Nebentisch Jaslovsky gegen Floritz keinen Auftrag hatte, in mehreren Momenten die Netz- oder Tischkante auf seiner Seite, um Marco Büttner in einem umkämpften Duell mit 11:7 im fünften Satz zu bezwingen.

Beim Stand von 7:3 war die Vorentscheidung gefallen. Für den ganz großen Coup waren die Effeltricher nicht bereit, wie Zaus und Rodriguez zum Abschluss vorgeführt bekamen.

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