Top dank Theilinger: "Dann versucht man eben alles"

30.9.2015, 19:16 Uhr
Nicolai Theilinger ist für den HC Erlangen immens wichtig.

© Harald Sippel Nicolai Theilinger ist für den HC Erlangen immens wichtig.

Die Partie war längst gelaufen. In rhythmischem Geklatsche trudelte das Spiel seinem nicht mehr überraschenden Ende entgegen, der HCE würde in wenigen Minuten zurück sein an der Tabellenspitze der 2. Handball-Bundesliga. Nur einer, der hatte noch lange nicht genug.

Das 27:22 hatte Nicolai Theilinger selbst erzielt, beim 28:22 die Vorarbeit geleistet mit einem starken Anspiel an Kreisläufer Jonas Thümmler. Das 30:22 wiederum war Theilingers achter Treffer in diesem Spiel, erzielt mit wuchtigen Stemmschritten und einem Sprung beinahe unters Hallendach. Auch zum 31:23 traf nochmal Theilinger, natürlich Theilinger, dachte man in diesem Moment. Und nun bekam er schon wieder den Ball. "Ich habe kurz eine Lücke gesehen", behauptete der 23 Jahre alte Rückraumwerfer hinterher ein wenig schüchtern im Kabinengang, fast wie ein Bub, den man an Omas Marmeladenglas erwischt hat. "Wenn man einen Lauf hat", sagte also Theilinger und lächelte verschmitzt, "dann versucht man eben alles."

Andersson adelt den Schwaben

Acht Tore hat Nicolai Theilinger beim ASV Hamm-Westfalen erzielt, sich so ziemlich als einziger abgehoben aus einer trägen Masse, die sich zu früh, nach einem schnellen 4:1, auf einen spielend leichten Sieg eingestellt hatte. Doch es kam alles anders: Hamm kam bald zurück, der HCE bekam den Hebel nicht mehr umgestellt – und verlor, erstmals in dieser Saison. "Eigenlich", fand hernach Trainer Robert Andersson, "hat niemand das Niveau erreicht. Höchstens Theilinger."

Der hatte in der Vorwoche noch gefehlt, gegen Friesenheim pausierte der gebürtige Schwabe vorsichtshalber, nachdem er im Training mit dem Knöchel umgeknickt war. Nicolai Theilinger ragt im rechten Rückraum des HC Erlangen heraus. Einen Spleen, ein Ritual, das hat er nicht. Auch hat Theilinger nichts geändert in seiner Spielvorbereitung, ist in keinen Zaubertrank gefallen. "Gute Frage, woran das liegt", sagt er, "ganz ehrlich: Ich weiß es nicht."

"So waren es am Ende eben nur neun Tore"

Wie auch immer: In fünf Einsätzen gelangen dem Rotschopf bereits 28 Tore, nur acht Mal fand sein Wurf nicht den Weg ins Tor - macht 77,8 Prozent, die drittbeste Quote der gesamten Liga. Die hätte er in diesen letzten Minuten gegen Bietigheim noch einmal verbessern können, als irgendjemand den Ball herausfing und ihn zu ihm passte. "Doch plötzlich", sagt er, "war die Lücke wieder zu. So waren es am Ende eben nur neun Tore." Das aber interessiert ihn gar nicht so sehr. Ob Lauf, ob Torjäger, ob neun oder zehn Treffer - „wichtig waren am Ende nur die zwei Punkte“.

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