Tore im 30-Minuten-Takt: Sabiris Aufstieg geht weiter

9.5.2017, 12:57 Uhr
Abdelhamid Sabiri hob sein Trikot, zeigte auf seinen Namen. Als würde er darauf hinweisen wollen: "Merkt euch diesen Namen". Angesichts seiner Trefferquote kennt den aber ohnehin schon jeder beim 1. FC Nürnberg.

© dpa Abdelhamid Sabiri hob sein Trikot, zeigte auf seinen Namen. Als würde er darauf hinweisen wollen: "Merkt euch diesen Namen". Angesichts seiner Trefferquote kennt den aber ohnehin schon jeder beim 1. FC Nürnberg.

Die turbulente Szene in der 70. Minute gab es heuer so ähnlich schon einmal. Am 4. Februar. In Heidenheim. Auch damals konnte Abdelhamid Sabiri eigentlich nicht viel für sein Tor. Nach einer fürchterlich missglückten Direktabnahme von Kevin Möhwald landete der Ball eher zufällig auf seinem Kopf, am Samstag lenkte Sandhausens Torwart Marco Knaller eine Flanke von Möhwald mit den Fingerspitzen in seine Richtung. "Da muss man stehen", scherzte Sabiri hinterher mit Journalisten, aber Spaß beiseite: "Glücklich natürlich".

Wahrscheinlich hat sich das der 20-Jährige verdient in den vergangenen zwei Monaten. Nach dem 0:1 gegen Bochum, seinem erst fünften Auftritt in der Zweiten Liga, schien sein märchenhafter Aufstieg erst mal vorbei zu sein. Drei Treffer waren Abdelhamid Sabiri bis dahin gelungen, zwei in Heidenheim, beide mit dem Kopf, einer gegen Braunschweig, mit links, nach starkem Solo. Die Fachwelt staunte über den schlaksigen Deutsch-Marokkaner, der im Sommer aus Siegen und der fünften Spielklasse zum großen Club gewechselt war. Nach nur einem halben Jahr in der vierten Liga trumpfte er plötzlich auch in der Zweiten ganz groß auf.

Wegen eines Meniskusschadens musste sich Sabiri operieren lassen, nutzte die Zeit danach aber, um noch besser zu werden, um zuzulegen, vor allem körperlich. Bei seinem Comeback gegen den VfB merkte man ihm die lange Pause besonders in der letzten Minute an, als er seinen Widersacher Florian Klein nicht mehr am 3:2 hindern konnte. In Sandhausen arbeitete er auch nach hinten fleißig mit – und krönte seine ansprechende Leistung in der 70. Minute. Druck scheint Sabiri nicht zu kennen. "Wir spielen einfach, um zu gewinnen, um unsere Punkte zu holen", sagte er später, "wir machen uns keinen Kopf."

Erfahrenere Kollegen wie Kevin Möhwald, der drei der vier Sabiri-Tore aufgelegt hat, atmeten am Samstag trotzdem tief durch. "Einerseits ist die Saison scheiße gelaufen, das wissen wir alle, wir hecheln unseren Ansprüchen hinterher — aber so, wie es dann gelaufen ist, müssen wir froh sein", sagte Möhwald in der Gesprächszone des Hardtwaldstadions. Sein Dank galt natürlich auch Sabiri. Seine Treffer bedeuteten immerhin sechs Punkte mehr, ohne die es gerade sehr ungemütlich wäre beim Club.

Vergleiche mit Guido Burgstaller, auf dessen früherer Position er meist zum Einsatz kommt, entbehren dennoch jeglicher Grundlage: Der Österreicher lebt von seiner Kraft, seiner Physis, Sabiri hingegen löst viele Situationen instinktiv und mit überragender Technik. Was sie eint: Beide haben ein Gespür für Tore – wobei Burgstaller in seinen ersten sieben Partien für den FCN lediglich einmal erfolgreich war, Sabiri jetzt schon viermal. Sich dabei nicht zu wichtig zu nehmen, hat er offenbar längst gelernt. "Ich freue mich jetzt, wieder zurück zu sein und der Mannschaft helfen zu können", sagte er in Sandhausen: "Hauptsache, wir gewinnen."

Gewinnen möchte der Club auch noch die letzten Auftritte zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf (Sonntag, 15.30 Uhr) und eine Woche später beim 1. FC Kaiserslautern. Für Sabiri ist es auch eine Art Wiedereingliederung, um mit einem guten Gefühl in die neue Runde gehen zu können. Sein Ehrgeiz kann mit Mittelmaß nicht viel anfangen, Sabiri möchte mit dem Club hoch hinaus. "Wir wollen natürlich, so wie es sich für den Verein gehört, oben mitspielen", kündigt der 20-Jährige an, der kürzlich seinen Vertrag verlängert hat, "wenn uns der Trainer gut vorbereitet, gut einstellt, uns Kraft gibt und Vertrauen, dann bin ich sehr zuversichtlich." Erst recht, wenn der Trainer weiter Michael Köllner heißt, wovon auszugehen ist. Sabiri kennt ihn bereits aus der U 21 und schätzt ihn sehr, "er macht es sehr gut." Was genau? "Alles", sagt Sabiri, "er hat mir sehr, sehr viel geholfen, dafür bin ich dankbar."

So dankbar, dass es im Schnitt bislang nur etwa 30 Minuten dauerte bis zu seinem nächsten Tor. Eine bemerkenswerte Quote, die hoffen lässt für die Zukunft, ebenso seine Begeisterung. "Ich bin schon heiß auf die neue Saison."

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