Torhoffnung Tripic: Ist er Radokis Waffe gegen den KSC?

2.12.2016, 06:00 Uhr
Torhoffnung Tripic: Ist er Radokis Waffe gegen den KSC?

© Sportfoto Zink / WoZi

Zlatko Tripic wird am Freitag 24 Jahre alt. Und wenn seine Mannschaft kein Spiel hätte, säße er wahrscheinlich in seinem Lieblingsrestaurant, im "Balkan Grill", würde sich Cevapcici bestellen und seine Clique ließe ihn hochleben. Dass heute aber alles anders ist, liegt nicht nur am Spielplan, sondern auch an Zlatko Tripic selbst. Janos Radoki ist der vierte Trainer, den er in Fürth erlebt. Und anscheinend ist der Ungar der Erste, der den richtigen Knopf bei ihm gedrückt hat.

Seit seinem Wechsel von Start Kristiansand aus Norwegen nach Fürth im Januar 2015 lobten Frank Kramer, Mike Büskens und Stefan Ruthenbeck den Trainingsfleiß des beidfüßigen, offensiven Flügelspielers. Doch in 34 Pflichtspieleinsätzen konnte er keinen Trainer von sich restlos überzeugen. "Im Januar werden es zwei Jahre sein, die ich nun hier bin", rechnet er vor und bilanziert nüchtern: "Und ich bin nicht Stammspieler."

Besonders tragisch bleibt der letzte Anlauf in Erinnerung, den er gemacht hatte. In der Rückrunde der Vorsaison setzte Ruthenbeck tatsächlich mehrmals auf den Gewinner des Wintertrainingslagers, stellte ihn vier Mal in Folge in die Startelf. Doch dann reihte sich Tripic ein in eine unrühmliche Serie, die Ilir Azemi und Stefan Thesker im Jahr zuvor mit Entgleisungen bei Disko-Besuchen gestartet hatten.

In jener Nacht Ende März stürzte er von einer Empore in der Nürnberger Diskothek Indabahn und brach sich das Schädeldach und Teile der Brustwirbel. Ohne bleibende Schäden stand er in der Sommervorbereitung wieder auf dem Platz. Um Diskos macht er seither einen großen Bogen: "Ich habe keine Lust. Der Coach hat gesagt, du kannst an einem freien Wochenende durchaus in die Disko gehen. Aber ich will nicht."

Lieber besuche er seine Familie in Norwegen oder gehe mit Damjan Djokovic, Ante Vukusic und Robert Zulj abends Essen. Dass sich eine Gruppe mit derselben Sprache beim Kleeblatt gefunden hat, freut ihn. "Wir sind viele vom Balkan hier, es ist schön, dass wir zusammen sind. Das ist eine gute Mentalität. Wir haben einen guten Mix: deutsch, albanisch, Jugo und zwei aus Afrika", erklärt er das teils babylonische Sprachengewirr in der Mannschaft.

Veton Berisha, Ilir Azemi und Jurgen Gjasula bilden den Albaner-Block, "aber alle sind Balkan", sagt Tripic in seinem mittlerweile ordentlichen Deutsch, in dem er den Fragensteller oft nach den richtigen Begriffen fragt und sie sich merkt. Sein neuer Trainer hofft nun noch auf einen anderen Memory-Effekt: Dass Tripic sich gemerkt hat, wie man ein Tor schießt. Vor einer Woche gelang ihm in der 90. Minute das 2:1 gegen Bielefeld. Es war nach fast zwei Jahren sein erster Pflichtspieltreffer fürs Kleeblatt. "Ich war 20 Sekunden weg, glaube ich", beschreibt Tripic seinen Jubel danach, als er sich das Trikot vom Leib riss und einfach nur schrie.

Radoki, der ihn in der 77. Minute eingewechselt hatte, sagte damals: "Seine Geschwindigkeit war eine Waffe." Und der Stürmer selbst, der im Zentrum auf die "zweiten Bälle" von Serdar Dursun lauern sollte, analysierte mit neuem Selbstvertrauen: "Der Trainer ist zwar nur kurz hier, aber er weiß schon: Ich bin schnell und gut im Eins gegen Eins."

Radoki als Knotenlöser?

In dieser Trainingswoche wirkte er auf Radoki, als schwebe er auf Wolke sieben. "Es war für ihn anscheinend eine extreme Befreiung. Der ist total gelöst, sehr motiviert, und es ist auch eine gewisse Leichtigkeit bei ihm zu spüren." Ob das nun der langersehnte „Knotenlöser“ war?

Er selbst motiviert sich verbal: "Vielleicht kommt jetzt mehr, vielleicht war es ein Anfang. Ich hoffe, ich kann jetzt noch viele Tore machen." Das wäre, sagt sein neuer Trainer, „ihm nur zu gönnen“. Denn vielleicht fühlt auch Radoki sich ein wenig wenig geschmeichelt, dass nun ausgerechnet unter ihm endlich Tripics Stern aufgehen könnte. Die Uhr tickt. Sein Vertrag läuft im Sommer aus; bislang stand er auf der Liste der wohl bald Ausgemusterten. "Im Fußball geht es schnell. Einmal bist du hier, morgen bist du dort. Du kannst nicht viel planen. Vieles kommt", Tripic überlegt und sagt dann: "spontan."

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