Tradition vs. Moderne: Club II testet nicht gegen RB Leipzig

18.1.2013, 16:33 Uhr
Tradition in rot und schwarz: Die Clubfans sind gegen einen Test gegen RB Leipzig, wo ihrer Meinung nach die Investoren des Getränkekonzerns Red Bull zu viel Einfluss haben.

© Zink Tradition in rot und schwarz: Die Clubfans sind gegen einen Test gegen RB Leipzig, wo ihrer Meinung nach die Investoren des Getränkekonzerns Red Bull zu viel Einfluss haben.

Sebastian Vettel, Felix Baumgartner: Die Liste der prominenten Profiteure des österreichischen Getränkeherstellers Red Bull ist lang. Im Fußball stößt das Engagement aber oft nicht auf Gegenliebe. So gründeten die Anhänger des österreichischen Traditionsklubs Austria Salzburg ihren Verein kurzerhand neu, nachdem Red Bull den Verein 2005 übernommen und dabei auch nicht davor zurückgeschreckt hatte, den Verein komplett umzukrempeln - neues Logo, neues Trikot, neue Farben, neuer Name, alles inklusive.

Doch bei Salzburg soll es nicht bleiben - das wichtigste europäische Projekt steigt in Leipzig, wo sich Red Bull 2009 den Oberligisten SSV Makranstädt einverleibte. Als Rasenball Leipzig spielt man nun in der Regionalliga Nordost und versucht, in höhere Gefilde des Fußballs vorzudringen. Bislang jedoch nur mit mäßigem Erfolg - gleich mehrmals scheiterte die ambitionierte Elf am Aufstieg in die dritte Liga.

Vor der Saison wurde Ralf Rangnick als Sportdirektor verpflichtet, der den Red-Bull-Mannschaften Leipzig und Salzburg eine neue Philosophie verleihen sollte. Mit Erfolg: Nach der Hälfte der Saison liegen die Leipziger komfortabel auf Rang eins der Regionalliga Nordost.

Bader und Fanvertreter einig

Für den Samstag wollte sich ursprünglich die Reserve des 1. FC Nürnberg mit der hohen sportlichen Qualität Rasenballs messen. Doch den Clubfans war der Kontrast zwischen Tradition und Moderne zu extrem. Im Trainingslager der Profimannschaft im spanischen Marbella kamen Fanvertreter und Sportvorstand Martin Bader überein, doch die Finger von diesem brisanten Testspiel zu lassen.

„Aufgrund der unterschiedlichen Strukturen beider Vereine wäre es möglicherweise zu Störungen und damit zu einem sicherheitsrelevanten Spiel gekommen", verriet FCN-Pressesprecherin Katharina Wildermuth der "Leipziger Volkszeitung". Ein Freundschaftsspiel, das am Ende zu einem Risikospiel mutiert - dieser Gefahr wollte man sich beim fränkischen Altmeister scheinbar nicht aussetzen.

"Unakzeptabel und zu unterbinden"

In Leipzig ist nun der Katzenjammer groß: "Das ist Erpressung, das hat im Fußball nichts zu suchen, das ist unakzeptabel und zu unterbinden“, schäumte Rainer Milkoreit, Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV), im Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" vor Wut. RB Leipzig gab sich da deutlich diplomatischer: "Wir nehmen die Absage zur Kenntnis und werden uns an einer öffentlichen Diskussion nicht beteiligen", unterstrich Vereinssprecher Sharif Shoukry gegenüber unserer Onlineredaktion." Von Regressforderungen will der Nordost-Regionalligst absehen.

Erpressung - das sieht man am Valznerweiher weit weniger drastisch: „Wir sind stolz, dass wir von einer solch breiten Fanszene unterstützt werden und stehen mit ihr selbstverständlich im Austausch", unterstrich Wildermuth. Erpresst oder unter Druck gesetzt fühlt man sich beim FCN offenbar nicht.

Alleine steht der Club mit der Testspielabsage nicht - immer wieder sagten Traditionsvereine in den vergangenen Jahren Testspiele gegen die Leipziger ab - die Liste der "Leipziger Volkszeitung" umfasst seit 2011 Hessen Kassel, Union Berlin, Erzgebirge Aue und Kickers Offenbach. In der aktuellen Winterpause hat neben dem FCN auch der TSV München 1860 kalte Füße bekommen.

42 Kommentare