TV Fürth 1860 bildet Kinder im Karate aus

26.4.2017, 10:45 Uhr
TV Fürth 1860 bildet Kinder im Karate aus

© Foto: Goldmann

Trainer Dennis Schnauder ist zufrieden mit diesem Erfolg und freut sich, im Sommer mit seinen beiden Schützlingen zur deutschen Meisterschaft nach Erfurt fahren zu können. "Das ist schon unser Anspruch", sagt der ehemalige deutsche Vize-Meister ohne jegliche Tiefstapelei. Schließlich gehören die Fürther zu den führenden Karate-Vereinen in Bayern.

Dahinter steckt viel Arbeit. Acht ehrenamtliche Trainer kümmern sich sowohl um den Leistungsnachwuchs als auch um den Breitensport, als den vor allem Erwachsene Karate betreiben. Für Kinder und Jugendliche dagegen sind die Wettbewerbe ein probates Mittel, um sich untereinander zu messen und ihren Leistungsstand abzufragen.

"Wir bekommen die Wettkampfreife recht schnell hin", berichtet Schnauder, der selbst Kampfrichter ist. Das erklärt sich damit, dass in Wettkämpfen nur ein kleiner Teil der Karatetechniken angewendet wird. "Der Wettkampfsport ist natürlich unser Aushängeschild und Werbung für den Verein", weiß auch Joachim Merkl um die Wirkung der Erfolge.

Ihm scheint jedoch ein anderer Aspekt des Karate wichtiger zu sein als Platzierungen: "Karate ist eine Charakterschule und viel mehr als der Wettkampf", betont der 62-Jährige, der selbst den 4. Dan besitzt. Den 5. Dan (von neun) will er noch erreichen, mehr geht sportlich nicht mehr. Darüber gibt es nur noch Ehrentitel.

"Wer Karate lernt, lernt nicht nur, sich selbst zu verteidigen. Karate vermittelt ein ganz anderes Auftreten: Mut, Selbstbewusstsein, gegenseitigen Respekt, Disziplin, aber auch mit Niederlagen umzugehen." Er habe es mehrfach erlebt, wie sich Kinder durch den Sport öffnen und entwickeln. "Wir können aber nicht in einem halben Jahr das gutmachen, was vorher schiefgelaufen ist", gibt der pensionierte Polizeibeamte schmunzelnd zu.

Die 1987 gegründete Karate-Abteilung gehört zu den größeren des TV Fürth 1860 und kann sich über fehlende Mitglieder nicht beschweren. 164 Sportler aller Altersklassen (der älteste ist 68) und sozialer Schichten zählt Joachim Merkl, rund ein Drittel sind Mädchen und Frauen.

Auf der zum Dojo umgebauten Bühne der Sporthalle ist die ganze Woche Trainingsbetrieb. "Wir können ganz individuell auf die Fähigkeiten und Ziele unserer Mitglieder eingehen und diese nach Wunsch trainieren", erklärt der Schwarzgurtträger. Darin sieht er auch den großen Vorteil gegenüber einer privaten Kampfsportschule, in der gewinnorientiert gearbeitet wird. Konkurrenz seien diese Schulen – in Fürth gibt es ohnehin keine reine Karateschule – aber nicht.

"Mir wäre es recht, wenn jeder eine Kampfkunst lernen würde", so der ehemalige Polizist im Hinblick auf die Charakterbildung. Das Alter spiele dabei kaum eine Rolle. "Sinnvoll ist das aber bei Kindern erst ab etwa sechs Jahren. Je früher jemand anfängt, desto schneller hört er nach unserer Erfahrung wieder auf", schränkt Dennis Schnauder etwas ein.

Wer sich zur Kampfmaschine ausbilden lassen möchte, ist allerdings nicht nur beim TV 1860, sondern in diesem Sport grundverkehrt. Karate ist, auch wenn es in Film und Fernsehen oft anders aussieht, ganz auf Verteidigung ausgelegt. Einen Erstschlag schließen die Regeln ausdrücklich aus. So lässt Merkl auch nur einen Filmhelden als Vorbild zu: "Meinen Jackie Chan – weil er seine Kampfkunst immer nur für das Gute einsetzt."

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