TV Roßtal führt die Handball Bezirksoberliga an

18.10.2017, 12:38 Uhr
TV Roßtal führt die Handball Bezirksoberliga an

© Foto: Maximilian Schmidt

Sebastian Schuh und Lukas Franke kennen sich bereits seit vielen Jahren, spielten auch in der Jugend regelmäßig zusammen. Mittlerweile sind beide 30 Jahre alt und aus der ersten Mannschaft des TV Roßtal nicht mehr wegzudenken. Beide sind unumstrittene Anführer einer sehr jungen Mannschaft, ihr Wort hat auf und neben dem Platz Gewicht. In entscheidenden Situationen scheuen beide nicht die Verantwortung, die jungen Spieler können sich an den zwei Leitwölfen stets aufrichten.

Steht einer von beiden nicht auf dem Feld, sinkt der Altersschnitt rapide. In Roßtal setzt man auf den Nachwuchs, wobei etliche Spieler der A-Jugend entstammen, die zuletzt die Bayernliga aufmischte. Einer von ihnen, Kreisläufer Dominik Bühler, hat sich bereits vor der Saison höhere Ziele gesetzt und ist zum Drittligisten Coburg gewechselt (die FN berichteten). Die verbliebenen Mitspieler konzentrieren sich nun voll auf den TVR und haben mit der Mission direkter Wiederaufstieg bislang kaum Probleme.

Fünf Spiele, fünf Siege – dazu bereits 193 geworfene Tore, das macht fast 40 im Schnitt. Ein Spaziergang seien die bisherigen Begegnungen aber nicht immer gewesen, versichert Schuh: "Ich denke, dass jede Mannschaft, gegen die wir spielen, unbedingt an ihre Leistungsgrenze gehen will. Denn jeder will uns schlagen." Aktuell kann aber nur der Post SV Nürnberg (7:1 Punkte) Schritt halten. Am Samstag, 28. Oktober, kommt es in Roßtal zum direkten Duell, ein Sieg der Gäste käme dabei aber doch einer mittelgroßen Sensation gleich.

Rundum zufrieden sind die Roßtaler Leitwölfe trotz des hervorragenden Starts nicht. "In der Abwehr ist auf jeden Fall Luft nach oben", so Franke, der auf der halblinken Königsposition zu Hause ist. Linkshänder Schuh, der mit 32 Treffern in fünf Spielen der viertbeste Torjäger der Liga ist, merkt zudem an: "Man muss auch sehen, dass wir einen neuen Trainer haben, einen großen Umbruch, viele neue, junge Spieler. Es gibt einfach noch viel zu tun – in allen Bereichen."

Knappes Derby in Zirndorf

Das macht vor allem der nur knappe Sieg im Derby in Zirndorf (30:29) deutlich, das einzige Roßtaler Spiel bislang, das so etwas wie Spannung barg. Es sei ein Beispiel dafür gewesen, was passiert, wenn die Einstellung nicht zu 100 Prozent stimme, stellte Schuh klar. Dazu habe sich das Fehlen von Franke bemerkbar gemacht: "Das ist natürlich ein Qualitätsverlust, den wir da hatten." Schuh möchte aber auch Zirndorf Respekt zollen, "weil die aus meiner Sicht eine hervorragende Leistung abgeliefert haben und einen Punkt verdient gehabt hätten".

Franke, der das Spiel krankheitsbedingt von der Bank aus verfolgen musste, sah auch positive Aspekte an dem engen Vergleich: "In den entscheidenden Situationen standen viele Junge auf dem Feld. Die haben dann auch ein wenig Nerven gezeigt." Solche Szenarien müsse es öfter geben, um den Nachwuchs in seiner Entwicklung voranzubringen. Daher Frankes Hinweis: "Es wäre natürlich schöner, wenn wir in der Landesliga spielen würden. Das würde allen mehr bringen." In dieselbe Kerbe schlägt auch Schuh, der die Kantersiege bedenklich findet: "Ich denke, dass es den jungen Spielern besser täte, wenn wir in der Landesliga spielen würden. Da müssten sie immer an ihr Maximum gehen."

Bis das gesteckte Ziel erreicht ist, müssen sie besonders die Deckung verbessern. 124 Gegentore sind zu viel für den eigenen Anspruch. Der Haken an der Geschichte: "Es ist schon in den letzten zehn Jahren das Roßtaler Problem, dass wir nie die stärkste Abwehr hatten. Wir profitierten eigentlich immer vom Angriff", gesteht Schuh. Dazu kommt der große Zusammenhalt beim TVR, ein Gros der Mannschaft kommt direkt aus Roßtal. "Das ist schon immer unser Vorteil, dass wir viele Eigengewächse haben. In den letzten Jahren kamen auch Auswärtige dazu, aber die sind immer reingewachsen und fühlen sich auch als Roßtaler", erzählt Franke.

Darüber hinaus verlieren die Leitwölfe nicht so schnell den Überblick, schließlich sind beide auch in der Abteilungsleitung. Franke ist beispielsweise Jugendleiter, hebt den Stellenwert des Nachwuchses auch hervor. In Roßtal sind alle Jugendmannschaften besetzt, andere Vereine müssen sich gezwungenermaßen in Spielgemeinschaften zusammenschließen. "Roßtal ist eine Landesliga-Mannschaft – auch von der Infrastruktur und dem Umfeld her", ist Schuh überzeugt.

Besonders die Sportmeile (siehe Artikel unten), die gerade in 850 Metern Entfernung zur Heimspielstätte der Handballer entsteht, stellt den Verein noch besser auf. Das knapp zehn Millionen Euro teure Projekt, das unter anderem eine Ballsporthalle und eine Turnhalle mit Schnitzelgrube (ein Basin mit Schaumstoff) vorsieht, soll im Frühsommer 2018 fertig sein. "Ich denke, dass man sich um den Roßtaler Handball in näherer Zukunft keine Gedanken zu machen braucht", sagt Schuh.

Keine Kommentare