Top-Angebot: Margreitter vor Verlängerung in Nürnberg

18.1.2017, 06:00 Uhr
Hiergeblieben! Nicht nur Kevin Möhwald (re.) möchte Mitspieler Georg Margreitter gerne in Nürnberg halten.

© F.: Sportfoto Zink Hiergeblieben! Nicht nur Kevin Möhwald (re.) möchte Mitspieler Georg Margreitter gerne in Nürnberg halten.

Georg Margreitter fühlt sich wieder wie ein Fußballer. Die vergangenen Trainingseinheiten im winterlichen Nürnberg bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt hatten für Bedingungen gesorgt, die eine Ausübung seines Lieblingssports im Freien nahezu unmöglich machten. Auf den gefrorenen Plätzen am Valznerweiher war ein Pass zum Mitspieler zu einer vagen Absichtserklärung verkommen. Auf dem rutschigen und teils vereisten Grund das Gleichgewicht zu halten, war die nächste Herausforderung. "Es ist schon schön, mal wieder einen Pass zu spielen, der nicht nur holpert", sagt der Vorarlberger im sonnigen Algorfa in Spanien.

Auch mit schmerzhaften Begleiterscheinungen, die der harte Boden bei den Profis je nach Problemzone (Knie, Rücken, Leiste) hinterlässt, ist an der bis gestern noch sonnenverwöhnten Costa Blanca nicht zu rechnen. Die Winterflucht nach Spanien hat für den Club zwar einen fünfstelligen Preis, für die Spieler herrschen nun aber Bedingungen, die konzentrierte Arbeit ermöglichen. "Uns fehlen aber ein paar intensive Einheiten", sieht Margreitter die bisherige Vorbereitung als alles andere als im Soll.

Streben nach dem Optimum

Der 28-Jährige strebt immer nach dem Optimum, gilt als fokussierter und zweikampfstarker Innenverteidiger. Weil bekannt ist, dass sein Vertrag beim Club am Saisonende ausläuft, machen diese Attribute ihn spätestens seit seiner erfolgreich auskurierten Syndesmoseverletzung Anfang Dezember auch für andere Vereine äußerst attraktiv. Angesichts seiner Kopfballstärke, seiner guten Spieleröffnung und seinen Führungsqualitäten ist gut vorstellbar, dass andere Klubs ihm den Sprung in die Beletage des Fußballs zutrauen.

Seinem eigenen Anspruch folgend, traut er ihn sich aber selbst am meisten zu: "Ich habe das Ziel, sportlich auszureizen, was mein Talent mir ermöglicht." Angebote aus der Bundesliga durfte er nach eigener Aussage zuletzt auch überdenken. Eine Situation, mit der er sich glücklich schätzt: "Für diese Ausgangslage bin ich dankbar. Ich hatte auch schon schlechtere."

Der meist gutgelaunte Vorarlberger stand nicht immer auf der Sonnenseite des Fußballs. In Schruns aufgewachsen, führte ihn seine Karriere über Stationen in Österreich beim Linzer SK, SC Wiener Neustadt und Austria Wien bis nach England, wo sie bei den Wolverhampton Wanderers ins Stocken geriet. "Es war eine lehrreiche Zeit, die mich Demut gelehrt hat. Rückblickend kann ich darüber locker reden." Damals aber hatte es sich sehr deprimierend angefühlt.

Es folgte eine Ausleihe nach Dänemark zum FC Kopenhagen und ein
Intermezzo beim englischen Zweitligisten FC Chesterfield. Danach kehrte Margreitter zurück aufs europäische Festland, unterschrieb im Sommer 2015 einen Zweijahresvertrag beim Club und wurde wieder richtig glücklich: "Ich fühle mich in Nürnberg auch privat sehr wohl." Mit Freundin Rosalie Tschann, einer österreichischen Leichtathletin, wohnt er in der Innenstadt und wird es sich dort auch noch länger gemütlich machen.

"Nicht um jeden Preis in die Bundesliga"

Ehe er sich für eine Unterschrift unter sein wohl letztes langfristig
datiertes Arbeitspapier entscheidet, muss er einige Faktoren abwägen, stellt aber auch klar: "Ich muss nicht um jeden Preis in die Bundesliga wechseln", sagt Margreitter unabhängig von seinem Freund und ehemaligen Mitspieler Guido Burgstaller, der es vor wenigen Tagen dorthin geschafft hat.

Dessen Blitzwechsel zum FC Schalke 04 hat die sportliche Perspektive des Clubs deutlich verschlechtert, das sieht auch Margreitter so. "Wir haben unseren besten Torschützen verloren, das können wir auch nicht als Mannschaft kompensieren. Da springt keiner in die Bresche und macht jetzt 14 Tore. Da brauchen wir uns nicht in die Tasche zu lügen", gibt er offen zu. Dennoch hat er für den Verein und seinen österreichischen Landsmann vollstes Verständnis: "Es war ein No-Brainer." Also eine Chance, über die nun wirklich keiner ernsthaft nachdenken musste.

Ein ambitioniertes Angebot

Auch ohne Burgstaller hält Margreitter eine erfolgreiche Zukunft beim Club für möglich. "Ich bin ein optimistischer Mensch und ich möchte auch immer an das Gute glauben." In Nürnberg soll er künftig eine Schlüsselrolle einnehmen und dem Verein ein immer noch ambitioniertes Gesicht verleihen. Er könnte der einzig verbleibende von aktuell drei gestandenen Innenverteidigern sein und mit Youngster Lukas Mühl ein Abwehrtandem bilden. Even Hovland zieht es weg, Dave Bulthuis hat ein erstes Angebot zur Verlängerung abgelehnt.

"Wir müssen versuchen, mittelfristig wieder etwas aufzubauen, um attraktiv zu sein für Spieler, die auch die Qualität mitbringen, um in der 2. Liga oben mitzuspielen", sagt Margreitter. In dieser Kategorie sieht man ihn beim 1. FCN, der die hohe Wertschätzung in schriftlicher Form hinterlegt hat. "Es war ein Angebot, das so auch nicht jeder Bundesligist macht", fühlte sich Margreitter umworben. Eine Unterschrift ist nur noch Formsache.

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