Vettel in Ungarn: Raus aus der Frustzone!

21.7.2016, 11:56 Uhr
Rund läuft es bei Sebastian Vettel in den letzten Monaten nicht. In Ungarn kochen Emotionen hoch, die an erfolgreichere Zeiten erinnern.

© afp Rund läuft es bei Sebastian Vettel in den letzten Monaten nicht. In Ungarn kochen Emotionen hoch, die an erfolgreichere Zeiten erinnern.

Der Weg ins betongraue Fahrerlager des Hungarorings ist für Sebastian Vettel eine schmerzhafte Erinnerung an bessere Tage. Als der viermalige Formel-1-Weltmeister in der Vorsaison in Budapest seinen zweiten Sieg im Ferrari feierte, schien die Rückkehr von Vettel und der Scuderia an die Spitze der Königsklasse vorgezeichnet.

Ein Jahr später indes ist das Traditionsteam tiefer denn je in der Frustzone – und der Chefpilot muss inzwischen in immer kürzeren Abständen Durchhalteparolen verbreiten. "Es gibt keinen Grund zur Panik", lautet einer der Sätze, den man zuletzt häufiger von Vettel gehört hat. Vor dem elften der 21 Saisonrennen am Sonntag (14 Uhr) ist Ferrari immer noch sieglos.

Zum gleichen Zeitpunkt in seinem Ferrari-Debütjahr 2015 hatte Vettel bereits 160 WM-Punkte eingefahren, diesmal sind es kümmerliche 98. Spitzenreiter Nico Rosberg liegt schon 70 Zähler voraus. In Ungarn könnte neben den Mercedes auch Red Bull wieder den Ferrari davonfahren.

Verständnisvoller Teamplayer

"Wir haben keinen Grund, Trübsal zu blasen", behauptet Vettel trotzdem. Dennoch ist spürbar, dass der Zauber des Vorjahres verflogen ist. Vettel wirkt angespannter, dünnhäutiger. Die sportliche Krise wird zur dauerhaften Nervenprobe. Es kostet Vettel viel Kraft, nach außen und innen Ruhe zu verbreiten, seiner Anführer-Rolle gerecht zu werden.

Der 29-Jährige weiß, dass er in dieser Situation den verständnisvollen Teamplayer geben muss. "Wir müssen die Welt nicht auf den Kopf stellen", beteuert Vettel. Dass Fiat-Boss Sergio Marchionne unnachgiebig Siege und Titel fordert, hat intern anscheinend für hektische Überreaktionen gesorgt. Der für die Aerodynamik zuständige James Allison will angeblich hinschmeißen, nachdem zuletzt gerade in diesem Bereich die Schwächen des SF16-H offensichtlich wurden.

Geduldsspiel

"Wir liegen überall zurück", sagt Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen. Vettel indes lehnt Schuldzuweisungen ab. "Wir müssen unserem Auto vertrauen, unserem Team und den Werkzeugen, die wir haben", mahnt der Heppenheimer. Wer Vettel bei solchen Sätzen zuhört, denkt unweigerlich an sein großes Vorbild Michael Schumacher. Auch der Rekordchampion musste bei Ferrari eine lange Phase des Aufbaus und der Rückschläge durchstehen, ehe seine Ära von fünf Titeln mit der Scuderia begann.

Vettel weiß längst, dass er wohl noch viel Geduld brauchen wird. „Wir müssen auf uns selbst schauen, die Probleme versuchen zu verstehen und konkurrenzfähiger werden“, lautet seine Arbeitsanweisung. Die Frage ist allerdings mehr denn je, ob die chronisch aufgeregte Scuderia noch einmal einen solchen Kraftakt wie einst mit Schumacher vollbringen kann. Vettel allein wird es kaum richten können.

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