Vibrierendes Fitness-Training wie bei Jürgen Klinsmann

13.2.2007, 00:00 Uhr
Vibrierendes Fitness-Training wie bei Jürgen Klinsmann

© Michael Matejka

Wer glaubt, auf die Power-Plate müsse man sich nur draufstellen und sich durchrütteln lassen, der liegt ziemlich falsch. Muskelaufbau mit der Vibrationsmethode funktioniert nur bei angespannter Muskulatur. «Ein bisschen was muss man schon selber tun, sonst erreicht man allenfalls einen Entspannungseffekt», erklärt Fitnesstrainer Ralph Riedel vom City Fitness Power Tower. Dort ist das neue Trainingsgerät seit Mitte November im Angebot und Trainer und Kunden sind gleichermaßen begeistert.

Keine Gewichte mehr

Vom normalen Training unterscheidet sich die neue Methode vor allem durch das Fehlen von Gewichten und die Arbeit an nur einem einzigen Gerät. Dabei steht oder sitzt man auf einer «Platte», die dreidimensional nach oben und unten, links und rechts und vor und zurück vibriert. Durch die entstehenden Reflexe werden rund 95 Prozent aller Muskelfasern trainiert und bis in die kleinsten Gefäße durchblutet, erläutert Riedel. Auch richtig gute Sportler würden mit normalem Training nur maximal 70 Prozent erreichen.

Durch vielfältige Sitz- oder Stehpositionen, etwa auf einem Bein oder in der Hocke, können die verschiedensten Muskulaturen trainiert werden. «Die Muskelkontraktion erfolgt allein durch die Vibration. Je mehr man dabei die Muskulatur anspannt, desto besser ist der Effekt», so Riedel. Intensivieren lässt sich das Training durch eine längere Dauer der jeweiligen Übung - möglich sind 30, 45 oder 60 Sekunden - oder durch eine stärkere Vibration. Das hängt von der Erfahrung des Sportlers ab. Wie in InternetForen zu lesen ist, können die Vibrationen bei besonders empfindlichen Menschen auch zu Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Unwohlsein führen. Dann hilft es, viel zu trinken.

Durch die individuelle Geräteeinstellung können Anfänger ohne Vorkenntnisse und Fortgeschrittene problemlos in einer Gruppe trainieren. Im City Fitness gibt es aber schon getrennte Einsteiger- und Fortgeschrittenenkurse.

Neben dem Ganzkörpertraining ist auch ein Bauch-Beine-Po-Programm speziell für die weiblichen Problemzonen möglich. Denn die Vibrationen sorgen angeblich für den Abbau von Cellulite und Fettzellen. Auch hier hat die Tiefenwirkung der Vibrationen positive Auswirkungen.

Aber abgesehen von Fitness und Schönheit wird Power-Plate auch im Anti-Aging-Bereich erfolgreich eingesetzt. Wissenschaftliche Studien haben laut Hersteller ergeben, dass die Vibrationen das Wachstum des Knochengewebes stimulieren und die Knochendichte bei Osteoporose-Patienten verbessern. Auch in den Bereichen Entspannung, Massage und Rehabilitation wird das Gerät eingesetzt.

Kaum zu glauben, dass die Technologie von Power-Plate eigentlich aus der russischen Weltraumforschung stammt. Dort wurde sie gegen Muskelschwund bei den Kosmonauten eingesetzt, die längere Zeit im Weltraum unterwegs waren. Weil mangels Schwerkraft ein normales Muskeltraining unmöglich war, setzten die Russen auf ein Vibrationstraining und stellten einen 420-Tage-Rekord im All auf. Die amerikanischen Kollegen mussten bei herkömmlichem Training nach 120 Tagen aufgeben.

Schon bevor es Einzug in die Fitness-Studios hielt, wurde das Power-Plate-Training im Spitzensport eingesetzt. Jürgen Klinsmann verordnete es der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und auch die Nationalteams des Deutschen Skiverbandes setzen auf Vibration.

Ein großer Vorteil ist für Ralph Riedel auch die zeitliche Effektivität. «Man kann sein herkömmliches Training mit Power-Plate ergänzen oder es komplett ersetzen. Dann reichen zweimal 20 bis 25 Minuten in der Woche. Da hat man hinterher noch locker Zeit fürs Kino».

Nichts für Risikogruppen

Bei aller Begeisterung ist aber auch Vorsicht geboten, denn beim Power-Plate handelt es sich um ein sehr intensives Training, das bei bestimmten Vorerkrankungen oder einer Schwangerschaft nicht ohne ärztliche Rücksprache ausgeübt werden sollte. Im City Fitness lässt man die Kursteilnehmer eine Erklärung unterschreiben, in der die Risikofaktoren aufzählt sind. Dazu gehören etwa Herzschrittmacher, schwere Osteoporose, Diabetes, künstliche Hüft- oder Kniegelenke.