Wada lässt russische Anti-Doping-Agentur wieder zu

20.9.2018, 15:45 Uhr
Wada lässt russische Anti-Doping-Agentur wieder zu

© Matt Slater/dpa

 Die Welt-Anti- Doping-Agentur hat trotz weltweiter Proteste die russische Agentur Rusada nach dreijähriger Sperre begnadigt. Dies entschied das Wada-Exekutivkomitee mit 9:2 Stimmen bei einer Enthaltung am Donnerstag auf den Seychellen. Damit ist die uneingeschränkte Rückkehr der Sportgroßmacht in den Weltsport geebnet. Allerdings muss Russland der Wada bis zum 30. Juni 2019 den Zugang zum Moskauer Analyselabor und den dortigen Doping-Daten – und -Proben ermöglichen.

Die RUSADA war nach Aufdeckung des staatlich gelenkten Dopings am 18. November 2015 für nicht regelkonform erklärt worden. "Diese Entscheidung enthält einen klaren von der Wada aufgestellten Zeitplan, bis wann der Zutritt zum Moskauer Labor, den Daten und Proben gewährt werden muss – verbunden mit der Festlegung, dass bei Nichterfüllung des Zeitplans, die RUSADA wieder für nicht regelkonform erklärt wird“, hieß es in einer Wada-Mitteilung.

Entscheidung ein "falsches Signal"

"Die Entscheidung der Wada, die russische Anti- Doping Agentur zum jetzigen Zeitpunkt als compliant, also regelkonform arbeitend, einzustufen, ist ein herber Rückschlag für uns", kommentierte Andrea Gotzmann, Vorstandsvorsitzende der deutschen Anti-Doping-Agentur, den Beschluss. "Die Entscheidung setzt ein falsches Signal." 

Die Wada-Führung folgte mit dem Beschluss einer Empfehlung ihrer Zulassungskommission, obwohl eine weitere wichtige Forderung zur RUSADA-Wiederzulassung, die volle Anerkennung des Reports von Richard McLaren, noch nicht erfüllt ist. Dass diese wesentlichen Anforderungen bis jetzt nicht erfüllt beziehungsweise von Russland bislang verweigert wurden und dennoch der Bann aufgehoben werden soll, begründete die Wada mit diplomatischen Floskeln. Führung erfordere "Flexibilität" und eine "nuancierte Interpretation" der Zulassungskriterien, "um die Sache zu einem Ende zu bringen".

Die Empfehlung und die Begründung dafür hatten weltweit scharfe Kritik und strikte Ablehnung bei Athleten, Verbänden, vielen nationalen Anti- Doping-Agenturen und in der Sportpolitik ausgelöst. Sportler protestierten dagegen, dass für sie Regeln gelten, an die sie sich halten müssen und bei denen keine Flexibilität gelte. Selbst Wada-Vizepräsidentin Linda Helleland machte sich zur Fürsprecherin der Athleten. Die Norwegerin begründete ihre Entscheidung, nicht für die Aufhebung des Rusada-Banns zu stimmen, damit, "dem großen Wunsch der Athletenkommissionen auf der ganzen Welt" nicht zuwiderzuhandeln.

Die Phalanx der Zulassungsgegner reichte von Bundesinnenminister Horst Seehofer ("Suspendierung aufrechterhalten") über die deutsche NADA-Chefin Gotzmann ("Zweifel am Willen zur Aufklärung des russischen Sports") bis hin zum Ex-Leiter des Moskauer Analyselabors Grigori Rodschenkow ("Eine Katastrophe für olympische Sportideale").

Athleten waren nicht ganz verbannt

Während der Rusada-Sperre waren russische Sportler nicht gänzlich von der Weltbühne verbannt. Das Internationale Olympische Komitee ließ nach individueller Prüfung bei den Sommerspielen 2016 in Rio rund 270 Athleten des Landes unter neutraler Flagge antreten, bei den Winterspielen im Februar dieses Jahres waren 168 am Start. Auch bei den Weltcups in den verschieden Sportarten durften sie dabei sein. Nur der Weltverband IAAF schloss nach Enthüllung des Dopings-Skandals in Russlands Leichtathletik, die der Beginn der Wada-Untersuchung für den ganzen russischen Sport war, das Land bis heute komplett von Wettkämpfen aus.

Lediglich nach strenger Prüfung durften Russen bei internationalen Titelkämpfen und Meetings an den Start gehen. Zudem hat die bereits für die Paralympics 2016 in Rio verhängte Sperre des Internationalen Paralympic-Komitees gegen Russland noch Bestand. 

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