Weitspringer küren ihren Meister am Hauptmarkt

16.1.2015, 05:58 Uhr
Weitsprung mitten in der Stadt: So soll im Juli die Wettkampfstätte am Hauptmarkt aussehen.

© DLV Weitsprung mitten in der Stadt: So soll im Juli die Wettkampfstätte am Hauptmarkt aussehen.

Der Hauptmarkt, auch gerne die gute Stube Nürnbergs genannt, hat in den vergangenen Jahren in Sachen Sport schon so einiges erlebt. Fliegende Radfahrer beim sogenannten Red Bull District Ride, ganz normale Radfahrer beim Altstadtrennen und baggernde Beachvolleyballer auf einer riesigen Sandfläche. Mit Sand und mit Fliegen hat auch das Spektakel zu tun, das am 24. Juli, also direkt im Vorfeld der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft (25./26. Juli), den schmucken Hauptmarkt für einige Tage zweckentfremdet.

Absprung in 1,50 Metern Höhe

Am Abend dieses Freitags werden ab 18.30 Uhr die besten Weitspringer und Weitspringerinnen in eine ebenfalls nicht kleine Sandgrube fliegen. Weil es dabei nicht nur um die deutschen Titel, sondern auch um die Tickets für die Weltmeisterschaft Ende August in Peking geht, darf man das Spektakel nicht als Show-Wettbewerb verstehen, sondern als offiziellen Teil der Deutschen Meisterschaft, die dann am Samstag und Sonntag zum zweiten Mal nach 2008 im Frankenstadion über die Bühne geht.

„Die Sprunganlage muss zu hundert Prozent wettkampf- und bestenlistenkonform sein“, sagt Frank Kowalski, der Veranstaltungsdirektor des DLV. Um das zu erreichen, ist im Vorfeld eine Menge technische Baukunst nötig, denn der rund 50 Meter lange Anlaufsteg, der direkt beim Schönen Brunnen beginnt, muss bis zum Absprungbalken ein Gefälle von gut einem Meter ausgleichen. Die Sportler laufen also in rund 30 Zentimetern Höhe los und springen rund eineinhalb Meter über dem Boden ab, genau auf die Frauenkirche zu.

Erfahrungswerte hat der DLV mit solch mobilen Sprunganlagen zwar von der Springer-Show „Berlin fliegt“ vor dem Brandenburger Tor, aber bei einer offiziellen Meisterschaft muss wirklich alles bis ins kleinste Detail stimmen. „Die Sportler und Sportlerinnen erwarten natürlich von ihrem Verband optimale Bedingungen. Die Rückmeldungen aus dem Springerlager auf diese Idee sind aber durchweg sehr positiv“, sagte DLV-Medienchef Peter Schmitt gestern bei einer Pressekonferenz im Nürnberger Sheraton-Hotel.

Erfahrung mit einem ausgelagerten Teil der Meisterschaft hat der DLV bereits im Vorjahr gesammelt. Da gingen die Kugelstoßer direkt vor dem Ulmer Münster auf Weitenjagd. Das Zuschauerinteresse war groß, aber man möchte dies im Juli auf dem Hauptmarkt noch übertreffen. In einer sogenannten „Clubers.net-Arena“, die ausnahmsweise nichts mit dem Club, sondern mit dem Namen des Hauptsponsors der Anlage zu tun hat, sollen auf zwei Tribünen direkt neben der Anlaufbahn 4000 Zuschauer Platz finden. Der Eintritt dafür ist frei. „Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst“, sagt Frank Kowalski. Direkt hinter der Sandgrube werden auf großen Videowänden die Sprünge übertragen, die von einer mobilen Kamera über der Anlage aufgenommen werden. Die Springer sehen sich also selbst in die Grube fliegen — falls sie dafür ein Auge haben.

Test tags zuvor

Damit sich die DM-Starter an die ungewohnte Umgebung gewöhnen können, dürfen sie bereits am Donnerstag Probesprünge absolvieren. Ein weiteres Indiz dafür, dass der DLV mit dem Nürnberger Flugspektakel zwar Aufmerksamkeit für seine Sportart erzielen will, dies aber nicht auf Kosten korrekter Bedingungen gehen darf. Bei den Männern sind Sprünge deutlich über acht Meter zu erwarten — und auch nötig, denn die Qualifikationsweite für die WM in Peking liegt bei 8,15 Metern.

Die gute Stube der Stadt dürfte also gut gefüllt sein an diesem Sommer-abend, aber das Frankenstadion dürfte an den beiden kostenpflichtigen Meisterschaftstagen ordentlich ge- füllt sein. Bislang wurden im Vorverkauf 14.000 Tickets abgesetzt. „Das ist zu diesem frühen Zeitpunkt außergewöhnlich gut“, sagt Kowalski — und freut sich auf Nürnberg.

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