Wie ein Fürther Dienstleister das Autoland Bayern stützt

24.9.2018, 11:00 Uhr
Wie ein Fürther Dienstleister das Autoland Bayern stützt

© Foto: Leberzammer

Der Mittelstand als Rückgrat der Wirtschaft: Dieses Bild zeichnen Bundes- und Landespolitiker immer gerne, wenn sie zu Firmenbesuchen übers Land fahren. Dass sich in Fürth zwei Unternehmen zusammengetan und auf einem 17 000 Quadratmeter großen Grundstück viel Geld in die Hand genommen haben, machte den Minister dabei weniger stutzig als einige Details aus dem Lackiergeschäft.

Über 60 000 unterschiedliche Farbtöne für alle gängigen Automarken können die Experten verarbeiten. Für Pschierer eine unglaublich große Zahl, die ihm zeige, dass Spezialisierung im "Autoland Bayern" die richtige Geschäftspolitik bleibe. Die Kooperation der Feser-Graf-Gruppe mit ihren bundesweit 43 Autohäusern und dem Lackierspezialisten Kießling wurde allerdings nicht von allen Beteiligten von Anfang an gutgeheißen.

"Ich war skeptischer als Jürgen Kießling", räumt etwa Uwe Feser ein. Als Autohändler mit den entsprechenden Werkstätten zog er es lange vor, möglichst viele Arbeiten von den eigenen Leuten erledigen zu lassen. Heute sagt er: "Hätten wir uns doch nur schon zehn Jahre früher zusammengetan." Und dies nicht nur, weil die Wertschöpfung der gemeinsamen Investition um 25 Prozent höher liegt als im Vergleich zu vorher.

Qualität und Qualifikation hätten sich gleichermaßen verbessert. Aktuell beschäftigt Kießling elf Auszubildende, die einmal "vernünftige Fachkräfte" sein werden. Feser-Graf selbst hat laut Fesers Angaben 125 Lehrlinge und — im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen — keine Schwierigkeiten, geeignete Bewerber zu finden. Das Geschäftsfeld Lackieren habe er dennoch gerne an den Partner Kießling, mit dem er schon länger zusammenarbeitet, abgegeben. "Das sind die Spezialisten, das kannst du als Autohaus heute gar nicht mehr leisten", meint Feser — vom Platzproblem an den verschiedenen Standorten einmal ganz abgesehen.

Dass das Lackierzentrum in Fürth entstand, sei zu einem großen Teil den guten Kontakten von Willi Graf in dessen Heimatstadt zu verdanken. Darüber hinaus habe sich die Kleeblattstadt überaus um die Ansiedlung bemüht und sich sehr kooperativ gezeigt. Ein Punkt, den Pschierer ebenfalls hervorhob: "Gute Ansiedlungspolitik funktioniert dort, wo die Verantwortlichen ins Gelingen verliebt sind." Fürth habe die Basis gelegt, nicht für "Billigjobs, sondern für qualifizierte, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze".

Auslastung nahe 100 Prozent

Das Lackierzentrum Kießling sei ein Musterbeispiel für das, was die Stärke der bayerischen Wirtschaft ausmache: "das Heer der Zulieferer und Dienstleister und nicht die beiden Autogiganten". Die Arbeit dürfte den Fürther Lackierern indes so schnell nicht ausgehen — schließlich kracht es jeden Tag irgendwo im Straßenverkehr und die Behebung von Lackschäden sorgt zum größten Teil dafür, dass die Auslastung laut Uwe Feser aktuell "bei fast 100 Prozent" liegt.

Pschierer betonte derweil die Bedeutung der Automobilwirtschaft: Bayern werde Autoland bleiben. "Das gilt auch für den Individualverkehr und den Verbrennungsmotor", so der Minister. Hier benötigten Verbraucher wie Wirtschaft entsprechende Sicherheiten und rechtliche Rahmenbedingungen.

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