WM-Kolumne: Wenn Spitzensport auf Kreisklasse trifft
14.7.2018, 15:50 UhrDass der Fußball in der Weltspitze zuweilen abgehoben wirkt, wurde auch an dieser Stelle schon oft thematisiert, es ist keine neue Nachricht. Spieler, deren Transferwert das Bruttoinlandsprodukt vieler Staaten übersteigt. Funktionäre, die jegliche demokratische Entscheidungsprozesse außer Kraft setzen. Korruption, natürlich. Nah ist einem dieser Fußball nicht (mehr), manchmal stellt man sich die Frage: Ist das überhaupt noch Fußball? Oder einfach nur Turbokapitalismus. Mit Turbospielern und flatterndem Ball.
Trotzdem kann einem so eine Fußball-Weltmeisterschaft in den besten Momenten ganz nahe kommen. Nämlich dann, wenn die Weltspitze aussieht wie Kreisklasse. Wenn sich Belgiens Michy Batshuayi beim Torjubel selbst K.o. schießt oder wenn Uruguays Torwart Fernando Muslera einen vermeintlich harmlosen Schuss nicht fangen kann. Dass es vor allem diese Momente sind, die hängen bleiben vom aktuellen Turnier, sagt viel über den Fußball im Jahr 2018 und seine Hauptdarsteller aus.
Fokus auf Herzogenaurach, Feucht und Kornburg
An diesem Wochenende, wenn in Moskau der neue Weltmeister gekürt wird, geht der Spielbetrieb auch beim Amateurfußball wieder los. Beide Welten rücken zusammen und die spannende Frage wird sein: Was sieht man auf den Plätzen zwischen Herzogenaurach, Feucht und Kornburg? Sieht man eher Batshuayis und Musleras oder sieht man Landesliga-Neymars, die bei jedem Feindkontakt einen Doppelsalto hinlegen und Möchtegern-Mbappes, die das Zeitspiel auf ein neues Level heben? An welchen Vorbildern orientieren sich die (ambitionierten) Hobby-Fußballer? Immerhin: Es ist Fußball. Nicht Turbokapitalismus.
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