WM-Kolumne: Wer ist verantwortlich für die DFL-Panne?

29.6.2018, 14:13 Uhr
In den nächsten Tagen muss sich Joachim Löw wegen seiner Zukunft entscheiden.

© DANIEL ROLAND, AFP In den nächsten Tagen muss sich Joachim Löw wegen seiner Zukunft entscheiden.

Wer genau dahintersteckt, also wer die vielen Buchstaben in sein Handy oder Laptop getippt hat, ist nicht bekannt. Vielleicht ja sogar der Bundestrainer höchstselbst, wer weiß, oder Marvin Plattenhardt, der ja viel Freizeit hatte nach seinem WM-Debüt. Jedenfalls kann "Die Mannschaft" zumindest ordentlich twittern - ihre offizielle Entschuldigung an über 3,3 Millionen Follower ging am Donnerstag ein wenig unter im ganzen Debakel- und Schmachgedöns. Deshalb hier nochmal im Wortlaut:

"Liebe Fans! Wir sind genauso enttäuscht wie Ihr! Eine WM ist nur alle vier Jahre, und wir hatten uns so viel vorgenommen. Es tut uns leid, dass wir nicht wie Weltmeister gespielt haben. Daher sind wir auch verdient ausgeschieden, so bitter es ist. (1/3)."

(Kleine Anmerkung: Hätten sie wie Weltmeister gespielt, wären sie wahrscheinlich auch nicht ausgeschieden, also zumindest nicht in einer Gruppe mit Mexiko, Schweden und Südkorea). 


Liebesgrüße aus Nürnberg - der WM-Podcast


"Eure Unterstützung war super, in Deutschland und in den Stadien. In Rio 2014 haben wir noch zusammen gefeiert. Aber zum Sport gehören auch Niederlagen und das Anerkennen, wenn die Gegner besser waren. (2/3)"

(Die Gegner waren besser? So kann man es natürlich auch sehen. Oder eben, dass die Deutschen schlechter waren).

"Wir gratulieren #MEXzum Weiterkommen & #KOR zum gestrigen Sieg. Vielen Dank an #RUS für die Gastfreundschaft!"

So kann man sich natürlich auch verabschieden, trotz des vorherigen PR-Desasters. Der DFB, also die offizielle Twitter-Abteilung, darf mit absolut reinem Gewissen in den Urlaub fahren. Für die Kollegen von der heimischen DFL hingegen fängt der Ärger jetzt erst an, weil jemand aus dem Haus seine systemkritische Meinung niedergeschrieben und blöderweise auch noch veröffentlicht hat.

"Five reasons Germany crashed out of the 2018 Russia World Cup", so war die Analyse überschrieben auf der englischsprachigen Seite von bundesliga.com. Deswegen sah sich die DFL genötigt, sich umgehend „in aller Deutlichkeit“ zu distanzieren vom Beitrag. So nicht. "Er wurde von der Redaktion unserer Tochterfirma DFL Digital Sports erstellt und nicht mit der DFL abgestimmt", mimimite der Verband, ein Alleingang also. Nur von wem? Und warum?

WM-Kolumne: Wer ist verantwortlich für die DFL-Panne?

© Bronislav Hava

Satt seien die Weltmeister von 2014 gewesen, hieß es in dem zügig gelöschten Artikel, die Nicht-Weltmeister von 2014 allerdings auch nicht hungrig, Sandro Wagner und Philipp Max (vom FC Augsburg, d. Red.) hätten unbedingt nominiert werden müssen, außerdem habe es in der Mannschaft überhaupt nicht gestimmt zwischen den Jungen und etwas Älteren. Also denen, die schon etwas erreicht haben in ihrer Karriere. 

Das kann man so sehen, muss man aber nicht, auf jeden Fall tat so eine schonungslose Analyse auch mal gut. Nur eben nicht von einem (oder einer?), der (die?) für Objektivität bezahlt wird. "Niemand der bei der DFL Verantwortung tragenden Personen war an der Erstellung des Textes beteiligt oder hat davon vor Erstellung und Veröffentlichung Kenntnis gehabt", hieß es vielmehr. 

Bloß: Wer was es? Unter Verdacht stehen jetzt sämtliche Freunde und Verwandte von Sandro Wagner und Philipp Max, die für DFL Digital Sports arbeiten. Und alle, die eine eigene Meinung haben in der englischsprachigen DFL. So viele können das ja nicht sein. 

Verwandte Themen


3 Kommentare