Zehnkämpfer Schrader holt WM-Silber

11.8.2013, 20:26 Uhr
Holte die erste Medaille im Zehnkampf seit 1997: Michael Schrader, der am Sonntag Silber gewann.

© Bernd Thissen/dpa Holte die erste Medaille im Zehnkampf seit 1997: Michael Schrader, der am Sonntag Silber gewann.

Im Regen von Moskau hat sich Sprintstar Usain Bolt bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften den 100-Meter-Titel zurückgeholt. Der Jamaikaner triumphierte zwei Jahre nach seinem Fehlstart in Daegu/Südkorea und rannte am Sonntagabend in 9,77 Sekunden über die Ziellinie. Es war das sechste WM-Gold für den sechsfachen Olympiasieger. Zehnkämpfer Michael Schrader gewann mit Silber unterdessen die erste Medaille im Luschniki-Stadion für das 66-köpfige deutsche Team.

Einen Tag nach seinem sehr ernsten Auftritt im Vorlauf machte Superstar Bolt schon wieder einige Späßchen. Der Weltstar soll nach den zahlreichen Doping-Fällen der vergangenen Wochen der WM den bitter nötigen Glanz verleihen. Da Tyson Gay (USA) und Asafa Powell (ebenfalls Jamaika) überführt worden waren, hatte der Weltrekordler zwei Gegner weniger. Auf den Platzregen pünktlich zum Start reagierte Bolt auf seine Weise – und spannte in einer mimischen Einlage einen Regenschirm auf.

Auf den letzten Metern musste der Favorit aber nochmal richtig Gas geben. Mit der persönlichen Saisonbestzeit von 9,77 Sekunden lag Bolt vor dem Amerikaner Justin Gatlin (9,85) und seinem Landsmann Nesta Carter (9,95). „Ich habe meinen Job erledigt und das zählt. Der zweite Teil des Rennens ist meine Stärke und das habe ich gezeigt“, meinte Bolt völlig gelassen nach seinem Gold-Lauf.

Schrader konnte sein Glück dagegen kaum glauben. Die „Könige der Athleten“ haben wieder einen deutschen Prinzen: Der 26 Jahre alte Schrader musste sich nur Olympiasieger und Weltrekordler Ashton Eaton aus den USA geschlagen geben. „Ich wusste immer, wenn ich gesund bin, kann ich Großes leisten“, sagte der viele Jahre von Verletzungen geplagte Leverkusener nach seinem Coup.

Erster internationaler Auftritt seit 2008

Die letzte deutsche WM-Medaille im Zehnkampf hatte Frank Busemann 1997 in Athen erobert. Für Schrader war es ein großartiges Comeback nach langer Leidenszeit. Bei seinem ersten internationalen Auftritt seit Olympia 2008 zeigte er drei persönliche Bestleistungen, stellte zwei ein und ließ auch im abschließenden 1500-Meter-Lauf nicht mehr nach. Mit 8670 Zählern lag der Sportsoldat nach zwei Tagen hinter Eaton (8809) und vor dem Kanadier Damian Warner (8512).

„Zehnkämpfer waren in Deutschland immer Helden der Nation. Deshalb ist es ein traumhafter Start in die WM“, meinte Verbandspräsident Clemens Prokop nach Schraders großem Tag. Während der Zehnkämpfer dem siebtplatzierten Rico Freimuth aus Halle/Saale völlig geschafft, aber überglücklich in die Arme fiel, war Europameister Pascal Behrenbruch ziemlich geknickt.

Der Weltjahresbeste aus Frankfurt enttäuschte als Elfter. Dabei hatte er nach den ersten fünf Disziplinen noch angekündigt: „Morgen komme ich! Ich bin der Mann des zweiten Tages.“ Vergebens hoffte auch Diskuswerferin Nadine Müller auf Edelmetall. Der WM-Zweiten von 2011 fehlten mit 64,47 Metern ein halber Meter zum dritten Platz. Olympiasiegerin Sandra Perkovic aus Kroatien feierte mit 67,99 Metern überlegen ihren ersten WM-Titel vor der Französin Mélina Robert-Michon und der Kubanerin Yarelys Barrios (64,96).

Gold für Kiplagat und Farah

Die Sandgrube bleibt derweil das Revier von Brittney Reese. Die Titelverteidigerin und Olympiasiegerin aus den USA setzte sich im Weitsprung mit 7,01 Metern und nur zwei Zentimetern Vorsprung auf Sprintspezialistin Blessing Okagbare aus Nigeria durch. Moguenara hatte noch vor einer Woche in Weinheim mit einem 7,04-Meter-Satz verblüfft, enttäuschte diesmal aber etwas als Zwölfte mit 6,42.

Die ersten Gold-Medaillen hatten am Samstag Kenias Marathonläuferin Edna Kiplagat und Großbritanniens Olympia-Held Mo Farah erobert. Die 33-Jährige konnte als erste Sportlerin ihren WM-Titel auf der klassischen 42,195-Kilometer-Distanz verteidigen. Farah holte nach seinem Doppelschlag 2012 in London Premieren-WM-Gold über die 10 000 Meter. Kiplagat setzte sich im Hitzerennen bei etwa 30 Grad nach 2:25:44 Stunden vor der 37 Jahre alten Italienerin Valeria Straneo durch. „Ich widme meinen Sieg meinem Ehemann, dafür dass er mir genügend Zeit zum Training gelassen hat“, sagte Kiplagat. Sie hat mit Carlos (9) und Wendy (5) ebenso zwei leibliche Kinder wie Straneo, zudem noch zwei Kinder ihrer verstorbenen Schwester adoptiert.

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