Stein: Im Museum sind die Bären los

14.11.2014, 14:00 Uhr
Stein: Im Museum sind die Bären los

© Foto: Sabine Rempe

Strolchen sie in freier Wildbahn umher, bekommen Bären hierzulande schnell den Beinamen „Problem“ umgehängt. Ist ihr Äußeres aus Mohair, sieht die Sache schon ganz anders aus. Schuld am knuddeligen Image soll der Legende nach ausgerechnet ein US-Präsident sein. Theodore Roosevelt weigerte sich einst, ein Bären-Junges zu jagen und handelte sich damit den Spitznamen Teddy ein.

Helmut Fiegl kann genau sagen, wie er und Ehefrau Monika zu begeisterten Plüschtier-Jägern wurden. „Meine Frau hat früher Puppen gesammelt, irgendwann hat sie gesagt: Ein Bär dazwischen sähe schön aus.“ Mittlerweile sind es rund 350, die in die Fiegl’schen Vitrinen einziehen durften. Rund 200 von ihnen sind in einer Sonderausstellung im Heimatmuseum zu bewundern.

Fliegende Bären

Platz genommen im Scheinwerferlicht haben tatsächlich auch Vertreter aus Amerika. Da ist ein NASA-Exemplar im silbrigen Raumanzug. Dazu hat sich bäriger Charles Lindbergh im Piloten-Overall gesellt. Neben ihm posiert ein kompaktes Modell, dessen Kopf beinahe von einer großen Biberfellmütze im Trapperstil verdeckt wird. An wen soll er erinnern? Old Shatterhand? Lederstrumpf? „Das ist Buffalo Bill“, stellt Helmut Fiegl richtig.

Mit viel Geduld wurde jedes einzelne Ausstellungsstück in Szene gesetzt, damit Besucher alle Details betrachten können. Denn es gibt viel zu entdecken. Kuriositäten sind dabei, wie die Euro-Währungs-Bären. Jedes teilnehmende Land ist vertreten, erkennbar an der entsprechenden Flagge auf der flauschigen Brust. Bekannte aus Literatur und Musikgeschichte haben sich eingefunden. Natürlich gibt es den unvergleichlichen Winnie-the-Pooh aus dem Hundert-Morgen-Wald, der sich auf deutsch schlicht Pu nennt. Ein sehr eleganter Mister Henry Higgins aus dem Musical „My Fair Lady“ stellt sich vor. An seiner Seite steht natürlich eine plüschige Eliza Doolittle mit Blumenkorb.

Breiten Raum in der Sammlung nehmen kunstgerecht gefertigte Bären der Firma Hermann ein. Der Ursprung des Unternehmens liegt in Sonneberg im Thüringer Wald, hier fertigte der Gründer, der Spielwarenfabrikant Bernhard Hermann, zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine ersten Modelle an.

Ein „alter Hermann“, wie Helmut Fiegl ihn nennt, fällt zwischen all den properen, sichtbar unbenutzten Nachbarn auf: „Mit dem hat der Sohn als Kind gespielt“, verrät der Sammler. Es muss eine innige Beziehung zwischen Bär und dem Jungen gewesen sein. Davon erzählen blanke Stellen im Plüsch, wie sie nur gemeinsame Abenteuer hinterlassen.

Melancholie weckt dagegen die Reihe von „Quelle“-Bären. „Es gab einmal Mitte der 90er Jahre eine Aktion des Versandhauses, da wurde jeden Monat ein besonderes Original herausgebracht.“ So sitzt nun ein Faschingsbär mit lustiger Mütze neben einem Oster-Petz, der abnehmbare Hasenohren trägt.

Neben Fachliteratur zum Sammlerthema, in der Fiegl gerne mal schmökert („Man findet immer wieder etwas Neues“), ist in der Schau auch eine besondere Edition aus dem Nürnberger Spielzeugmuseum zu sehen. Da gibt es zum Beispiel Jahresbären mit lokaler Geschichte wie Flocke, der 2008 aufgelegt wurde.

Ganz besonderen Charme entfalten zwei auffallend ranke Teddys aus dem Hause Schuco. Sie wurden in den 50ern Jahren produziert und geben sich ganz betont sportlich: Der eine zeigt im Trikot des 1. FCN, für wen sein Herz schlägt. Der andere führt ein historisches Schalke-Outfit vor.

Georg Büttner, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins, und Brunhilde Inspruckner, die sich um das Museum kümmert, sind froh, dass sie Fiegl für eine weitere Präsentation seiner Schätze gewonnen haben. Vor einem Jahr war der 69-Jährige nämlich bereits mit seiner Nussknacker-Parade hier vertreten.

Abschiedsgeschenk

Gibt es eigentlich für einen so hingebungsvollen Sammler ein Teil, das er besonders schätzt? Die Frage erntet zunächst Kopfschütteln. Doch dann greift Helmut Fiegl nach dem größten Teddy, der immerhin knapp einen Meter misst. „Der ist etwas Besonderes, den haben mir die Kollegen vom Team 3 bei der VAG zum Abschied geschenkt, der trägt eine echte alte Uniform.“

Angesichts der vielen weichen, wuscheligen Sammelobjekte bleibt im Grunde nur eine Frage offen: Gerät der Bären-Freund je in die Versuchung, in die Vitrine zu greifen und irgendeinen Teddy zu knuddeln?“ Die Antwort kommt ohne Zögern: „Nein, nie, da habe ich gar keine Zeit dazu.“

Die Ausstellung „Bärige Zeiten“, im Steiner Heimatmuseum, Mühlstraße 1, wird am 15. November, 11 Uhr, eröffnet. http://www.heimat-und-kulturverein-stein.de

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