"Todsichere Mischung" in Pfofeld

12.4.2016, 18:49 Uhr

© Tina Ellinger

 

Mit „Arsen und Spitzenhäubchen“ von Joseph Kesselring haben sich die Pfofelder Theatermacher einen echten Klassiker der schwarzen Komödie ausgesucht, die den meisten der Zuschauer in der einen oder anderen Version — auf der Bühne oder der Mattscheibe — wohl bekannt sein dürfte.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die beiden liebreizenden Schwestern Abby (Waltraud Bayerlein) und Martha Brewster (Helga Fischer), die sich liebevoll um ihren persönlichkeitsgestörten Neffen Teddy (Robert Zuckermeier) kümmern, der sich für den US-Präsidenten Teddy Roosevelt hält.

Auch Pastor Harper (Karl Laux) und Officer O’Hara (Martin Müller) gehen bei den gütigen Damen aus und ein und werden fürsorglich mit Tee und Keksen versorgt. Niemand von ihnen ahnt, was sich im Keller des Hauses dieser „wahren Christenmenschen“ abspielt und was es heißt, wenn Teddy wieder einmal eine neue Schleuse für den Panamakanal ausheben soll. Durch einen Zufall aber kommt Neffe Mortimer Brewster (Jürgen Hofmann) dem Treiben seiner Tanten auf die Spur.

Gelassen und pragmatisch

Während er völlig entsetzt darüber ist, dass sie bereits zwölf Männer — aus reiner Nächstenliebe versteht sich — ins Jenseits befördert haben, reagieren Abby und Martha herrlich gelassen. Am besten, er vergesse die ganze Sache einfach und kümmere sich um seine Verlobte Elaine Harper (Carmen Vogel), lautet ihr pragmatischer Rat. „Martha und ich haben auch das Recht auf unsere kleinen Geheimnisse“, stellen sie mit naiver Selbstverständlichkeit klar. Doch so leicht kann und will es sich der hypernervöse Mortimer nicht machen und sucht händeringend nach einem Ausweg. Derweil wollen ihn Martha und Abby gerne loswerden, um ihr zwölftes Opfer, das immer noch im Wohnzimmer in der Truhe ausharrt, endlich feierlich beisetzen zu können. Und mit Mr. Gibbs (Wolfgang Wagler) kündigt sich auch schon ihr nächster potenzieller „Untermieter“ an.

Richtig gruselig wird es, als der lange verschollene dritte Brewster-Neffe Jonathan (René Rüprich) die Bühne betritt. Allein sein Anblick (hier hat die Maske ganze Arbeit geleistet), die heißere Stimme und seine fahrigen Bewegungen verbreiten Gänsehaut unter den Zuschauern.

Im Schlepptau hat er den unterwürfigen, dauerhungrigen Dr. Einstein (Matthias Goppelt), der dem gesuchten Verbrecher schon so manches Mal zu einem neuen Gesicht verholfen hat. Die zwei sind nicht nur auf der Flucht vor der Polizei, sondern müssen dringend ihren „kalten Fahrer“ entsorgen. Da kommt ihnen die „neue Schleuse“ im Keller gerade recht. Das aber wollen die Tanten mit allen Mitteln verhindern: ein Fremder in ihrem Keller — das geht gar nicht!

Es sind diese kleinen Nuancen, diese Momente tiefschwarzen Humors, gepaart mit naiver Unschuld, die aus dieser Geschichte eine Komödie machen, die in Pfofeld auf ein begeistertes Publikum stieß. Der arglose Augenaufschlag der Tanten, die perfekte Mimik und überzeugende Gesten — die „Vorhangreißer“ unter der professionellen Regie von Elke Kolb, Sonja Zuckermeier und Lissi Linck bewiesen mal wieder die ganze Bandbreite ihres Könnens, und schon nach zwei Minuten vergisst man, dass man eigentlich in einem Laientheater sitzt. Die Darsteller spielen, als würden sie nichts anderes tun.

Es wird immer rasanter auf der Bühne und Mortimer droht zunehmend seinen Verstand zu verlieren. Doch die Rettung nähert sich in Gestalt von Mr. Witherspoon (Werner Loch), dem Leiter der Nervenheilanstalt, und Kommissar Roony (Günter Lebender). Sie schaffen es mit Hilfe von O’Hara, Jonathan unschädlich zu machen. Aber ob das auch für die zwei Schwestern gilt? Haben sie gar den nächsten Fall für ihre Nächstenliebe im Blick?

Wer die „Pfofelder Version“ von „Arsen und Spitzenhäubchen“ nicht verpassen möchte, hat am Freitag und Samstag, 15. und 16. April sowie am Freitag, 22. April Gelegenheit, einen spannenden und kurzweiligen Abend zu verbringen. Gespielt wird jeweils um 20 Uhr im Bürgersaal des Gemeindehauses, Einlass ist ab 19 Uhr. Weitere Informationen und Karten gibt es im Internet unter www.vorhangreisser.de oder in der Raiffeisenbank in Pfofeld. Die Nummer für das Infotelefon lautet: 09834/9749282.

Übrigens: Der bewährte Catering-Service der „Vorhangreißer“ hat sich für die Vorstellungen etwas Besonderes einfallen lassen: Es gibt Holunderwein und Kekse ...

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