Tuchenbach macht gegen Stromtrasse mobil

23.11.2014, 06:00 Uhr
Tuchenbach macht gegen Stromtrasse mobil

© Foto: Berny Meyer

Über 100 Tuchenbacher hatten an diesem Abend den Weg ins Bürgerhaus gefunden. Bürgermeister Leonhard Eder ging gleich auf die Lage der Gemeindefinanzen und die derzeit gültige Haushaltssperre ein.

Eine Gewerbesteuer-Rückerstattung hatte bereits im September ein erhebliches Loch gerissen. Insgesamt 520 000 Euro musste die Gemeinde für die Jahre 2013 und 2014 zurückzahlen. „Da wir schuldenfrei sind und über komfortable Rücklagen verfügen, konnten wir die sofort fällige Gewerbesteuer aus unseren liquiden Mitteln begleichen“, erklärte Bürgermeister Eder in seinem Jahresbericht. Zudem kann Tuchenbach auch nach der Rückzahlung noch auf ein beruhigendes Finanzpolster blicken. „Die noch übrigen Rücklagen inklusive eines Bausparvertrags belaufen sich auf 589 000 Euro. Dazu kommen rund 800 000 Euro aus jederzeit veräußerbarer Baugrundfläche“, so Eder.

Dennoch hat der Gemeinderat im August in einer nichtöffentlichen Sitzung eine Haushaltssperre für den Rest des laufenden Jahres einstimmig beschlossen. Daraus resultierend wurden alle geplanten Investitionen vorerst zurückgestellt. Nur die bereits begonnenen Arbeiten sollen noch beendet werden.

Für die Einwohner Tuchenbachs macht sich die finanzielle Situation der Gemeinde aktuell dahingehend bemerkbar, dass die Abwassergebühren nun nach längerer Zeit wieder angepasst werden müssen. Von 0,96 Euro pro Kubikmeter Wasser wird die Gebühr nun auf 1,68 Euro angehoben. „Das entspricht beim aktuellen jährlichen Durchschnittsverbrauch von 50 Kubikmetern pro Einwohner einer Erhöhung von vier auf etwa sieben Euro pro Einwohner im Monat“, erklärt Eder.

Im Anschluss an den Lagebericht ihres Bürgermeisters lauschten die Tuchenbacher dann noch einem Vortrag von Reinhard Schechinger. Der Sprecher der Obermichelbacher Bürgerinitiative gegen die HGÜ-Gleichstromtrasse Süd-Ost ging dabei auf die geänderten Baupläne ein, die eine Durchquerung des nordwestlichen Landkreises durch die hohen Mastenreihen seiner Ansicht nach sehr wahrscheinlich machen. Dabei führte Schechinger Argumente wie beispielsweise die Behinderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien durch die großen Energieversorger und die noch unklaren Langzeitfolgen eines Lebens unterhalb der Stromtrasse ins Feld.

Mit seinen Ausführungen stieß er auf offene Ohren. Nach der Unterzeichnung der landkreisweiten Resolution gegen den Bau der Trasse bereits im Februar dieses Jahres gründeten die Tuchenbacher noch am Abend ihre eigene Bürgerinitiative.

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