US-Soldaten befreien Kalchreuth

17.4.2015, 07:42 Uhr
US-Soldaten befreien Kalchreuth

© Repro: Bayerlein

EN-Mitarbeiter Ernst Bayerlein erinnerte sich 2010 noch gut an den 16. April vor 70 Jahren:

Von Dormitz und Weiher her erreichten die amerikanischen Truppen gegen Mittag den Ort. Ganz ohne Kampf ging der Einmarsch nicht ab: Drei deutsche Soldaten sind gefallen, ein Lkw in der Erlanger Straße und drei Scheunen im Rosenwinkel wurden in Brand geschossen. Etwa zehn Soldaten der Waffen-SS gerieten in amerikanische Gefangenschaft und wurden in ein Lager gebracht.

Die meisten Männer aus dem Ort waren im Krieg, Frauen, Kinder und Alte blieben zurück. In Kalchreuth verloren während des Zweiten Weltkriegs 75 Männer ihr Leben. An sie erinnert eine Gedenktafelwand in der St. Andreaskirche und seit 1987 ein Ehrenmal am Friedhof.

Wo heute die Siedlung Am Heckacker ist, waren zur Verteidigung Nürnbergs ab 1939/40 militärische Stellungen eingerichtet worden. In einer Baracke für rund 15 Soldaten war die Zugbefehlsstelle untergebracht, die für weitere Stellungen in Nürnberg-Neunhof, bei Stettenberg, in Heroldsberg, auf dem Haidberg und in Großgeschaidt zuständig war. Die Kinder aus dem oberen Dorf besuchten gerne die Soldaten. Deren Verpflegung wurde im Gasthaus Sussner zubereitet.

Nachdem die Amerikaner am 16. April 1945 Kalchreuth eingenommen hatten, wurden alle Häuser nach Waffen und versteckten deutschen Soldaten durchsucht, Personen wurden kontrolliert. Kaum hatten die deutschen Soldaten die Baracke geräumt, bediente sich die Bevölkerung und holte raus, was benötigt wurde. Auch für einige Evakuierte aus Nürnberg, die bei Fliegerangriffen in der Stadt alles Hab und Gut verloren hatten, war es die Gelegenheit, etwas Hausrat, Bettstätten, einen Schrank, einen Tisch und Stühle zu holen, um sich in einem Behelfsheim wieder etwas einrichten zu können.



Nach der Einnahme von Kalchreuth stießen die amerikanischen Panzer mit aufgesessener Infanterie weiter auf der Straße nach Heroldsberg vor. Die in der Ziegelhütte stehende Flak eröffnete das Feuer auf die Panzer, sie zogen sich daraufhin wieder zurück. Doch der Vormarsch verzögerte sich nur um etwa drei Stunden. Dann hatte die übermächtige US-Feldartillerie die Flak niedergekämpft.

In der Ziegelhütte wurde ein Lager ausgehoben. Plötzlich gab es für die Heroldsberger Textilien ohne Kleiderkarten und die Menschen konnten sich zentnerweise mit Mehl, Zucker, Fleisch- und Wurstkonserven eindecken.

Edler Cognac für den Frieden

Auch die Oberschöllenbacher hatten Glück: Dort hatte im Felsenkeller, wo heute alljährlich die Feuerwehr ein Fest feiert, ein großes Nürnberger Warenhaus seinen Wein und Schnaps eingelagert. Nach der Einnahme des Ortes machten sich die amerikanischen Soldaten und viele Deutsche, die dies mitbekommen hatten, über die Vorräte im Keller her. Sogar aus Eckenhaid waren Leute gekommen um sich einzudecken. Mit Leiterwagen und in Rucksäcken wurden die Flaschen abtransportiert.

Dieses "Organisieren" war nicht ganz ungefährlich. Noch immer gab es Artilleriebeschuss, Kampfhandlungen und Tiefflieger. Auch etliche Einheimische deckten sich insbesondere mit edlem Cognac ein und bei mancher Hochzeit nach Kriegsende wurde die eine oder andere Flasche aus dem Versteck geholt und auf das Brautpaar und auf den Frieden angestoßen.

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