Vom Tisch des Teufels zum Bier des Klosters

18.5.2012, 19:20 Uhr
Vom Tisch des Teufels zum Bier des Klosters

© Ute Fürböter

Los geht es am Bahnhof nahe der B2 (wo sich auch ein Parkplatz befindet). Da wir zunächst auf den 533 Meter hohen Eberhardsberg wollen, halten wir uns links. Dem Grünkreis folgend biegen wir gleich an der nächsten Straßenkreuzung rechts ab und nach wenigen Schritten sofort wieder links. Hier beginnt die Weinbergstraße. Sie steigt stetig an. Rebstöcke sehen wir nicht, weder jetzt noch später auf dem Weinberg oben, aber satte Wiesen, Äcker und einen Felsenkeller. Wir gönnen uns einen Blick ins malerische Aubachtal. Die imposanten Reste der im Jahr 1053 erbauten barocken Klosteranlage dominieren das Bild, stolz reckt sich der 45 Meter hohe Turm der einstigen Klosterkirche St. Bonifatius gen Himmel.

Der Grünkreis leitet uns höher hinauf, streckenweise auch das Gelbkreuz. Im Zweifelsfall zeigen hölzerne Wegweiser, wo es lang geht. Bald erreichen wir den Schatten spendenden Wald. Er wirkt fast durchsichtig dank des zarten Grüns der Laubbäume. Und kein Mensch weit und breit!

Weitere Bilder von der Wanderung gibt es hier.

Tafeln mit dem Teufel

Vom Tisch des Teufels zum Bier des Klosters

© Ute Fürböter

Nach rund zweieinhalb Kilometern stehen wir vor einem Naturdenkmal: einem Schwammkalksteinfelsen in Tischform. Sein schmaler Fuß besteht aus flaserigem Kalk (Flaser bedeutet Adern im Holz und Gestein), der leichter verwittert als der massive Kalk der Platte. Laut einer Sage soll ein Ritter aus Gräfenberg namens Kuno daran mit dem Teufel getafelt haben. Der Edle wird standesgemäß zu Pferde gesessen haben, denken wir beim Betrachten des wuchtigen Brockens. Wobei: Uns erinnert die Felsformation an einen Pilz oder Regenschirm.

Wir folgen weiterhin dem grünen Kreis. Nach wenigen Metern Richtung Gipfel erreichen wir das hölzerne Pendent des Teufelstisches, allerdings in Normalformat und mit Bänken umgeben. Hier lässt sich’s bequemer rasten, falls (noch) Bedarf besteht. Von nun an geht es abwärts. Teils auf schmalen gewundenen Pfaden, teils über hölzerne Treppen. Wir spazieren an einer markanten Felsnadel vorbei und gönnen uns die Muße, weit übers Land zu schauen. Am Horizont erkennen wir sogar den Nürnberger Fernsehturm.

Schatten ist Mangelware

Mit Grünkreis laufen wir geradewegs auf Mitteldorf zu. Die Sonne steht hoch, der Wald liegt hinter uns - Schatten ist Mangelware. Unmittelbar vor der Eisenbahnunterführung schwenkt unser Weg scharf links. Schade: Die Ziegelleistraße führt mitten durchs Industriegelände. Zu allem Übel muss man sich auch noch vor Autos in acht nehmen. Einziger Trost: das Weißenoher Kloster, das immer näher rückt.

Am Ausgangspunkt angekommen, starten wir den zweiten Teil unserer Tour. Nun geht es zur Lillachquelle, die aus einer kleinen Felsenhöhle dem Oberjura der Fränkischen Alb entspringt. Auch diese Strecke ist gut markiert, diesmal leitet uns der waagerechte gelbe Strich. Zweite Möglichkeit: Nachdem die B2 überquert wurde, trottet man einfach den anderen Wanderern hinterher.

Wir durchqueren Weißenohe, was übrigens „Ort am weißen Bach“ bedeutet. Damit ist die von Gräfenberg kommende Kalkach gemeint! Unterhalb des Dorfes (806 erstmals genannt) vereinigt sie sich mit der Lillach – womit wir endlich wieder beim Thema wären.

Die Lillach erreicht man über den Ortsteil Dorfhaus. Bevor wir „an den Start gehen“, können wir uns aber noch im „Wirtshaus Klosterbrauerei“ stärken. Die Klosterbrauerei gehört zu den ältesten Brauereien Deutschlands, Frankens älteste Brauerei ist sie definitiv. Urban Winkler und seine Frau führen sie in der fünften Generation.

Gleich hinter Dorfhaus, genauer gesagt hinterm urigen „Gasthof Zum Lillachtal“, übrigens die oberfränkische Wiege der Elektrozigarette, (Donnerstag Ruhetag), umfängt uns Natur pur (Hinweisschild „Sinterstufen“). Wir befinden uns in einem Tal wie aus dem Bilderbuch – und mitten drin plätschert die Lillach. Ihr Quellwasser strömt über Tuffkaskaden – ein wahres Naturphänomen. Apropos: Sinterstufen wachsen jährlich nur zwei bis drei Millimeter. Über 10000 Jahre waren notwendig, um die einzigartige „Treppe“ auszuprägen.

Die Quelle (mittlere Schüttung nur 50 Liter pro Sekunde) selbst ist nicht spektakulär. „Wo ist sie denn?“, fragt sich so mancher am Ende des zwei Kilometer langen Wegs. Den sollte man übrigens nicht verlassen, da es sich um ein sensibles Ökosystem handelt. Feuersalamander, Wasseramsel und Co. danken es Ihnen!

Vom Tisch des Teufels zum Bier des Klosters

© NZ-Infografik



Für den Rückweg wählen wir Grünstrich bzw. Gelbkreis (Wechsel zum gegenüberliegenden Bachufer). Die Lillach entschwindet zwar rasch aus dem Blickfeld, dafür sind wir auf der Höhe fast allein. Und: Die Sicht weit übers Tal bis hinüber zum Eberhardsberg ist überwältigend.

Entspannt erreichen wir Dorfhaus. Wir biegen in die Waldstraße ein, weil wir auf das Hof-Café neugierig sind. Tatsächlich gibt es feinen Kuchen und ein reichhaltiges Brotzeitangebot. Die Begegnung mit Bayerns schönster „Shire Horse“-Stute sowie Deutschlands größtem „Shire Horse“-Hengst („Shire Horse“-Pferde sind ohnehin die größten der Welt) toppt das jedoch. Nicht zu vergessen: Die Hühner legen hier grüne Eier. Überzeugen Sie sich selbst!

Anfahrt: Mit der Gräfenbergbahn 21 vom Nürnberger Nordostbahnhof bis Weißenohe.

Einkehr in Dorfhaus:
Hof-Café, Waldstraße 26, von April bis Oktober; Sa, So und feiertags von 13 - 21 Uhr geöffnet

Einkehr in Weißenohe:
Wirtshaus Klosterbrauerei, durchgehend warme Küche, Montag Ruhetag, vom 1. April bis 31. Oktober Mi–So ab 10.15 Uhr geöffnet, Di ab 16 Uhr

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