Vor Weihnachten: In Nürnbergs U-Bahnen wird es richtig eng

20.11.2018, 11:58 Uhr
Vor Weihnachten: In Nürnbergs U-Bahnen wird es richtig eng

© Foto: Eduard Weigert

Betriebsleiter Andreas May ist sozusagen der Herr der U- und Straßenbahnen bei der VAG. Das derzeit hohe Fahrgastaufkommen bezeichnet er als "in dieser Jahreszeit übliche Schwankung". Allerdings habe die VAG zuletzt einen Anstieg der Passagiere um drei Prozent verzeichnet. Zusammen mit dem Vorweihnachts-Verkehr könne das zu einem spürbar größeren Andrang führen. "Aber nicht so, dass jemand am Bahnsteig stehen bleiben muss."

Trotzdem räumt May ein, dass einige alte U-Bahnen eigentlich bereits ausgedient hätten und ersetzt werden müssten. Vor allem für die "Urstrecke" der U 1 schafft die VAG deshalb neue Bahnen an: 21 sogenannte Gliederzüge (G 1) – das entspricht 42 Kurzzügen, wie sie jetzt unterwegs sind. In einen G 1-Zug passen mehr Leute als in einen herkömmlichen Langzug, da der vierteilige G 1 für die Fahrgäste vom vordersten Einstieg bis zum hintersten durchgängig ist und die Übergänge keinen Platz wegnehmen, wie das bei aktuellen Fahrzeugen noch der Fall ist.

Die G 1 werden allerdings nicht alle auf einmal kommen, sondern über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren. Weil die neuen Bahnen nicht speziell für das Nürnberg-Fürther U-Bahnnetz produziert werden, "müssen sie erst für den Einsatz bei uns angepasst werden", sagt Susanne Jerosch, VAG-Sprecherin. Die Situation wird sich also erst in zwei bis fünf Jahren entspannen.

Außerdem sind 14 Hybridfahrzeuge bestellt: "Doppeltriebwagen der dritten Generation mit Fahrerstand" (DT 3-F). Die ähneln den fahrerlosen U-Bahnen, weil sie eine automatische Türöffnung besitzen sowie ausfahrbare Rampen an den Eingängen – zum einfacheren Einsteigen, etwa für Fahrgäste mit Kinderwagen, Trolleys oder Rollatoren.

Der neue DT 3-F werde mit U-Bahnfahrer unterwegs sein, der an den Stationen jedoch nicht mehr aussteigen muss, erläutert May: "Der Fahrer hat einen Spiegel, über den er alles beobachten kann." Im Gegensatz dazu manage der DT 3 – ohne "F" wie Fahrer(stand) – alles selbst.

Das sollen ja auch die fahrerlosen U-Bahnen mit automatischer Türöffnung tun, die man in Nürnberg seit zehn Jahren kennt. Beim Stichwort "automatische Türöffnung" sehen viele Passagiere aber rot. Denn gerade zu Zeiten wie diesen, wenn sich ganze Pulks von Fahrgästen an den U-Bahneingängen drängen, kommt es da ständig zu kritischen Situationen.

Manchmal piept und blinkt es schon rot, wenn noch nicht alle Fahrgäste eingestiegen sind. Dazu muss man wissen: Die Aufenthaltszeiten der U-Bahnen differieren an den einzelnen U-Bahnhöfen. Bei der U 2 und U 3 gibt es feste Aufenthaltszeiten: in der Regel 25 Sekunden, an Knotenpunkten wie Hauptbahnhof oder Plärrer 35 Sekunden. Diese Zeiten können bei Bedarf von der Leitstelle aus in Fünf-Sekunden-Schritten verlängert werden, je nach Fahrgastaufkommen. Also zum Beispiel im Berufsverkehr, während besucherstarker Messen oder des Christkindlesmarktes.

Bahnen rollen in Minutenabständen ein

An besonders frequentierten Stationen steht manchmal auch ein VAG-Mitarbeiter am Bahnsteig, der das Ein- und Aussteigen beobachtet. Er kann dafür sorgen, dass ein Zug so lange stehenbleibt, bis die Prozedur beendet ist. Dann drückt er auf einen Knopf seiner Fernbedienung – erst dann kann die U-Bahn losfahren. Allerdings gibt es Tageszeiten, in denen U 2 und U3 in Minutenabständen an den Bahnhöfen einrollen. "Der kürzeste Takt beträgt 100 Sekunden", erklärt der Betriebsleiter. In diesem Fall können die U-Bahnen eigentlich nicht viel länger an einer Station halten, weil bereits der nächste Zug naht.

Immer wieder gibt es bei U 2 und U 3 Staus in den U-Bahntunneln, weil manche Fahrgäste unbedingt noch einsteigen wollen, obwohl die Durchsage "Achtung, Türen schließen!" zu hören ist. "Da kann man fast filmreife Szenen verfolgen", sagt Susanne Jerosch, "der eine oder andere wirft sich regelrecht noch in die Bahn rein, obwohl die Türen sich schon schließen".

So kann jemand kurz eingeklemmt werden – nach ein paar Sekunden öffnen sich die Türen aber automatisch wieder. Wegen mangelnder Information weiß kaum einer, dass die U-Bahn nicht starten kann, solange jemand zwischen den Türflügeln steckt. Deshalb drückt oft der betroffene oder ein anderer Fahrgast die Tür mit Gewalt auseinander. Das kann jedoch dazu führen, dass der Mechanismus beschädigt wird – und dann geht gar nichts mehr. Die VAG appelliert deshalb an die Vernunft der Passagiere und warnt vor Verletzungsgefahr, wenn jemand partout noch einsteigen will.

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