Waldmärchen im Schatten der Cadolzburg

28.7.2014, 13:00 Uhr
Waldmärchen im Schatten der Cadolzburg

© Schübel

„Friedrich der Sechste, Markgraf zu Cadolzburg, ist verschwunden. Seine Frau, Elisabeth von Bayern-Landshut, sorgt sich um ihn“, erklärt ein Herold den gebannt zuhörenden Kindern. „Ihr müsst ihr helfen, ihren Mann zu finden und Verschiedenes für sie erledigen.“ Mit diesen Worten schickt Herbert Bloß die Kinder in den Wald, wo sie an unterschiedlichen Stationen lokale Geschichte, aber auch wichtige Gedanken zum Umweltschutz nähergebracht bekommen.

Bloß, eigentlich Marktbaumeister in Cadolzburg und stellvertretender Vorsitzender des „Runden Tisches Umweltbildung“ im Landkreis Fürth, trägt heute ein Wams und steckt als Herold den Rahmen für den historischen Wandertag ab. „Wir wollen den Kindern die Möglichkeit geben, einen Vormittag im Mittelalter zu verbringen. Am besten nehmen Zweit- und Drittklässler das Konzept an, da sie sich noch für das Märchenhafte begeistern lassen und schon alt genug sind, um zu verstehen, was ihnen an den Stationen erzählt wird“, erklärt Bloß.

Seit mittlerweile fünf Jahren steigt an jeweils drei Tagen im Sommer das Cadolzburger Waldmärchen. Zwei Klassen der Erich-Kästner-Grundschule aus Veitsbronn sind heute mit Bloß unterwegs. Daniele Mühlfeld, Klassenlehrerin der 2 a, ist schon zum dritten Mal bei dem historischen Wandertag dabei. „Am Tag vorher erzählen wir den Kindern im Unterricht die Vorgeschichte und verteilen die Rollen“, erklärt Mühlfeld. Waldschrat, Kräuterfee oder Zwerg, jeder hat in der Geschichte eine bestimmte Aufgabe.

Sollte die Markgräfin in ihrem Wald lieber Buchen oder Tannen pflanzen? Diese Frage stellen Waldschrate an der ersten Station den Buben und Mädchen. Als Entscheidungshilfe lassen sie von drei Kindern kurze Passagen über die Entwicklung des Waldes vorlesen. Die Norne der Vergangenheit, ein Wesen, das von Zwergen beziehungsweise Elfen abstammt, erzählt von der Zeit, in der ganz Europa noch von Bäumen bedeckt war. In der Gegenwart, sprich 1440, wird Holz eher nach seinem Nutzen als Bau- oder Feuerholz bewertet. Die Norne der Zukunft liest einen Text über die Welt um das Jahr 2000 vor, als der Klimawandel auch die Wälder bedroht. Da sich Buche sowohl zum Ausbessern der Burg, als auch zum Heizen und Kochen besser eignet als Tannen, nehmen die Kinder zwei Bucheckern und einen Tannenzapfen für die Markgräfin mit.

An der nächsten Station wartet Johann der Alchemist. „Es ist sehr schwer, sauberes Trinkwasser zu bekommen“, erklärt der Alchimist die Situation seiner Zeit anno 1440. Zur Reinigung desselben stellt er die Kinder vor die Wahl, das Wasser entweder durch Steine oder durch einen Eimer voller Walderde zu filtern. Förster Raymund Filmer, der den Alchimist mimt, ist Vorsitzender des „Runden Tisches Umweltbildung“ und hat den Kontakt zu den Schulen hergestellt. „Dank der Burg haben wir hier die Möglichkeit, Waldpädagogik mit Geschichte zu verbinden und darüber die Kinder zu erreichen“, erklärt Filmer.

Nachdem die Klasse an jeder Station etwas für die Markgräfin eingepackt und Rätsel gelöst hat, zeigt ihnen eine Seherin den Weg zu Albrecht Achilles, dem zweiten Sohn von Friedrich dem Sechsten. „Doch hütet euch vor Achilles. Er ist ein ziemlicher Raufbold“, warnt die Seherin. „Die Hexe war sehr lustig, mit dem Mantel und den Glöckchen“, findet Marietta. Ihre Freundinnen Emma und Laura sind der gleichen Meinung. „Sie hat zwar gesagt, dass sie uns verwandeln will, aber das hätte sie bestimmt nicht gemacht“, sind die Mädchen überzeugt.

Als sie Albrecht Achilles gegenübertreten, fordert er die Kinder zu einem Duell — im Seilziehen. Zwei vorab bestimmte, tapfere Helden werden nur knapp von Achilles besiegt. Daraufhin zeigt er ihnen ein Wildschweinfell und erzählt ihnen, dass sein Vater auf der Jagd von dem Eber getötet wurde.

Mit diesen Informationen und einem Lösungswort begibt sich die Gruppe zu Elisabeth von Bayern-Landshut. Diese wartet mit Ritter Heinrich und ihrem Herold unter einem Baldachin.

Prima finden die Kinder den Tag, „der Kampf gegen den Ritter war das Beste“, sagt der achtjährige Moritz. „Aber ich habe auch gelernt, dass man im Wald besser aufpassen muss.“ Ein Manko hatte der Tag aus Sicht der Kinder aber dennoch. „Wir sollten so etwas viel öfter machen“, erklärt Marietta.

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