Wann ist der Karpfen ein Franke?

18.11.2014, 06:00 Uhr
Wann ist der Karpfen ein Franke?

© Foto: Peter König

Wie essen Sie Ihren Fisch am liebsten, blau, als Pfefferkarpfen oder klassisch gebacken, Herr Gabsteiger?

Günter Gabsteiger: Klassisch in Mehl gewendet und in Butterschmalz gebacken. So mag ich ihn, etwas anderes ist für mich nicht vorstellbar.

Von welchen Faktoren hängt es denn ab, wie die Ernte ausfällt?

Gabsteiger: Eine Bauernregel sagt: Je weniger Wasser, desto größer die Karpfen. Heuer im Frühjahr haben wir vergeblich auf mehr Regen gehofft, auch mit der Schneeschmelze war es nichts. Wenn das Wasser im Teich warm ist, fressen die Karpfen wie die Scheunendrescher. Aber es gab ein anderes Problem, das ich bei meinem eigenen Weiher erlebt habe. Der Wasserstand war so niedrig, dass der Grau- und Silberreiher durchlaufen konnte. Wir mussten im August notabfischen. Von 60 Karpfen, die ich eingesetzt hatte, sind 19 übrig geblieben, davon war über die Hälfte verletzt. Das war natürlich ärgerlich, aber kein Riesenschaden.

Lebt von den rund 150 Teichwirten im Landkreis eigentlich jemand allein vom Fischverkauf?

Gabsteiger: Davon allein kann niemand leben. Für manche Landwirte ist das eher ein drittes Standbein. Als Funktionär würde ich mir natürlich höhere Preise für die Erzeuger wünschen, dann wäre auch der Anreiz für Jüngere größer, in die Teichwirtschaft einzusteigen. Für Seefisch, der von irgendwo herkommt, zahlen die Leute klaglos die Preise, beim Karpfen ist das so nicht der Fall, dabei ist das fast der bessere Fisch. Wir haben die kurzen Transportwege: Jeder Teichwirt hat seine Wirtschaften, die er beliefert. Meine hauptamtlichen Mitarbeiter vom Fischerzeugerring nehmen Karpfen und Teiche regelmäßig unter die Lupe. Stimmt die Gewässerqualität? Wie sehen die Kiemen des Karpfens aus? Wie fett ist er? Dann können die Teichwirte dementsprechend reagieren.

Hat der Karpfen eigentlich immer noch das Image, ein fetter Fisch zu sein?

Gabsteiger: Je langsamer die Karpfen wachsen, desto besser das Fleisch, das meiner Meinung nach gesünder ist als alles andere. Der Fisch selbst ist nicht fetter als mageres Rinderfilet. Fett ist nur die Panade außen herum.

Der „Frankenkarpfen“ gilt als geschützte Marke. Muss der Fisch nun drei Jahre in hiesigen Gewässern gründeln, um die Voraussetzungen zu erfüllen?

Gabsteiger: Das kommt auf die Philosophie an, genau wie beim Thema Bio. Ich sage immer zu meinen Teichwirten: Jeder Karpfen ist ein Bio-Karpfen. Wenn jemand mit Bio-Getreide füttern will, dann produziert er eben einen Bio-Bio-Karpfen. Ob der Karpfen vom Ei bis zum Schluss in heimischen Wasser schwimmen muss? Viele Teichwirte meinen, entscheidend sei das dritte Jahr.

Die IG Regionalkarpfen ist da anderer Meinung. Sie fordert geschlossene Kreisläufe für glaubwürdige Regionalität. Die fränkischen Satzfisch-Produzenten können den Bedarf aber oft nicht decken. Teichwirte kaufen dann in Tschechien oder Polen zu.

Gabsteiger: Die wenigsten Gäste in einer Wirtschaft fragen nach, wo der Fisch herkommt. Wichtig ist, dass ein gut zubereiteter Karpfen auf den Tisch kommt. Früher wurden die Karpfen in Tschechien mit Mais gefüttert und hatten entsprechend Fett unter der Haut. Doch die Produzenten haben sich auf die hiesigen Ansprüche eingestellt und machen exzellente Karpfen. Die Diskussion ist mir fast ein wenig zu ideologisch.

Die Monate mit „r“ sind die klassische Karpfenzeit. Allerdings kann man den Fisch oft schon Mitte August bekommen. Ist das wie mit den Schoko-Weihnachtsmännern nach den Sommerferien, rückt die Saisoneröffnung immer weiter nach vorne?

Gabsteiger: Rein theoretisch könnten die Teichwirte das ganze Jahr über produzieren und verkaufen. Aber wer will schon einen Karpfen, wenn es heiß ist? Ich würde sagen, das wird regional unterschiedlich gehandhabt, wenn vielleicht Kirchweih ist, und Karpfen angeboten werden sollen. Ich esse jedenfalls im Bierzelt keinen Karpfen. Da ist es mir zu warm und zu laut. Ich möchte dabei meine Ruhe.

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