Wie sieht Wilhermsdorf in 15 Jahren aus?

13.3.2016, 09:00 Uhr
Wie sieht Wilhermsdorf in 15 Jahren aus?

© Foto: Wraneschitz

„Die Bürgereinbindung wird bei Isek groß geschrieben“, sagt Uwe Emmert (CSU), und die vielen Menschen, die an diesem Abend gekommen sind, lassen den Wilhermsdorfer Bürgermeister hoffen. Ohne die ehrenamtliche Mitarbeit der Bewohner des Zenngrundorts könne die Marktgemeinde das Konzept nicht umsetzen, stellt Emmert deutlich heraus. Mut macht ihm, dass die Bürger für Workshops, Ortsrundgänge und Infoveranstaltungen in den vergangenen anderthalb Planungsjahren viel Zeit aufbrachten.

Denn vorbehaltlich der noch ausstehenden Zustimmung des Gemeinderats soll das 155 Seiten starke Konzept der Planer voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren umgesetzt werden. Deren Werk ist in erster Linie freilich eine Bestandsanalyse. Dabei seien vor allem die „Konfliktfelder, wo es brennt“ im Kernort, aufgefallen, aber auch „die Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale, wie man Wilhermsdorf von außen wahrnimmt“, erklärt Stadtplanerin Kristina Vogelsang. Wasser und Topografie etwa seien Fluch und Segen zugleich.

Doch schon mit kleinen Projekten ließen sich daraus Stärken kreieren: „Den Zenngrund und den Ulsenbach als Potenziale aufwerten, das Wasser erlebbarer machen“, lautet ein Vorschlag. Daneben steht für die Planerin „das verschwundene Schloss und die dominante Kirche“ im Blick: Diese Ecke der Gemeinde müsse man „beleben oder wieder erlebbar machen“, gerade wenn man Touristen anlocken wolle. Die Erreichbarkeit sei gut – sowohl für Gäste als auch für Bewohner.

Brigitte Sesselmann, die Nürnberger Architektin im Planungsteam und künftige Wilhermsdorfer Sanierungsbeauftragte, empfiehlt, „Schloss und Festplatz nicht einzeln zu betrachten, sondern Plätze gemeinsam zu entwickeln“.

Gegen Leerstand

Einem geplanten „soziokulturellen Zentrum im Umfeld des Rathauses“ redet sie das Wort. „Schmuddelecken und versandelte Hinterhofsituationen“ stellt sie dem „schön gestalteten Marktplatzbereich“ gegenüber. Wichtig deshalb: Kurzfristig sollten ihres Erachtens nach „leerstehende Objekte aktiviert werden“, beispielsweise, indem man Schaufenster für Werbung nutze. Als die Planerinnen Bürgerideen erläutern, die kurzfristig umgesetzt werden können, finden sie Zustimmung bei den meisten Zuhörern.

Eine Spielroute für alle Generationen quer durch den Ort, zentrumsnahe Ruhe-, Verweil- und Sitzmöglichkeiten, „aktivitätsorientierte Führungen durch den Ort — zum Beispiel: Wo sind die Steine des Schlosses verbaut worden?“ — derlei sei unter anderem denkbar.

Die größte Zustimmung findet der Vorschlag, das „Alte Bad“ besser zu nutzen: „Eine Erlebnis-Auwiese konzipieren, das Wasser mit einem Grillplatz kombinieren. Dort ist aber ein Übergang wichtig. Ob zu Fuß oder mit dem Rad, man muss von Süd nach Nord kommen, vielleicht ein Kiosk dazu“: Sesselmanns Vorstellungen wollen viele umsetzen.

Auch für Bürgermeister Emmert hat die Isek-Analyse „einige überraschende Ergebnisse“ geliefert: „Nicht Einkaufen, das Ortsbild oder die Sanierung stehen für die Menschen im Vordergrund, sondern das Miteinander. Begegnungsstätten im Grünen oder in der Ortsmitte, zur Freizeit- und Abendgestaltung“ wünschten sich die Wilhermsdorfer.

Und zwar nicht nur die Alteingesessenen, sondern auch die Zugezogenen, die mitgearbeitet haben, wie der Rathauschef betont. „Wir möchten uns nach Feierabend treffen, Kultur- und Freizeit gemeinsam erleben.“ Doch viele der bestehenden Gaststätten schließen.

Deshalb steht für Emmert die Nutzung des Geländes rund ums Rathaus im Vordergrund: Vier Häuser mit fast 800 Quadratmetern Fläche gehören dort bereits der Kommune. „Eine Kleinkunstbühne, eine Pilsbar, eine Begegnungsstätte mit integriertem Jugendtreff: Da können wir jetzt in Planungen einsteigen.“

Wenn die intensive Diskussion nach der Vorstellung nicht täuscht, wird es bald in Wilhermsdorf eine Art moderierten „zwanglosen Bürgerstammtisch“ geben, an dem die nächsten Projekte ausgetüftelt werden. Natürlich weiß auch Emmert: Für große Budgets braucht es Gemeinderatsbeschlüsse. Doch für kleinere Projekte – „nicht jede Maßnahme muss Tausende kosten“ – könne man womöglich den Gruppen Gelder bereitstellen. Das will er klären.

Große Vision

Eine große Vision hat der Bürgermeister aber auch: „Den Baustoffhändler am Schlossplatz, wo das Schloss war, den kann man nicht einfach wegschieben. Aber wenn der weg wäre, könnte man dort ganz anders planen. Warum kann dort nicht eine Wohnanlage entstehen, Motto: Wohnen auf dem Schloss?“ Doch nicht nur dafür „brauchen wir erst einmal Akteure, die mitmachen“.

Dazu passt auch das Motto, das über dem Isek-Leitbild stehen soll: „Miteinander in guter Nachbarschaft.“ Denn dem Planungsteam ist „am meisten aufgefallen: Das soziale Miteinander, das zusammen leben wollen, das schwebte über allem“, sagt Kristina Vogelsang.

Ob aber deren Empfinden, „der von außen positivere Blick auf die Gemeinde, als wir ihn selbst haben“ (Emmert) wirklich stimmt, das muss nun die Zahl der Bürger, die mitmachen, zeigen. Und auch die Frage, wie viel Geld der Gemeinderat letztendlich zur Verfügung stellt, ist nicht ganz unwichtig.

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