Abgas-Skandal: Müller wird neuer VW-Chef

25.9.2015, 19:24 Uhr
Matthias Müller beerbt Martin Winterkorn an der VW-Spitze.

© Soeren Stache (dpa) Matthias Müller beerbt Martin Winterkorn an der VW-Spitze.

Der bisherige Porsche-Chef Matthias Müller rückt mit sofortiger Wirkung an die Spitze des krisengeschüttelten Volkswagen-Konzerns. Der bisherige VW-Chef Martin Winterkorn war am Mittwoch wegen der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren als VW-Chef zurückgetreten. Dabei hatte er betont, von Betrügereien keine Kenntnis gehabt zu haben.

Der Konzern hatte zuvor eingeräumt, dass weltweit rund elf Millionen Fahrzeuge von den Manipulationen betroffen sind, die in der vergangenen Woche in den USA ans Licht der Öffentlichkeit gelangt waren. In Deutschland sind fast drei Millionen Autos betroffen.

In den Motoren dieser Wagen wird eine Software genutzt, welche die gemessenen Abgaswerte im Testbetrieb künstlich nach unten korrigiert. Infolge des Skandals war in dieser Woche zwischenzeitlich der Kurs der VW-Aktie massiv eingebrochen. Weltweit drohen dem Konzern zudem juristische Nachspiele und Milliardenstrafen.

Der Interimsvorsitzende des VW-Aufsichtsrates Berthold Huber bezeichnete den Skandal als "moralisches und politisches Desaster" für den Konzern. Es habe ein "rechtswidriges" Verhalten von Erfindern und Technikern gegeben. "Dafür entschuldige ich mich in aller Form bei unseren Kunden und der Öffentlichkeit."

Winterkorn-Nachfolger Matthias Müller kündigte an, dass der Konzern zu seiner Verantwortung stehen werde. "Lassen Sie mich eines sagen: Zu keinem Zeitpunkt war die Sicherheit unserer Fahrzeuge oder unserer Kunden gefährdet", fügte der 62-Jährige hinzu.

Müller war bereits im Frühjahr vom längst geschassten VW-Patriarchen Ferdinand Piëch als Winterkorn-Nachfolger ins Gespräch gebracht worden. Fachlich spreche für den erfahrenen Automanager Müller, dass er das Unternehmen sehr gut kenne und – anders als Diess – „den richtigen Stallgeruch des Konzerns“ habe sowie auf einen großen Rückhalt im Management bauen könne, hieß es.

Mit einer Neubesetzung des VW-Chefsessels will der Aufsichtsrat des Autobauers in Wolfsburg den Ausweg aus der weltweiten Abgas-Krise suchen. Dazu war das 20-köpfige Gremium am späten Vormittag auf dem Werksgelände zusammengekommen. Während mit Müller an der Spitze der Favorit das Rennen gemacht hat, scheint es bei weiteren Personalentscheidungen auf den unteren Management-Ebenen noch erheblichen Gesprächsbedarf zu geben. 

Nach seinem Rücktritt als VW-Konzernchef neigt sich für Martin Winterkorn wohl auch die Zeit als Vorsitzender der Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE dem Ende entgegen. Der 68-Jährige solle dort unter keinen Umständen an der Spitze bleiben, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Unternehmenskreisen. Der Porsche SE gehört die Mehrheit von Volkswagen. 

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