ADAC klärt auf: Darum ist Diesel in Franken so teuer

26.1.2019, 18:00 Uhr
Nein, das ist keine Bildmontage: In Franken ist Diesel zeitweise teurer als zum Beispiel Super E10. Die Preistafeln auf dem Foto entdeckte unser Fotograf am Freitag in Forchheim.

© Foto: Ralf Rödel Nein, das ist keine Bildmontage: In Franken ist Diesel zeitweise teurer als zum Beispiel Super E10. Die Preistafeln auf dem Foto entdeckte unser Fotograf am Freitag in Forchheim.

"Ich würde nicht behaupten, dass es so etwas noch nie gab. Ich persönlich habe so eine Situation aber noch nie erlebt", kramt da selbst Steffen Bock, Geschäftsführer des Vergleichsportals clever-tanken.de, vergeblich in seinem Gedächtnis. Und doch ist es Fakt, wie aufmerksame Leser unserer Zeitung gleich per Smartphone-Foto unabhängig voneinander zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten in unserem Verbreitungsgebiet dokumentiert haben. Als ob Diesel-Fahrer dieser Tage — Stichworte Abgasskandal und Fahrverbote — nicht schon genügend Sorgen hätten . . .

Das wirft natürlich sofort die Frage nach dem Warum auf. Denn Diesel ist normalerweise deshalb deutlich billiger als Benzin, weil sein Preis vom Staat subventioniert wird. Fallen auf einen Liter Benzin 65,45 Cent Mineralölsteuer an, sind es bei Diesel nur 47,04 Cent. Das hat sich zuletzt auch nicht geändert. Wohin also ist der Steuervorteil des Diesels an der Zapfsäule verschwunden? Vielleicht ein Test der Tankstellen, wie doll sie es treiben können, wie ein Leser sofort spekuliert? Der fränkische Diesel-Fahrer: ein Versuchskaninchen?

Die Entwarnung zumindest in dieser Hinsicht kommt vom ADAC und ist von daher sogar besonders glaubwürdig, da der Autoklub den Mineralölmultis in Sachen Spritpreise für gewöhnlich wenig Gutes unterstellt. Dieses Mal aber sei der Verdacht der Preistreiberei unbegründet, gewährt ein ADAC-Sprecher Ablass.

 

Schuld sei der Winter. Generell lägen Diesel- und Benzinpreis momentan eng beieinander, in Franken besonders, doch von der Tendenz her im ganzen Bundesgebiet. Aber: "Dieses Phänomen sehen wir in unterschiedlicher Ausprägung jedes Jahr", so der ADAC-Experte. Im Einzelfall könne Diesel daher durchaus mal teurer sein als Super E10. Der Grund sei schlicht die hohe Heizölnachfrage in der kalten Jahreszeit.

Psychologie spielt eine Rolle

Uwe Wein, Geschäftsführer des Nürnberger Heizölhändlers FMH, bestätigt: "Wir haben alle Hände voll zu tun." Gerade, wenn es ein paar Tage in Folge Temperaturen unter null habe, sorgten sich viele Kunden plötzlich um ihre Heizölvorräte im Keller. "Da spielt auch Psychologie eine Rolle." Dazu käme, so der Händler, dass im vergangenen Jahr viele ihre Tanks nur halb gefüllt hätten, vielleicht in der Hoffnung auf niedrigere Preise zu einem späteren Zeitpunkt. Jetzt hätten sie keine Wahl mehr und müssten ordern.

"Heizöl ist im Prinzip dasselbe Produkt wie Diesel, und wenn da die Nachfrage steigt, steigen eben auch die Preise", erklärt der ADAC-Sprecher. Das sei tatsächlich nachvollziehbar und kein Trick der Mineralölmultis. Plausibel findet das auch Steffen Bock von clever-tanken.de: "Dass Diesel zurzeit sehr stark nachgefragt wird, ist ja augenfällig."

Für den Moment bleibt Diesel-Fahrern daher nur, sich damit zu trösten, dass trotz allem auch der Diesel-Preis seit den Höchstständen vor Weihnachten wieder deutlich gefallen ist. Und es besteht Hoffnung: Der nächste Frühling kommt bestimmt. "Dann dürfte Diesel an der Tankstelle auch wieder klar billiger sein als Benzin", prophezeit der ADAC-Sprecher.

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