Adidas setzt wieder auf "Made in Germany"

25.5.2016, 10:40 Uhr
Laufschuhe von adidas sollen wieder in der Region gefertigt werden. Der Sportartikelhersteller plant eine neue Fertigung mit 4600 Quadratmetern und hochmodernen Maschinen.

© A3609/_Daniel Karmann Laufschuhe von adidas sollen wieder in der Region gefertigt werden. Der Sportartikelhersteller plant eine neue Fertigung mit 4600 Quadratmetern und hochmodernen Maschinen.

Es ist kleiner als eine Fabrik und größer als ein Labor: Irgendwo dazwischen liegt das Experimentierfeld, mit dem adidas und die Oechsler AG eine neue Ära der Turnschuhproduktion einläuten. Wie die Fertigung der Zukunft aussehen soll, war erstmals in Ansbach zu besichtigen. Rechts werden Schäfte der Laufschuhe in weitgehend automatisierten Verfahren hergestellt, links die "Böden": Ein Roboter schweißt die drei Elemente der Sohle mit Riesengetöse zusammen. 300 Sekunden dauert das Pressen, dann fällt jede Menge fertiger Sohlen in Container. Das Beste: Es entstehen keine giftigen Dämpfe.

Versprenkelte Wertschöpfung

In Nürnbergs Partnerregion Shenzhen, wo adidas Millionen von Schuhe von der Fremdfirma YY fertigen lässt, ist das ganz anders. Trotz Absaugvorrichtungen liegt stechender Klebergeruch in der Luft der Fabrik, in der mehrere Zehntausend Beschäftigte auf herkömmliche Weise Teile zuschneiden, nähen und eben kleben.

Wie für alle großen Sportartikler ist Asien der mit Abstand wichtigste Beschaffungsmarkt. Beinahe jedes Land auf dem Kontinent liefert Rohmaterialien, die in vielen Zwischenschritten zu den Werken transportiert werden. Und am Ende ist die fertige Ware noch fünf Wochen auf dem Schiff nach Europa unterwegs. Wie soll man da schnell auf die sich ständig ändernden Bedürfnisse und Trends der Turnschuhgesellschaft reagieren?, fragt Gerd Manz. Er leitet das Pilotprojekt "Speedfactory", das einen kleinen Teil der Produktion nach Deutschland zurückholen soll — 23 Jahre nach der Schließung fast aller adidas-Fabriken in Deutschland (bis auf Scheinfeld) rollt der Branchenzweite weltweit das Projekt "made in Germany" neu auf.

"Damit schließt sich der Kreis", sagt Konzernchef Herbert Hainer. Als er 1987 zu adidas gekommen war, begannen die Werksschließungen in Deutschland. "Wenn ich aufhöre, geht die Produktion wieder los." Im Herbst verlässt der dienstälteste Vorstandschef aller Dax-Unternehmen die Firma und übergibt die Führung an den bisherigen Henkel-Chef Kasper Rorsted. Die Vorführung der Testproduktion in Ansbach gehört zu Hainers Schlussspurt als Vorstandsvorsitzender, ebenso wie die Fußball-EM und eine erneute Erweiterung der Zentrale in Herzogenaurach im Juli. Nach Hainers Worten könnte die Speedfactory zum Exportschlager werden: Ein weiterer Standort in den USA sei fest im Blick. Dort produzieren, wo die Verbraucher sind, und Nordamerika ist nun einmal der größte Absatzmarkt der Welt. Mittelfristig könne so eine Jahreskapazität von einer Million Paar Schuhe aufgebaut werden. Was nicht viel ist in Anbetracht von 300 Millionen Paar insgesamt. Hainers Fazit: "Das wird die Produktion in Fernost nicht überflüssig machen."

Personal gespart

Der Drei-Streifen-Konzern nennt seine Speedfactory einzigartig, doch die Konkurrenz schläft nicht, auch Wettbewerber tüfteln an dezentralen, automatisierten Herstellungsverfahren nach dem Muster Industrie 4.0.

Doch adidas und Partner haben den Vorsprung, meint Hainer. Er betont die Vorteile für Kunden und Händler: So können personalisierte Produkte flott geliefert und Neuheiten in schnellem Rhythmus eingeführt werden. Vor allem: Genau in der Menge, die nachgefragt wird. Lange Transportwege und Überschüsse entfallen, allerdings somit auch Aktionen mit Schnäppchenpreisen, Lagerhaltung wird minimiert — und man braucht weniger Personal. Mit 160 Beschäftigten wird in der Fabrik der Zukunft gerechnet.

 

 

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