Behindertengerechter Zugang: Sparkassen sind Vorreiter

6.1.2018, 15:00 Uhr
Behindertengerechter Zugang: Sparkassen sind Vorreiter

© Foto: Marijan Murat/dpa

In der Windsbacher Straße in Ansbach prangt ein rotes Warnsymbol – zumindest online. Denn auf der Karte von wheelmap.org, die der Berliner Verein Sozialhelden anbietet, ist die dortige Geschäftsstelle der Sparkasse als "nicht rollstuhlgerecht" markiert. Es gibt dort eine Stufe, die höher als sieben Zentimeter ist. Für Gehbehinderte eine echte Hürde.

Doch nicht nur sie stoßen beim Bankenbesuch auf Hindernisse, sondern auch Seh- und Hörbehinderte. Hier kann die Ansbacher Filiale in der Windsbacher Straße punkten: Am Geldautomaten können Personen, die nicht oder nur wenig sehen, einen mitgebrachten Kopfhörer einstecken und werden dann über Sprachhinweise geleitet.

Das Beispiel zeigt: Barrierefreiheit ist ein weites Feld. Günter Pöschko, Sprecher der Sparkasse Ansbach, weiß, dass Rampen oft nicht ausreichen – auch die Türen müssen sich am besten selbst öffnen, da das Aufdrücken für Gehbehinderte schwierig ist. Bei alten Gebäuden sei ein Umbau oft zu teuer – oder das Grundstück, auf dem die Rampe gebaut werden müsste, gehört nicht der Bank. Stehen Baumaßnahmen in einer der 60 institutseigenen Filialen an, denke man aber immer über Verbesserungen nach.

"Leitbild zur Barrierefreiheit"

Dabei fühlten sich die Ansbacher dem "Leitbild der Sparkassen-Finanzgruppe zu barrierefreien Finanzdienstleistungen" verpflichtet. Darin sind neben rollstuhlfreundlichen Filialen beispielsweise auch Videos mit Gebärdensprache genannt, die erklären, wie ein Sparbuch funktioniert oder wie die Bedingungen für einen Kredit sind. Der Vorstand hat das Leitbild unterzeichnet, so Pöschko. Zudem kämen die Angestellten zur Hilfe, wenn sie gerufen würden.

Doch behinderte Menschen wollen ihren Alltag so weit wie möglich selbstbestimmt meistern. Gerade beim Geldabheben oder Drucken der Kontoauszüge wolle man nicht immer jemanden neben sich haben, gibt Daniel Puff von der Bezirksgruppe Mittelfranken des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbunds (BBSB) zu bedenken. Auch müssten Blinde erst einmal den Weg zum Automaten finden. Puff lobt die Sparkassen, in denen sie sich teils an Noppen im Boden orientieren können. Bei anderen, privaten Geldhäusern müsse man um Lösungen für Blinde teils "noch betteln". Er rät auch zu Automatendisplays, die sich verdunkeln lassen, damit niemand mitlesen kann.

Probleme für Blinde

Außerdem seien Automaten oft nicht unterfahrbar, was für Rollstuhlfahrer ein Problem ist. "Es gibt großen Handlungsbedarf", so Puff. Der Behindertenbeauftragten der bayerischen Regierung, Irmgard Badura, liegen indes "keine übermäßigen Beschwerden" vor. Sie geht aber davon aus, dass viele Bankkunden auf Hilfe angewiesen sind. Für Rollstuhlfahrer gebe es oft Rampen, sagt Susanne Heidenreich vom Behinderten- und Versehrtensportverein Nürnberg (BVSV). Blinde dagegen hätten häufiger Probleme. Die Herausforderung: "möglichst viele Alternativen für unterschiedliche Einschränkungen".

Eine Selbstverpflichtung zum barrierefreien Ausbau, wie sie laut einem dpa-Bericht rund 60 Kassen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, im Saarland, Hessen und Thüringen unterzeichnet haben, findet BBSB-Mann Puff besser als gesetzliche Vorgaben, die auch bremsen könnten. Für den Sozialverband VdK Bayern hingegen sind "klare gesetzliche Regelungen notwendig". Zumindest sendeten die Sparkassen ein "echtes Zeichen der Kundenfreundlichkeit". Auch die bayerische Behindertenbeauftragte sieht darin "einen guten Anfang".

Eine Stichprobe in der Region zeigt, dass es viele Institute wie das in Ansbach gibt. Bei der Sparkasse Nürnberg sind derzeit 17 von über 100 Standorten sowohl für Rollstuhlfahrer als auch Blinde geeignet, weitere 20 nur für Gehbehinderte, sechs verfügen über ein blindengerechtes Selbstbedienungsgerät. Seitlich angefahren werden könnten alle Automaten, so Sprecherin Marlies Gräbner. Eine Selbstverpflichtung gibt es nicht, man entwickle aber ein eigenes Leitbild.

Bei der Sparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach ist bei 55 von 58 Geschäftsstellen der Zugang für Rollstuhlfahrer möglich, zudem gebe es an allen Standorten "spezielle Geräte für Sehbehinderte, Rollstuhlfahrer und kleinwüchsige Menschen", so Rainer Dorn, der die Öffentlichkeitsarbeit leitet. Ältere Automaten seien mit Blindenschrift ausgestattet, neuere mit Lautsprecher oder Kopfhörerbuchse.

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