Bier in Deutschland wird immer teuerer - aber nicht überall

23.7.2018, 16:31 Uhr
Die Nachfrage nach Spezialbieren steigt - und weil die oft deutlich teurer sind als gängige Marken, wirkt sich das auch auf den Durchschnittspreis aus.

© Uwe Anspach/dpa Die Nachfrage nach Spezialbieren steigt - und weil die oft deutlich teurer sind als gängige Marken, wirkt sich das auch auf den Durchschnittspreis aus.

Die Verbraucher in Deutschland müssen in diesem Sommer deutlich mehr Geld für Bier ausgeben. Im Juni lagen die Preise um 4,1 Prozent über dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Der heiße Sommer beschert derweil den Brauereien gute Geschäfte. Mehrere große Brauereien haben im Winter und im Frühjahr die Preise erhöht – laut Branche zum ersten Mal seit vier Jahren. Schnäppchenpreise von unter zehn Euro die Kiste sind den Herstellern ein Dorn im Auge.

"Die Preiserhöhungen waren überfällig", sagt Niklas Other, Herausgeber des Branchenmagazins Inside. Die Brauereien müssten höhere Kosten für Strom, Personal und Logistik stemmen. Zudem geht der Trend zu Spezialbieren. So lassen sich Bierfans Craft-Produkte mehr kosten als übliche Sorten. Die Brauereibranche leidet allerdings unter dem langfristig sinkenden Bierdurst der Deutschen. Mit 93,5 Millionen Hektolitern verkauften die Hersteller 2017 so wenig Bier wie noch nie seit der Wiedervereinigung. 

Energiekosten steigen stetig

Ein Trend, der letztlich alle Brauereinen betrifft, trotzdem will Walter König nicht alle Betriebe über einen Kamm scheren. Der Presseprecher des Bayerischen Brauerbunds betont: "Der Bierpreis ist immer eine individuelle Entscheidung der jeweiligen Brauerei." Er wisse auch von einzelnen Preiserhöhungen in Bayern, wolle aber keine Marken nennen. Vor allem die Energiekosten machen den Brauern aber zu schaffen, sagt er. "Brauen ist sehr energieintensiv. Nicht nur der Brauprozess selbst, sondern auch das Ausliefern." Von den steigenden Energiekosten blieben die Betriebe natürlich nicht verschont.

"Außerdem hatten wir zum März 2018 eine tarifliche Lohnerhöhung um 3,5 Prozent", berichtet König. Auch das könne eine Rolle spielen. Grund zum Jammern haben Bayerns Bierbrauer aber dennoch nicht. Die Geschäfte laufen gut. "Wir in Bayern rechnen für das erste Halbjahr 2017 mit einem Plus von etwa sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum", gibt sich Walter König optimistisch. Hauptgrund: Das sonnige Wetter im Frühling.

Tucher plant keine Preiserhöhungen

Bei Tucher in Nürnberg legt man Wert darauf, dass die Brauer nicht alleine die Verantwortung für steigende Bierpreise tragen. "Die vermeldete Preissteigerung um 4,1 Prozent resultiert aus der Preisgestaltung des Handels, nicht ausschließlich der Hersteller", betont Kai Eschenbacher, Marketingdirektor der Firma Tucher. Tucher selbst habe zuletzt im Oktober 2017 eine Preiserhöhung für Teile des Flaschenbiersortiments vorgenommen. Weitere Schritte dieser Art sind laut Eschenbacher aktuell nicht geplant. "Allerdings ist der Markt so volatil und der Kostendruck so hoch, dass wir dieses Thema für die Zukunft zumindest nicht ausschließen können." Allerdings profitiert man auch bei Tucher von der stabilen Wetterlage. "Gutes Wetter ist immernoch der beste Bierverkäufer", findet Kai Eschenbacher. 

Mit dem jüngsten Preisanstieg um gut vier Prozent hat sich Bier indes stärker verteuert als Wein. Hier stellten die Wiesbadener Statistiker ein Plus von zwei Prozent fest. Cola-Getränke kosteten 1,5 Prozent mehr, die Preise für Mineralwasser blieben mit einem Plus von 0,7 Prozent nahezu stabil und Orangensaft verbilligte sich leicht. Für Apfelsaft mussten die Verbraucher wegen einer schlechten Ernte dagegen binnen Jahresfrist sogar 11,6 Prozent mehr zahlen.

Bier sei trotz Preiserhöhung im internationalen Vergleich noch billig, sagt Niklas Other. In der Gunst der Deutschen ist es ohnehin unangefochten vor anderen alkoholischen Getränken: Im vergangenen Jahr kauften sie pro Kopf rund 74 Liter Bier und Biermixgetränke im Lebensmittelhandel sowie in Getränkeabholmärkten. Dafür gaben sie laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen 7,4 Milliarden Euro aus. Wein hatte deutlich das Nachsehen: Pro Kopf erwarben die Bundesbürger 2017 nur 6,6 Liter im Lebensmittelhandel und in Drogeriemärkten.

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