Dax weiter im Abwärtssog - Vertrauen in Aktien ungebremst

9.2.2016, 16:34 Uhr
Der Abwärtssog am deutschen Aktienmarkt hat weiter zugenommen.

© dpa Der Abwärtssog am deutschen Aktienmarkt hat weiter zugenommen.

Das Zinstief treibt die eher börsenscheuen Deutschen vermehrt in Aktien und Fonds - wie lange das Vertrauen der Privatanleger hält, ist angesichts der Talfahrt an den Börsen allerdings fraglich. Knapp 9,01 Millionen Menschen besaßen im vergangenen Jahr Aktien und/oder Anteile an Aktienfonds - das ist der höchste Stand seit 2012 (knapp 9,5 Millionen Aktionäre). "Die Deutschen haben 2015 wieder Vertrauen in die Aktie und den Aktienfonds gefasst", bilanzierte das Deutsche Aktieninstitut (DAI) am Dienstag in Frankfurt.

Der Abwärtssog am deutschen Aktienmarkt setzte sich unterdessen fort. Die psychologisch wichtige Marke von 8800 Punkten im Dax wurde bis zum Nachmittag durchbrochen. "Die Angst ist greifbar, und jedes Argument zu verkaufen wird genutzt", sagte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Für den weiteren Abwärtsdruck braucht es keine neuen Gründe", erklärte Händler Thorsten Engelmann von der Equinet Bank. "Erschreckend ist dabei vor allem, dass es schon seit Tagen und Wochen keine Gegenbewegung gibt."

Starker Euro erschwert Exporte

Ein zusätzlicher Dämpfer kam mit dem kräftigen Anstieg des Euro, da dies den Export erschwert: Die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt bei 1,1282 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs kurz zuvor noch auf 1,1236 (Montag: 1,1101) US-Dollar festgesetzt. Im vergangenen Jahr hatten Deutschlands Exporteure beflügelt vom schwachen Euro das zweite Rekordjahr in Folge verzeichnet. Waren im Gesamtwert von 1195,8 Milliarden Euro gingen ins Ausland - damit war "Made in Germany" so gefragt wie nie. Die Bestmarke aus dem Vorjahr wurde nochmals um 6,4 Prozent übertroffen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.

Trotz des Anstiegs der Aktionärszahlen - zum Vorjahr gab es ein Plus von 6,7 Prozent oder 560.000 - ist Deutschland von einer Aktienkultur wie in anderen Industrienationen nach wie vor weit entfernt, konstatierte DAI-Chefin Christine Bortenlänger: "Dass nur 14 Prozent der Bevölkerung am Aktienmarkt partizipieren, ist immer noch viel zu wenig." Auch der Höchststand aus Zeiten des Börsenbooms um die Jahrtausendwende ist alles andere als greifbar: 2001 war die Zahl der Aktienanleger in Deutschland auf fast 13 Millionen geschnellt.

Bortenlänger warnte angesichts der aktuellen Kursrückgänge vor Panik. Der Markt reagiere nach einem steilen Anstieg nun auf die vielen ungelösten Fragen. "Es gibt keine klaren Antworten. Man könnte so viele Stichworte nennen: Griechenland, Ukraine, Ölpreis, Flüchtlinge - insofern ist es nicht erstaunlich, dass der Markt jetzt mal deutlich korrigiert", sagte Bortenlänger.

"Es ist sicher so, dass es keine leichten Zeiten für die Aktie sind. Andererseits bleibt gleichzeitig zu beobachten, dass auch für alle verzinsten Papiere momentan keine sehr gute Phase herrscht", sagte Bortenlänger. "Insofern ist besonders wichtig, die langfristige Perspektive nicht aus den Augen zu verlieren und gerade jetzt nicht kurzfristig hektisch bei Anlageentscheidungen zu reagieren."

Die Aktie habe sich "langfristig auch in Krisenphasen immer sehr, sehr gut geschlagen", betonte die Chefin des Aktieninstituts. "Die Aktienanlage ist dann - auch für den Privatanleger - eine sehr gute Anlage, wenn sie langfristig betrieben wird." Es sei wichtig "eine Perspektive von mindestens 10, 12, 15 Jahren zu haben - und da hat sich die Aktie mit einer durchschnittlichen Rendite von neun Prozent sehr gut geschlagen", erklärte Bortenlänger. "Und ich gehe davon aus, dass das auch in Zukunft so sein wird."

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