Diesel-Fahrverbot: Jeder dritte Pkw der Region bedroht

2.8.2017, 08:11 Uhr

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Muss ich schon raus oder kann ich mich noch mal umdrehen? Gut möglich, dass sich viele Berufspendler ihren Wecker künftig vorsichtshalber etwas früher stellen. Einfach, um kurz zu checken, ob sie heute mit ihrem Auto zur Arbeit fahren dürfen — oder für Bus und Bahn etwas mehr Zeit einplanen müssen.

"Diesel-Fahrverbot" heißt das Wort, das Halter entsprechender Fahrzeuge seit Wochen verunsichert. Politik und Industrie wollen bei ihrem Treffen heute in Berlin alles versuchen, es nicht zu dieser extremen Maßnahme kommen zu lassen.

Doch ob das gelingt, ist seit dem Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart vor wenigen Tagen offener denn je. Die schwäbischen Richter waren sinngemäß zu dem Schluss gekommen, dass es eigentlich keine wirksamere Alternative zu Diesel-Fahrverboten gibt, um die Belastung der Luft mit Stickoxiden unter die EU-Grenzwerte zu senken. Auf jeden Fall für das Zentrum von Stuttgart.

Falls es demnächst also für die ersten Innenstädte von Großstädten heißt "Diesel müssen leider draußen bleiben", wären davon allein in der Metropolregion Nürnberg voraussichtlich mehr als 600.000 Pkw betroffen. Zwar müssten sich die Behörden auf die genauen Ausführungsbestimmungen erst noch einigen. Als zurzeit am wahrscheinlichsten gilt aber, dass ein Fahrverbot alle Pkw aller Marken umfassen würde, die nicht die neueste EU-Abgasnorm Euro 6 erfüllen. Vorbehaltlich möglicher Ausnahmen etwa für Rettungsdienste. In diesem Szenario wäre — auf Basis der offiziellen Zulassungsstatistik des Kraftfahrtbundesamts (KBA) — in Nürnberg 66.320 Pkw an Tagen mit Diesel-Fahrverbot die Fahrt in die Sperrzone verboten; beispielsweise also das Zentrum der Noris. Aus Fürth könnten dann 15.907 Autos, aus Erlangen 15.659 nicht mehr etwa zum Wochenend-Shopping in die Innenstadt der Frankenmetropole rollen.

Preise unter Druck

Besonders viele Halter beträfe ein Fahrverbot im Landkreis Haßberge: Mehr als jeder dritte hier zugelassene Pkw hat einen Diesel-Antrieb und schafft nicht mehr als die Abgasnorm Euro 5, exakt sind es 35,75 Prozent. Auch im Landkreis Neustadt/Aisch wäre der Anteil mit 34,55 Prozent vergleichsweise hoch. Schon durch den Abgasskandal sind die Gebrauchtwagen-Werte von Diesel-Pkw empfindlich unter Druck geraten. Fahrverbote würden das gewiss nicht besser machen. Entsprechend bang dürften viele Besitzer von Diesel-Pkw heute nach Berlin schauen. Verbunden mit der Bitte: Einigt euch, und zwar gerichtsfest, verhindert Fahrverbote! Wir sind schließlich die Opfer, nicht die Täter der Tricksereien mit den Abgaswerten. 

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