Ebl: Längere Krankheit bedeutet weniger Weihnachtsgeld

16.12.2017, 05:49 Uhr
Ebl: Längere Krankheit bedeutet weniger Weihnachtsgeld

© Horst Linke

Bei einem Teil der Beschäftigten kam das gar nicht gut an. Weil sie das  als unsoziale Bestrafung empfinden, haben sie sich an unsere Redaktion gewandt. Gerhard Bickel, Inhaber von Ebl-Naturkost mit Sitz in Fürth, ist sofort bereit zu erklären, warum er zum ersten Mal längere Krankheitszeiten "berücksichtigt" - im negativen Sinne.

Eigentlich, so die Argumentation des Ebl-Chefs, hätte er allen 500 Mitarbeitern etwas weniger Weihnachtsgeld überweisen müssen. Denn zwar sei der Umsatz in diesem Jahr wohl um rund sieben Prozent gestiegen, doch der Ertrag habe nicht mitgehalten. Das liege auch an der härteren Konkurrenz durch den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel, der die eigenen Regale mit Bio-Waren ausweitet.

Verdi: "Führungskräfte haben Kontakt verloren"

"Insgesamt sind wir zufrieden mit dem Geschäft", sagt Bickel, der seit einem Vierteljahrhundert die Bio-Handelsszene in Mittel- und Oberfranken bestimmt. Weil jedoch der Gewinn zurückgehe, "hätten wir den variablen Anteil des Weihnachtsgeldes von 40 auf 30 Prozent herabsenken müssen - für alle". Aber ist das gerecht gegenüber jenen Kollegen, die die Arbeit der Kranken zeitweise mit übernehmen müssen? Bio-Händler Bickel findet es "objektiver", hier zu unterscheiden. Und fügt hinzu:  "Ich stehe zu meiner Entscheidung." Rechtlich sei sie ohnehin wasserdicht.

Die Gewerkschaft Verdi zieht  in Zweifel, ob das Vorgehen der Geschäftsleitung ethisch in Ordnung ist. "Ebl ist einst sehr sozial gestartet, dann aber zu schnell gewachsen", meint Rita Wittmann. "Offenbar haben die Führungskräfte darüber den Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verloren."

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