Ehepaar Piëch legt Aufsichtsratsmandate bei VW nieder

25.4.2015, 19:23 Uhr
Ehepaar Piëch legt Aufsichtsratsmandate bei VW nieder

© Marcus Brandt (dpa)

Der Familienpatriarch ist damit offenbar zum Rückzug gedrängt worden, nachdem er vor einer Woche mit seinem Versuch, VW-Chef Martin Winterkorn zu demontieren, gegen den einhelligen Widerstand der anderen Präsidiumsmitglieder gescheitert war. Piëch gab auch alle anderen Aufsichtsratsmandate bei Volkswagen auf. Seine Ehefrau Ursula Piëch habe den Schritt ebenfalls vollzogen, teilte Volkswagen in einer Pflichtmitteilung mit.

Bis zur Wahl eines neuen Vorsitzenden werde der Vize des Aufsichtsrats, Berthold Huber, kommissarisch die Leitung des Gremiums übernehmen. Zur Hauptversammlung am 5. Mai in Hannover soll ein neuer Aufsichtsratsvorsitzender vorgeschlagen werden. Zwei Insider sagten, das VW-Präsidium habe in Braunschweig getagt.

Der 78-Jährige Firmenpatriarch hatte sich am 10. April mit Äußerungen gegenüber dem "Spiegel" von Winterkorn, seinem langjährigen Vertrauen und Ziehsohn, distanziert. Piëch, dessen Familie zusammen mit den Porsches VW-Hauptaktionär ist, hatte den Konzern damit in eine schwere Führungskrise gestürzt. Doch er war isoliert. Denn nicht nur die Arbeitnehmervertreter und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil stellten sich gegen Piëchs
Vorstoß, sondern auch Piëchs Cousin Wolfgang Porsche war nicht an seiner Seite.

Nur eine Woche später sprach das Präsidium Winterkorn gegen die Stimme Piëchs das Vertrauen aus und kündigte an, dessen Vertrag nach 2016 erneut zu verlängern. Dem Gremium gehören neben Piech und seinem Cousin Wolfgang Porsche auch Niedersachsens Ministerpräsident Weil, IG- Metall-Chef Huber sowie Betriebsratschef Bernd Osterloh und sein Stellvertreter Stephan Wolf an.

Medienberichte in der vergangenen Woche, dass Piech trotz der Vertrauenserklärung des Aufsichtsratspräsidiums gegenüber Winterkorn weiterhin dessen Abtritt verfolge, hatten das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Freitag von Insidern erfahren, dass Piech mit seiner Abwahl im Kontrollgremium rechnen musste, sollte er weiter versuchen, Winterkorn aus dem Amt zu drängen. Aus dem Umfeld der Landesregierung hieß es: "Noch zwei, drei solche Sachen sollte er sich jetzt nicht mehr leisten."

Dieser Artikel wurde um 19.23 Uhr aktualisiert.

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