Familienunternehmen im Zeichen von Kalk, Sand und Wasser

10.7.2017, 19:25 Uhr
Familienunternehmen im Zeichen von Kalk, Sand und Wasser

© Foto: Roland Fengler

Eigentlich wollte Hannes Zapf das Familienunternehmen gar nicht übernehmen – jetzt kann er sein "silbernes" Jubiläum als Chef des Kalksandsteinherstellers feiern: Der 56-Jährige steht seit 1992 als geschäftsführender Gesellschafter an Spitze der Firma mit Sitz in Behringersdorf bei Nürnberg. Die Wiedervereinigung und die daraus resultierenden Chancen hatten ihn seinerzeit bewogen, doch in den Betrieb einzusteigen und seinen Job als Unternehmensberater bei Roland Berger an den Nagel zu hängen.

Seine Erfahrungen als Unternehmensberater haben dem Betriebswirt bereits viel genützt. Denn nach einer Wachstumsphase bis 1996 holte die Baurezession den Mittelständler ein. Und es blieb nicht die einzige große Herausforderung. Der Umbruch in der Branche, bei dem laut Zapf enorme Produktionskapazitäten abgebaut wurden und der den Niedergang der Ziegelproduktion in Nordbayern zur Folge hatte, führte zum Schulterschluss mit einem Wettbewerber: Seit 2002 kooperiert die Zapf-Gruppe mit dem ehemaligen Konkurrenten Megalith Daigfuss, der bis heute von Gerold Daigfuss geführt wird.

Ein Gewinn für beide Familienunternehmen, versichert Zapf. Die Zapf-Daigfuss-Gruppe, die insgesamt 118 Beschäftigte zählt, produziert in ihren fünf Werken in Mittel- und Oberfranken jährlich 100 Millionen Steineinheiten – "das sind täglich Kalksand-Mauersteine für 45 Wohnungen oder 15 Einfamilienhäuser". 2016 setzte die Firmengruppe, die Baustellen in ganz Franken beliefert, gut 22 Mio. Ã um.

Den Grundstein für das Familienunternehmen Zapf hatte der Urgroßvater von Hannes Zapf gelegt: Der damals 29-jährige Georg Zapf, ein Drogist, gründete 1899 mit 150 000 Mark Kapital die "Erste Bayerische Kunstsandsteinwerke GmbH Behringersdorf". Heute, sagt der Urenkel stolz, "sind wir das älteste Kalksandsteinwerk der Welt."

Die Technisierung und Automatisierung haben die Produktion verändert, die Grundstoffe, aus denen der weiße Stein gefertigt wird, sind in den vergangenen fast 120 Jahren aber die gleichen geblieben: Kalk, Sand und Wasser. Die feuchte Masse kommt in Formen, dann drücken – je nach Größe, gewünschter Rohdichte und Druckfestigkeit des Steines – bis zu 1200 Tonnen Gewicht auf das Gemisch. Das verdichtete Material wandert in 180 bis 200 Grad heiße Öfen, wo unter Druck eingeblasener Dampf dafür sorgt, dass Sand und Kalk miteinander "verkleben" und die Rohlinge aushärten.

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