Gericht stoppt "Mogel-Streik" der Lufthansa-Piloten

8.9.2015, 20:10 Uhr
Die Vereinigung Cockpit hat zum mittlerweile 13. Streik im anhaltenden Tarifkonflikt mit der Lufthansa aufgerufen.

© dpa Die Vereinigung Cockpit hat zum mittlerweile 13. Streik im anhaltenden Tarifkonflikt mit der Lufthansa aufgerufen.

Das Wichtigste auf einen Blick:

+++ Update: Das Hessische Landesarbeitsgericht hat den Pilotenstreik bei der Lufthansa vorerst gestoppt.

+++ Vereinigung Cockpit drohte mit wöchentlichen Ausfällen bis Jahresende

+++ Betroffene Kunden wurden per SMS benachrichtgt

+++ Sonderflugplan steht zur Verfügung - 300 Flüge in München gestrichen

Die Passagiere der Lufthansa mussten sich auf noch einmal verschärfte Pilotenstreiks einstellen. Zum Auftakt der 13. Streikrunde am Dienstag drohte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) damit, dass ihre Mitglieder bei Europas größtem Luftverkehrskonzern bis zum Jahresende wöchentlich die Arbeit niederlegen. Wörtlich sagte VC-Sprecher Markus Wahl am Frankfurter Flughafen: "Bis auf weiteres ist es jede Woche möglich, dass es neue Ausstände gibt. Ausgenommen davon ist vielleicht Weihnachten."

Die Lufthansa hatte beim Arbeitsgericht Frankfurt am Main eine einstweilige Verfügung beantragt, um den Streik zu stoppen. Am Dienstagabend entschied das Gericht in erster Instanz und wies damit einen Antrag der Fluggesellschaft auf Aussetzung ab. Der Ausstand sei nicht unverhältnismäßig, hieß es in der Urteilsbegründung. Auch beim Arbeitsgericht Köln reichte die Lufthansa nach eigenen Angaben einen solchen Antrag ein. Die Kunden würden weit über das erträgliche Maß hinaus von einer kleinen Gruppe der Beschäftigten belastet, sagte Konzernsprecherin Barbara Schädler.

Die scheibchenweisen Ankündigungen der VC zu den einzelnen Streikmaßnahmen stellten die Lufthansa-Planer zwar vor schwere, aber nicht unlösbare Aufgaben, sagte Schädler: "Wir haben bereits bei dem Streik im März gezeigt, dass wir das operativ hinkriegen." Für die Kunden sei aber jeder weitere Flugausfall unzumutbar.

Das Landesarbeitsgericht Hessen hat den Pilotenstreik bei der Lufthansa nun vorerst gestoppt. Das Gericht erließ am Mittwoch auf Antrag der Airline eine einstweilige Verfügung gegen die streikende Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC).

Sonderflugplan erarbeitet

Am Frankfurter Flughafen war zum Start der inzwischen 13. Streikrunde seit April 2014 wie an anderen deutschen Airports nur wenig von den zunächst auf die Langstrecke beschränkten Pilotenstreiks zu spüren. Die Lufthansa setzte zwar mehr Service-Personal im Terminal ein, aber es erschienen kaum Passagiere, die noch nicht von den Ausfällen oder Umbuchungen erfahren hatten. Die Fluggesellschaft hatte ihre betroffenen Kunden gezielt über SMS und E-Mails informiert.

Am Montagabend hatte Cockpit angekündigt, den Streik am Mittwoch auf den viel zahlreicheren Kurz- und Mittelstrecken fortzusetzen. Die Lufthansa wollte auch dafür einen Sonderflugplan erarbeiten, der am frühen Dienstagnachmittag stehen sollte.

In den bislang zwölf Streikrunden des laufenden Tarifkonflikts hat die VC der Lufthansa nach deren Angaben rund 330 Millionen Euro an Schaden zugefügt. Offizieller Streikgrund bleiben die Übergangsrenten der etwa 5.400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.

Es geht aber auch um die künftige Unternehmensstrategie mit der geplanten Billigschiene Eurowings. Lufthansa will hier ausschließlich Piloten einsetzen, die deutlich geringere Gehälter erhalten.

Die Piloten hatten seit März nicht mehr gestreikt, sich dann jedoch mit Lufthansa nicht auf eine neue Tarifstruktur einigen können. Sie werfen dem Unternehmen Tarifflucht vor, weil bei Eurowings Arbeitsplätze zu günstigeren Konditionen ins Ausland verlagert werden sollen. Das Management begründet die Pläne mit dem hohen Kosten- und Konkurrenzdruck durch Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet.

Der Artikel wurde am Dienstag um 20.10 Uhr aktualisiert.

2 Kommentare