IHK-Gründerpreisträger: "Wasserstoff ist Erdöl der Zukunft"

31.7.2017, 16:37 Uhr
IHK-Gründerpreisträger:

© Foto: Klaus Leonhard

"Wasserstoff ist das Erdöl der Zukunft", ist sich Daniel Teichmann sicher. Vor allem im Schwerlastverkehr, also bei Lkw, Zügen oder Schiffen, werden künftig vermehrt Brennstoffzellen oder Wasserstoff-Motoren zum Einsatz kommen und die abgasreichen Dieselmotoren ablösen, sagt der Chef des IHK-Gründerpreisträgers Hydrogenious Technologies. Die Firma ist eine Ausgründung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und hat eine Methode entwickelt, um Wasserstoff chemisch an eine Flüssigkeit zu binden und so den Transport und die Lagerung des Gases zu vereinfachen.

Das Problem war bisher, dass molekularer Wasserstoff aufwendig zu speichern und zu transportieren ist. Sehr hoher Druck oder extrem niedrige Temperaturen sind nötig, um eine ausreichend hohe Speicherdichte zu gewährleisten.

Hier hat die 2013 gegründete Hydrogenious Technologies GmbH aus Erlangen eine sichere Lösung parat: "Wir speichern den Wasserstoff in einem Öl auf Toluol-Basis", erläutert der Firmengründer. Die daraus entstehende Flüssigkeit ist ungiftig, schwer entflammbar und nicht explosiv. Liquid Organic Hydrogen Carrier (LOHC) nennt das Unternehmen diese Technologie.

In einem Liter Öl können auf diesem Weg 700 Normliter H2 chemisch gebunden werden. Damit kann auch ein gravierendes Problem beim Transport gelöst werden: "Heute kann ein spezieller Hochdruck-Lkw gerade einmal 300 Kilogramm Wasserstoff laden. Mit unserer Technik sind bis zu 1800 Kilogramm in einem herkömmlichen Tanklastwagen möglich und die Ladung ist noch nicht einmal Gefahrgut," erklärt der promovierte Ingenieur.

Anwendungsbereiche für die Technologie sieht das Unternehmen in der konventionellen Wasserstoff-Logistik und für -Tankstellen. Dort soll das Gas als LOHC sicher gespeichert und erst dann freigesetzt werden, wenn es benötigt wird.

Die Belieferung der "Zapfsäulen" ist ein großer Markt: Allein in Deutschland sollen bis 2023 etwa 400 Wasserstofftankstellen gebaut werden. Und auch in Asien oder den USA wird die Wasserstoffmobilität künftig eine bedeutende Rolle spielen. Selbst in Erlangen soll bis 2019 eine erste Wasserstoff-Tankstelle entstehen.

Denn erste Brennstoffzellen-Pkw sind bereits serienreif, weitere sollen folgen. Bei einem Verbrauch von knapp einem Kilogramm H2 auf 100 Kilometer schätzt der Ingenieur die Reichweite der Autos auf rund 600 Kilometer. Der Tankvorgang dauert dabei gerade einmal zwei Minuten. "Für lange Reichweiten hat diese Technologie deshalb eine große Zukunft", glaubt Teichmann. Und noch mehr Vorteile bietet sie bei Schiffen, Lkw oder Zügen. Insgesamt acht Anlagen haben die Erlanger bisher gebaut, zum größten Teil für Forschungszwecke. Inzwischen hat das Unternehmen jedoch auch drei Anlagen an eine Wasserstofflogistik-Firma in die USA verkauft.

Bergbaukonzern als Investor

Teichmann beschäftigte sich bei einem Automobilhersteller und an der Universität schon viele Jahre mit der Technologie. 2012 kam schließlich die Entscheidung, die Technik kommerziell zu nutzen. Im Januar 2013 gründete Teichmann daraufhin zusammen mit den Professoren Peter Wasserscheid, Wolfgang Arlt und Eberhard Schlücker die GmbH als Spin-off der Friedrich-Alexander-Universität. Seit Mai 2014 ist auch die Universität selbst als (Minderheits-)Gesellschafterin eingestiegen und hat dem Start-up ihre Patente übertragen. Und im Juli 2014 konnte das Start-up mit Anglo American Platinum schließlich einen internationalen Bergbaukonzern als Investor an Bord holen. Seitdem ist Hyrogenious Technologies stark gewachsen: In der Gründungsphase war Teichmann der einzige Mitarbeiter, heute sind es etwa 50.

8 Kommentare