Lokführer streiken über Pfingsten - und das Ende ist offen

20.5.2015, 06:31 Uhr
Zum neunten Mal wollen die Lokführer streiken.

© dpa Zum neunten Mal wollen die Lokführer streiken.

+++ Zum Artikel: "The Weselsky is the limit": GDL-Streik bringt Netz zum Kochen" +++

Die Lokführer streiken erneut – dieses Mal wohl über die Pfingstfeiertage. Der Ausstand mit offenem Ende begann um 2.00 Uhr am Mittwochmorgen im Personenverkehr und wird laut GDL-Chef Claus Weselsky länger dauern als der jüngste Ausstand, bei dem sechs Tage lang gestreikt wurde. "Wir sehen uns gezwungen, in die nächste Eskalationsstufe einzutreten", sagte Weselsky. Die Bahn verurteilte den Streik "als Schikane für viele Millionen Menschen" und forderte erneut eine Gesamtschlichtung.

Bereits am Dienstag um 15 Uhr legten die Lokführer im Güterverkehr die Arbeit nieder. Das Streikende will die Gewerkschaft erst 48 Stunden vorher nennen, ein unbefristeter Streik sei das nicht.

+++ So bekommen Sie Ihren Ticketpreis zurück +++

Es ist die neunte Arbeitsniederlegung im laufenden Tarifkonflikt. "Wir erwarten, dass die Fahrgäste nicht den Vorwurf an die Lokführer richten", so Gewerkschaftschef Weselsky. Verantwortlich für den Streik sei der Konzern.

Der neuerliche Versuch einer Annäherung beider Seiten war am Wochenende gescheitert. Vertrauliche Gespräche von Bahn und GDL wurden am Samstagabend beendet und nicht wie geplant am Sonntag fortgesetzt. Die Tarifparteien wiesen sich dafür gegenseitig die Schuld zu.

Die Bahn habe in den Gesprächen bewiesen, dass in den Verhandlungen keinerlei Ergebnisse erzielt werden sollten, erklärte die GDL. Vielmehr solle der Tarifabschluss bis zum Inkrafttreten des Tarifeinheitsgesetzes verschleppt werden. Das wird voraussichtlich Anfang Juli so weit sein.

Aus der Wirtschaft kamen besorgte Reaktionen: "Jeder weitere Streiktag bürdet der gesamten deutschen Industrie neue Lasten auf", erklärte der Maschinenbau-Verband VDMA. Die Unternehmen des Maschinenbaus griffen allerdings vielfach auf andere Transportmittel zurück.

Vor der erneuten Streikankündigung hatte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt die GDL aufgerufen, einem Schlichtungsverfahren zuzustimmen. "Mir fehlt das Verständnis dafür, wenn man sich nach monatelanger Tarifauseinandersetzung einer Schlichtung verweigert", sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung. "Verantwortungsvolle Tarifpartnerschaft verpflichtet auch zur Suche nach Kompromissen, das kann nur am Verhandlungstisch geschehen."

Für die rund 3000 Lokrangierführer bei der Deutschen Bahn hat bisher die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Tarifverträge abgeschlossen. Die GDL verlangt für ihre Mitglieder in dieser und in anderen Berufsgruppen des Zugpersonals eigene Tarifverträge. Das ist der Kernpunkt des Konflikts.

Die Bahn will unterschiedliche Tarifverträge für ein und dieselbe Berufsgruppe vermeiden. Die GDL strebt zunächst eine Einigung über die künftige Tarifstruktur an und will erst danach in einer Schlichtung über Geld, Arbeitszeit und Überstundenbegrenzung sprechen.

.

Erst am 10. Mai war ein fast sechstägiger Ausstand zu Ende gegangen. Es war der bis dato längste Streik in der 21-jährigen Geschichte der Deutschen Bahn AG. Nur jeder zweite geplante Zug konnte nach Unternehmensangaben während des Streiks fahren. Wie die Nürnberger und die Erlanger den Ausstand fanden, sehen Sie in unseren Bildergalerien.

Lokführer streiken über Pfingsten - und das Ende ist offen

© dpa

 

Verwandte Themen


41 Kommentare