Schock bei Betriebsversammlung

Nach über 330 Jahren: Deutsche Traditionsbrauerei meldet Insolvenz an

Jan Heimhold

nordbayern-Redaktion

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24.11.2023, 14:23 Uhr
Seit 1689 ist die Koblenzer Brauerei im Geschäft. 

© Roland Weihrauch/dpa/Symbolbild Seit 1689 ist die Koblenzer Brauerei im Geschäft. 

Die Koblenzer Brauerei, vor 2012 Königsbacher Brauerei, musste laut Informationen des Südwestrundfunks (SWR) zu Folge am Montag Insolvenz anmelden. Ein entsprechender Antrag ging bereits beim zuständigen Amtsgericht ein. Bekannt war das Unternehmen für seine Biere "Nette" und "Königsbacher".

Auf einer Betriebsversammlung wurden die Beschäftigten über die Sachlage informiert und eine Fortzahlung des Gehalts für weitere drei Monate zugesichert. Insgesamt sind 42 Arbeitsplätze von der Insolvenz betroffen. Um das Unternehmen vor der Pleite zu retten, verzichteten die Mitarbeiter bereits seit zwei Jahren auf ihr Weihnachtsgeld und akzeptierten das Ausbleiben von tariflich vereinbarten Lohnerhöhungen.

Für die Beschäftigten werden die Tage der Unsicherheit noch einige Zeit andauern, da eine weitere Betriebsversammlung verschoben werden musste. Dort hätten die Betroffenen die Möglichkeit gehabt, offene Fragen zu ausstehenden Löhnen oder dem Ausgleich von Überstunden stellen können. Die Versammlung soll aber bald stattfinden.

2012 war die ehemalige Königsbacher Brauerei vom Karlsberg-Konzern an Privatinvestoren verkauft worden und änderte in der Folge auch ihren Namen, um einen Neuanfang zu verdeutlichen. Zudem ließ das Unternehmen mehrere Wohnungen auf ihrem Grundstück hochziehen. Alle Maßnahmen scheinen am Ende nicht mehr ausgereicht zu haben.

"Insbesondere die steigenden Energiepreise machten der Brauerei zu schaffen. Es seien dramatische Kostenexplosionen gewesen. So hatten sich auch die Preise für Getreide, Kronkorken oder Etiketten um 50 bis 60 Prozent erhöht. Deshalb sei es der Koblenzer Brauerei nicht mehr möglich, den Geschäftsbetrieb kostendeckend aufrechtzuerhalten", schreibt der SWR zur Insolvenz.

Kein Einzelfall

Mit ihrer Insolvenz ist die Koblenzer Brauerei keineswegs allein auf weiter Flur: Im Februar traf es die Memminger Brauerei, im März die thüringische Greizer Vereinsbrauerei und im September die Braumanufaktur Härke aus Niedersachsen. Alle betroffenen Unternehmen geben ebenfalls den gestiegenen Rohstoffpreisen die Schuld. Es bleibt abzuwarten, ob die Pleitewelle im deutschen Braugewerbe weiter anhalten wird.

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