Neues Wireless-Labor: "Bei uns wird alles geprüft, was funkt"

10.12.2018, 06:00 Uhr
Funktioniert die Verbindung zwischen Sender und Empfänger der Spielzeug-Drohne? Ist sie auch dann stabil, wenn im Umfeld andere funkgesteuerte Flugobjekte unterwegs sind? Im neuen Wireless-Labor - konkret in der Short-Range-Prüfkammer - des Tüv Rheinland in Nürnberg untersuchen Spezialisten genau das.

© Verena Litz Funktioniert die Verbindung zwischen Sender und Empfänger der Spielzeug-Drohne? Ist sie auch dann stabil, wenn im Umfeld andere funkgesteuerte Flugobjekte unterwegs sind? Im neuen Wireless-Labor - konkret in der Short-Range-Prüfkammer - des Tüv Rheinland in Nürnberg untersuchen Spezialisten genau das.

Jetzt wurde die Testlandschaft mit dem neuen Wireless-Labor weiter ausgebaut – die Digitalisierung lässt grüßen. Wenn Ingenieure über ihre Arbeit reden, verstehen Nicht-Ingenieure oft nur Bahnhof – komplexe Technik und ihr Einsatzgebiet in einfachen Worten zu erklären, ist nicht jedem gegeben. Sven Eric Weber kann es. "Bei uns wird alles geprüft, was funkt", antwortet der Diplom-Ingenieur der Nachrichten- und Kommunikationstechnik auf die Frage, um was es im neuen Wireless-Labor des Tüv Rheinland in Nürnberg eigentlich geht.

Weber ist Leiter des gerade eingeweihten Labors, mit dem der Tüv Rheinland sein "Wireless Test-Center" in der Tillystraße ausgebaut hat. Das englische Wort "wireless" bedeutet drahtlos. Und die Drahtlos-Technologie ist für die Digitalisierung und das Internet der Dinge (Englisch: Internet of Things/IoT) das, was Strom fürs E-Auto ist: Ohne läuft nix.

"Wir sind ein Partner der Industrie in der Digitalisierung: Das ist unser Spielfeld", umreißt Weber, der vor zweieinhalb Jahren aus dem Saarland nach Franken gekommen ist, das Kundenspektrum des Labors, in das der Tüv allein für die Technik drei Millionen Euro investiert hat. Mit der neuen Einrichtung, die aus vier Prüfkabinen und einer Absorber-Kammer zur Messung der elektromagnetischen Verträglichkeit (kurz: EMV) strombetriebener und -erzeugender Produkte besteht, sowie den bereits seit langem vorhandenen drei EMV-Prüfhallen "decken wir den Wireless-Bedarf aller Branchen umfassend ab", erklärt Weber. Etwa den der Automobilindustrie, wenn es um digitale Komponenten für das autonome Fahren geht.

Störquellen allerorten

Nürnberg ist jetzt neben dem Tüv-Rheinland-Labor im schwedischen Lund das zweite europäische Wireless-Labor, das Prüfungen sowohl für funkgestützte Technologien über kurze Distanzen (Short Range) als auch lange (Long Range) anbietet. Dabei geht es immer darum, ob die Geräte und Komponenten jederzeit so funktionieren, wie sie sollen. Was keinesfalls selbstverständlich ist, so Weber: "Wir leben in einer elektromagnetischen Umgebung" – und das bedeutet potenzielle Störquellen, da auf den Funkfrequenzen viele unterwegs sind.

Und nicht nur das: Andere Länder bedeuten nicht nur andere Sitten, sondern auch andere Frequenzen. Hinzu kommt, dass sich die jeweiligen Normen in den verschiedenen Ländern und die genutzte Technik unterscheiden. Was zum Beispiel für die allgegenwärtigen Smartphones ein wichtiger Punkt ist. Diese handlichen Computer, deren Telefonfunktion fast schon ein Nebeneffekt ist, werden außerdem – technisch gesehen – immer pfiffiger und smarter. Was die Funktionstests immer aufwändiger macht. In der neuen Long-Range-Prüfkammer des Wireless-Test-Centers des Tüv in Nürnberg werden Mobiltelefone darauf untersucht, ob sie quasi in jeder Lebenslage korrekt funktionieren. Diese Tests können zwischen zwei und vier Wochen dauern, wie Weber sagt.

Fachleute gesucht

In der Short-Range-Prüfkammer wird gerade die Antennenstärke einer Spielzeug-Drohne unter die Lupe genommen. Ist die Verbindung mit dem Sender stabil, kommunizieren die beiden korrekt, auch wenn im Umfeld andere funkgesteuerte Flugobjekte unterwegs sind? Fragen, die die Tüv-Spezialisten klären.

Im – international besetzten – Wireless-Test-Center-Team in Nürnberg arbeiten aktuell 20 Frauen und Männer. Weltweit beschäftigt der global tätige Tüv Rheinland in den Laboren dieses Bereichs rund 150 Fachleute – und sucht weitere Spezialisten. Gefragt sind unter anderem Absolventen und Berufserfahrene mit abgeschlossenem Studium im Bereich Elektrotechnik, Nachrichtentechnik oder Physik, jeweils mit dem Schwerpunkt Hochfrequenztechnik, wie der Tüv erläutert.

Auch Studenten der genannten Fachrichtungen bietet das Unternehmen "den Einstieg in das Zukunftsthema Wireless". So etwa bei der Betreuung von Abschlussarbeiten oder als studentische Aushilfen – unter anderem im neu eröffneten Wireless-Labor in Nürnberg.

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