Rüstungsgeschäft rückläufig: Diehl stark als Airbus-Zulieferer

2.7.2014, 09:40 Uhr
Rüstungsgeschäft rückläufig: Diehl stark als Airbus-Zulieferer

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Exakte Prognosen mag Vorstandschef Thomas Diehl nicht sonderlich. Bei der Profitabilität „müssen wir besser werden. Wir haben noch Spielraum nach oben.“ Solche Sätze liegen ihm mehr. Aber immerhin lässt er sich dann doch auf eine Zahl ein: In zwei Jahren will er eine Umsatzrendite vor Steuern von über fünf Prozent erzielen. Das würde bedeuten, den Gewinn um mehr als ein Drittel zu steigern. Dabei hat das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr verdient: Der operative Ertrag legte von 79 auf 104 Millionen Euro zu, unterm Strich blieben als Jahresüberschuss 48 Millionen Euro übrig – ein Plus von rund 60 Prozent.

Nach dem Ergebniseinbruch im Jahr 2012 war die Steigerung eine Folge daraus, dass „die Aufwendungen für die Entwicklung wieder Normalmaß erreichten“, erläutert Thomas Diehl bei der Vorstellung der Bilanzzahlen. Besonders belasteten das Unternehmen die Arbeiten an Teilen der Innenausstattung und der Flugzeug-Toiletten für den Airbus A 350. Sie seien nun aber weitgehend abgeschlossen.

Steigende Auftragszahlen für Airbus und Boeing bewahrten das Unternehmen denn auch 2013 vor einem Umsatzrückgang: 869 Millionen Euro (plus 14 Prozent) trug der Bereich „Aerosystems“ zu den Gesamterlösen von 2,9 Milliarden Euro bei – Tendenz weiter steigend, so der Firmenchef. Erstmals überholte der Bereich beim Umsatz die Sparte Metall, die aufgrund gesunkener Kupferpreise – ein großer Durchlaufposten bei Diehl – einen Umsatzrückgang auf 864 Millionen Euro verzeichnete.

"Aerosystems"-Sparte als Erfolgsgarant

Das Geschäft aus Rüstungsaufträgen folgte mit 533 (Vorjahr 550) Millionen Euro vor dem Bereich „Controls“ (339 Millionen Euro), der vor allem die Hausgeräteindustrie beliefert. Die Messtechnik legte zweistellig auf 295 Millionen Euro Umsatz zu. Trotz der zunehmend schwierigen Situation will Diehl aus dem Rüstungsgeschäft auf keinen Fall aussteigen: „Das sehe ich auf absehbare Zeit nicht“, kommentiert der Vorstandschef.

Das Diehl’sche „Beharrungsvermögen“ sei auch ein Grund dafür, trotz der im internationalen Vergleich hohen Energiepreise nicht an der Gießerei in Röthenbach zu rütteln. Die neuen Regeln zur Entlastung energieintensiver Betriebe „ermöglichen uns dort das Überleben“, sagt Diehl. An dem Standort, an dem auch Wehrtechnik produziert wird, arbeitet rund die Hälfte der 3400 Diehl-Beschäftigten in Mittelfranken. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 14 500 Mitarbeiter, mehr als zwei Drittel davon an deutschen Standorten. Der größte ist mittlerweile Laupheim in Baden-Württemberg, wo die Inneneinrichtung für Airbus- und Boeing-Flugzeuge gefertigt wird. Gerade in diesem zukunftsträchtigen Bereich, den Diehl zuletzt mit mehreren Zukäufen gestärkt hat, sieht der Firmenchef deutlichen Optimierungsspielraum. Noch laufe in den gekauften Firmen „nicht alles rund“.

Probleme gab es 2013 auch mit den Wechselrichtern für die Photovoltaik. Nachdem das Geschäft die Erwartungen nicht erfüllte, verkaufte Diehl die Vertriebs- und Entwicklungsaktivitäten an die Mutares Solar, die es an die Tochter Platinum weiterreichte. Das Diehl-Werk in Wangen sollte mit Lieferverträgen an Platinum ausgelastet werden, doch der Kunde hat zwischenzeitlich Insolvenzantrag gestellt. „Das macht uns wenig Freude“, so Diehl.

Profitieren von der Energiewende wollen die Nürnberger aber weiter: Nicht nur durch den Verkauf „intelligenter Messgeräte“, sondern auch durch die Renaissance der Nachtspeicherofen-Technologie. Dafür wurde eigens ein Gemeinschaftsunternehmen mit einer irischen Firma gegründet. Denn die zwischenzeitlich sogar verbotenen Öfen könnten als Speicher für regenerative Energie einen zweiten Frühling erleben, glaubt Diehl.

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