Schnelles Internet: Bayerns Förderprogramm läuft schleppend

16.9.2018, 15:11 Uhr
Schnelles Internet: Bayerns Förderprogramm läuft schleppend

© Peter Kneffel/dpa

Das Breitband-Förderprogrammm der Staatsregierung läuft nach Einschätzung der Landtags-Grünen weit weniger schwungvoll als ursprünglich erhofft. Ein Jahr vor Ende des seit 2015 laufenden Programms ist erst gut die Hälfte der vorgesehenen 1,5 Milliarden Euro Zuschüsse von den bayerischen Kommunen beantragt worden, um damit den Ausbau schneller Internet-Verbindungen auf dem Land zu beschleunigen. Tatsächlich ausbezahlt hat die Staatsregierung bislang knapp ein Viertel dieser Summe: 364,4 Millionen Euro. Das geht aus der Antwort des Finanzministeriums in München auf eine Landtagsanfrage der Grünen hervor.

"Der Fortschritt beim bayerischen Breitbandausbau ist eine Schnecke", sagte der Abgeordnete Markus Ganserer. Der Grünen-Politiker kritisierte den Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), unter dessen Ägide das Programm aufgelegt worden war: "Söders Breitbandoffensive hat die Durchschlagskraft des Sturms unserer Nationalmannschaft."

Laut Finanzministerium sind mit Hilfe des Förderprogramms bisher 722.000 Haushalte mit schnellen Internetanschlüssen versorgt worden. Wenn alle geplanten und derzeit laufenden Projekte umgesetzt sind, werden laut Ministerium 98 Prozent der Haushalte über Anschlüsse mit einer Datenübertragungskapazität von mindestens 30 MBit pro Sekunde verfügen.

Gigabit ist in Sicht

Ganserer hat noch einen weiteren Kritikpunkt: 30 MBit pro Sekunde gelten inzwischen als nicht übermäßig schnell, in vielen Gemeinden werden jedoch mit Hilfe der Zuschüsse aus München eben diese 30 MBit-Verbindungen ausgebaut.

Das nächste Programm der Staatsregierung für ein flächendeckendes Glasfasernetz mit noch wesentlich schnelleren Gigabit-Anschlüssen ist zwar schon in Sicht. Doch die EU hat bisher staatliche Zuschüsse für derartige Programme nur in Gebieten zugelassen, die noch nicht mit 30 MBit pro Sekunde versorgt sind, wie es im Schreiben des Finanzministeriums heißt.

"Vorwürfe haben mit der Realität nichts zu tun"

Die Gemeinden würden durch die Fehlkonstruktion des Förderprogramms in den «schnellen Ausbau des langsamen Internets» getrieben, kritisierte Ganserer deswegen. "Damit müssen sie sich dann die nächsten Jahrzehnte über Wasser halten, weil neue Fördermittel nicht in Sicht sind."

Der Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) wies die Kritik am Sonntag zurück. "Die Vorwürfe der bayerischen Grünen haben mit der Realität nichts zu tun", sagte er einer Mitteilung zufolge. "Der Ausbau der digitalen Infrastruktur in Bayern läuft auf Hochtouren. Unter allen Bundesländern ist in Bayern die Versorgung ländlicher Gemeinden mit schnellem Internet mittlerweile am besten."

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