Schüler aufgepasst: So gelingt der Start ins Berufsleben

23.3.2017, 21:13 Uhr
Schüler aufgepasst: So gelingt der Start ins Berufsleben

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Herr Doll, die Schulzeit geht langsam zu Ende, der Start ins Berufsleben steht an. Aufregung, Vorfreude, Angst: Wie war das damals bei Ihnen?

Stephan Doll: Es war eine Mischung aus allem. Ich hab mich darauf gefreut, das erste Geld zu verdienen. Die Pläne, was ich damit anfange, waren schon sehr groß. Aber natürlich geht es jedem so, dass man spürt, dass da ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und davor hat man natürlich auch ein wenig Angst.

 

Was ordnet das Gefühlschaos?

Doll: Was immer hilft, ist der Austausch mit anderen, die in der gleichen Situation stecken. Also durchaus im Freundeskreis mal drüber reden, Erfahrungen, Ideen austauschen. Super ist, wenn man Leute kennt, die bereits in der Ausbildung sind.

 

Was ist mit den Eltern, den Lehrern, den Berufsberatern?

Doll: Die sind auch alle wichtig. Die kennen sich mit der Situation aus.

 

Woran merke ich, was für mich das Zeug zum Traumberuf hat?

Doll: Die Frage ist, ob es den Traumberuf überhaupt so gibt. Ich glaube, es ist realistischer, sich eine grobe Richtung zu überlegen. Zum Beispiel: Geh’ ich lieber in den kaufmännischen Bereich, was ist mit technischen Berufen, liegt mir eine soziale Tätigkeit? Und dann zu schauen, was gibt es denn dort für Berufsbilder. Wenn man sich von Beginn an nur auf einen Beruf versteift, übersieht man oft andere, ebenfalls gute Tätigkeiten.

 

Wie erkenne ich dann den richtigen Bereich für mich?

Doll: Da kann man sich wieder Hilfe holen. In den Gesprächen mit den Freunden oder den Eltern, Lehrern, Berufsberatern. Dann natürlich über Informationen aus der Zeitung, zum Beispiel in dieser Beilage. Und es gibt viele Internetangebote, auf denen man sich informieren kann — etwa bei der DGB-Jugend.

 

Spricht man mit Berufsberatern, empfehlen die oft auch ein Praktikum zur Orientierung.

Doll: Ein Praktikum noch während der Schulzeit ist sinnvoll. Dadurch kriege ich unmittelbar mit, wie es in einem Betrieb so zugeht — im Negativen wie im Positiven. Von Praktika nach der Schulzeit rate ich dagegen klar ab. Weil man da schnell Gefahr läuft, von Praktikum zu Praktikum gereicht zu werden, statt mit der eigentlichen Ausbildung zu beginnen.

 

Wenn die Richtung klar ist: Wie finde ich den passenden Betrieb dazu?

Doll: Selber kann man von außen tatsächlich oft schlecht beurteilen, ob ein Betrieb zu einem passt. Aber auch hier gilt wieder: sich Hilfe holen. Die Berufsberater kennen zum Beispiel viele Betriebe und können sie einschätzen. Natürlich auch wir bei den Gewerkschaften. Und vielleicht hat man jemanden im Bekanntenkreis, der sich in der Branche gut auskennt. Grundsätzlich kann man sagen: Hat ein Betrieb einen Betriebsrat und gibt es eine starke Gewerkschaft im Betrieb, sind auch nach Untersuchungen die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen besser als im Rest der Branche.   

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Bewerbung?

Doll: Möglichst früh. Als Mittelschüler zum Beispiel schon mit dem Zeugnis der 8. Klasse. Spätestens ein Jahr vor dem Schulabschluss sollte ich die ersten Bewerbungen abschicken. Das heißt entsprechend auch, dass ich spätestens so eineinhalb bis zwei Jahre vor Schulabschluss langsam anfangen muss, mich mit dem Thema Berufswahl ernsthaft zu beschäftigen.

 

Und was, wenn ich eine Absage bekomme?

Doll: Das gehört dazu. Man sollte daher lieber mehr Bewerbungen schreiben als weniger. Wer denkt, es reicht, zwei Bewerbungen zu verschicken und dann schaut man erst mal, was passiert, der denkt falsch. Und was kann schon passieren? „Schlimmstenfalls“ bin ich dann halt bei mehreren Betrieben zum Bewerbungsgespräch eingeladen — und habe hinterher die Wahl. Ist doch super.

 

Wie sieht die optimale Vorbereitung auf so ein Bewerbungsgespräch aus?

Doll: Auch hier ist Erfahrung viel wert. Die sammelt man mit der Zeit. Aber man kann natürlich auch wieder die älteren Freunde fragen, oder die Eltern. Und es ist natürlich sinnvoll, sich vorher genau über den Betrieb informiert zu haben — noch einmal und noch intensiver als zuvor bereits für die Bewerbung. Warum soll es ausgerechnet dieser Betrieb sein: So eine Frage kommt garantiert.

 

Dann fehlt noch die Unterschrift unter den Ausbildungsvertrag.

Doll: An diesem Punkt muss man darauf achten: Was steht da zu den Arbeitszeiten drin, was zu den Vergütungen — also die ganzen rechtlichen Dinge. Dazu hat man sich am besten schon im Vorfeld darüber erkundigt, was denn in der jeweiligen Branche üblich ist.

 

Was kann ich am ersten Arbeitstag selber dazu beitragen, dass meine Ausbildung ein Erfolg wird?

Doll: Man sollte erst einmal das Organisatorische bereits geklärt haben. Also Steuerkarte, Sozialversicherungsnummer, Krankenkasse und so weiter. Da kann einem der Arbeitgeber auch dabei helfen. Das Allerwichtigste ist dann, zunächst einmal zu schauen und das neue Umfeld kennenzulernen. Und natürlich bereit zu sein, was Neues zu lernen.

 

Und was darf ich erwarten?

Doll: Dass es Ausbilder gibt, die mir tatsächlich etwas beibringen wollen und können. Die die Inhalte des Ausbildungsplans vermitteln. Ein Beispiel: Einmal zum Kopierer geschickt zu werden, das gehört dazu. Dauernd zum Kopierer laufen zu müssen, das ist dann nicht mehr okay.

 

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