Siemens baut Medizin-Dienstleistungssparte aus

3.8.2015, 13:14 Uhr
Siemens kennt offenbar keinen Stillstand: Jetzt will der Konzern zum 1. Oktober sein Medizingeschäft neu ausrichten.

© dpa Siemens kennt offenbar keinen Stillstand: Jetzt will der Konzern zum 1. Oktober sein Medizingeschäft neu ausrichten.

Wie aus Konzernkreisen verlautete, soll die erst im Mai in eine eigene Healthcare GmbH umgewandelte Medizinsparte in sechs regionale Einheiten wie etwa China, Nordamerika oder Westeuropa sowie in sechs „business areas“ neu gegliedert werden.

Diese Geschäftsfelder sind die Bildgebung (dazu gehören etwa die Computertomographen in Forchheim oder die Magnetresonanztomographen in Erlangen), der mit der Umbau deutlich aufgewertete Bereich Ultraschall, der Therapie-Sektor, die Labordiagnostik für die klassischen Großlabore und neu als eigenständiger Zweig das Geschäft mit kleineren Geräten („Point of Care“). Sechstes Feld wird der Bereich Service.

Gerade auf diesem Feld sehe Siemens großes Wachstumsfeld, verlautet aus Managementkreisen. Es sei geplant, neben der Wartung der eigenen Geräte den Krankenhäusern auch die Überwachung ihrer kompletten technischen Anlagen anzubieten und als „Problemlöser“ am Markt aufzutreten, etwa auch in Fragen der Wirtschaftlichkeit. Erst am Donnerstag hatte Siemens-Chef Joe Kaeser bei der Vorlage der Quartalszahlen vage die Wachstumsfelder abgesteckt: bildgebungsgesteuerte Therapie; Molekulardiagnostik und eben Dienstleistungen.

"Ausdrücklich kein Stellenabbau"

Jetzt hat der Konzern die weltweit knapp 44 000 Healthcare-Mitarbeiter über die Pläne informiert, nimmt aber offiziell zu der Neuausrichtung weiter keine Stellung. In Deutschland beschäftigt die Healthcare GmbH 13.000 Menschen, die meisten davon in Erlangen und Forchheim.

Der Betriebsratsvorsitzende von Healthcare, Wolfgang Fees, begrüßte auf Anfrage das Vorhaben: „Es geht diesmal ausdrücklich nicht um einen Stellenabbau und auch nicht um ein Kostensparprogramm. Das Unternehmen will auf der vorhandenen Basis neue Geschäftsfelder erschließen und damit in ein neues Zeitalter aufbrechen. Und ich bin optimistisch, dass das gelingen kann, auch wenn sich vielleicht organisatorisch noch manches einrütteln muss.“

Zur Stoßrichtung des neuen Konzeptes erklärte ein Siemens-Kenner, „wir können uns nicht mehr damit begnügen, nur die technischen Geräte zu liefern, wir müssen uns viel breiter aufstellen“. Und weiter: „Heute entfällt nur ein Prozent der Ausgaben eines Krankenhauses auf uns. Und dabei sind wir doch mit unseren Geräten das zentrale Nervensystem einer Klinik schlechthin und verfügen zudem über einen großen Schatz an Daten.“ Da sei noch enormes Potenzial, das der Konzern jetzt heben möchte, so der Siemens-Manager weiter.

Der Druck kommt vom Markt, auf dem es das Unternehmen nicht mehr nur mit der direkten Konkurrenz aus der Geräte-Industrie zu tun hat. Vielmehr verwischen die Grenzen zwischen Herstellern und Kunden zunehmend. Beispiel Fresenius Medical Care: Das deutsche Unternehmen Fresenius hat sich innerhalb kurzer Zeit vom reinen Hersteller von Dialyse-Geräten zu einem Komplettanbieter mit breitem Dienstleistungsangebot und eigenen Kliniken entwickelt.

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