Siemens: Ein Problem sind die fehlenden Ingenieure

12.11.2010, 18:48 Uhr
Siemens: Ein Problem sind die fehlenden Ingenieure

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Der Konzernchef Peter Löscher versicherte bei der Jahrespressekonferenz des Unternehmens: Auch wenn die Schwellenländer ein Wachstums-Treiber seien und dort die Mitarbeiterzahl auf über 110000 zusteuere, „profitieren unsere deutschen Mitarbeiter und unsere mittelständischen Partner in Deutschland von ihren Beiträgen zu unserem globalen Geschäft“. Siemens habe „bewiesen, dass wir aus Deutschland heraus Spitzentechnologie verkaufen können“.

„Mit vollem Schwung“ sei der Konzern aus der Krise gekommen, und nach zwölf Jahren der „Transformation“ wieder „ein normales Unternehmen der Spitzenklasse“ — aber „völlig neu positioniert“, so Löscher. Das Unternehmen sei konsequent auf Zukunftsfelder ausgerichtet — und habe sich deshalb eben aus Feldern wie der Telekommunikation verabschiedet.

Löscher: „Heute wird Siemens weltweit als der grüne Infrastruktur-Pionier wahrgenommen. Ein Pionier, der Frontstellungen zwischen Ökonomie und Ökologie überwunden hat und deutsche Ingenieurskunst, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit in innovative und wertschaffende Lösungen für unsere Kunden umsetzt“.

Jeder dritte Euro, den der Konzern für Forschung und Entwicklung ausgibt, fließe in „grüne“ Technologien. Wie berichtet, soll aus dem Umweltportfolio bis 2014 ein Umsatz von mehr als 40 Mrd. € kommen.

Siemens will dabei seine Innovationen künftig noch stärker dort anbieten, „wo sie Wachstum direkt beflügeln“: In den Städten. Die Infrastruktur-Investitionen in Städten betragen jährlich zwei Billionen €. Davon seien rund 300 Mrd. jährlich für Siemens adressierbar — zum Beispiel für energieeffiziente Gebäude, für vernetzte Verkehrslösungen, für intelligente Stromnetze oder für eine sichere Wasserversorgung. Nach den Prognosen werden im Jahr 2050 schließlich 70 Prozent der dann vermutlich 9,3 Milliarden Menschen in den Städten leben.

Zum Ergebnis von fast 7,8 Mrd. € im letzten Geschäftsjahr trugen die drei (von Erlangen aus gesteuerten)— Sektoren Energy, Industry und Healthcare in unterschiedlicher Weise bei — ersterer mit 3,56 Mrd. €. Das Ergebnis des Industrie-Sektors kam auf 3,48 Mrd. €. Der Medizin-Sektor rutschte allerdings wegen einer Wertberichtigung im Bereich Diagnostics von 1,45 Mrd. € auf 740 Mio. € ab.

Beim Auftragseingang war im vergangenen Jahr die Division für Erneuerbare Energien mit plus 22 Prozent der Spitzenreiter, Osram kam (wegen der Nachfrage nach LED-Technologie aus dem Automobilsektor) auf plus 14 Prozent, die allgemeine Industrie-Automation auf plus 13 Prozent.

Bonbon für Aktionäre

Einen weiteren Bonbon erhalten die weltweit 120000 Belegschaftsaktionäre, aber ebenso die außenstehenden Anteilsbesitzer. Eine Sonderprämie von bis zu 1000 € für die Mitarbeiter im Inland und ein Vorziehen der Tariferhöhung von April auf Februar hatte der Konzern schon am Vortag verkündet. Jetzt ist es offiziell, dass die Dividende um knapp 70 Prozent auf 2,70 € steigen soll. Die Ausschüttungsquote liegt damit bei 46 Prozent. Löscher: „Mit dem Dividendenvorschlag definieren wir ein neues Niveau und eröffnen ein neues Kapitel für Siemens und seine Eigentümer“.

Generell löst ein neues „Zielsystem“ mit dem Schlagwort „One Siemens“ das abgeschlossene Programm „Fit 4 2010“ ab. „Kapitaleffizientes Wachstum“ steht dabei im Mittelpunkt. Auf Konzernebene will Siemens zugleich schneller wachsen als seine wichtigsten Wettbewerber.

Schon für 2011 erwartet Löscher einen deutlich höheren Auftragseingang als 2010. Das Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten will der Konzern noch einmal um mindestens 25 bis 30 Prozent steigern. Ergänzungs-Akquisitionen werde es wohl geben, aber nicht — wie in den vergangenen Jahren — noch einmal im Milliardenbereich.

In Sachen Compliance sieht sich Siemens heute weltweit als Vorbild. Löscher: „Wer hätte das vor 24 Monaten gedacht?“. Und: Mit zwei Frauen im Zentralvorstand und einer Verdoppelung des Anteils weiblicher Manager sei „das Zeitalter der reinen Männerwirtschaft“ im Konzern überwunden.