Siemens-Mitarbeiter protestieren gegen Stellenabbau

20.7.2016, 15:28 Uhr
Siemens-Mitarbeiter protestieren gegen Stellenabbau

© Eduard Weigert

Mit über 2000 Teilnehmern erinnert die Großdemonstration ein bisschen an die 90er Jahre, an deren Ende Großarbeitgeber wie Adtranz, ABB, Alstom und Cebal ihre Fabriken in der  Nürnberger Südstadt dicht machten oder ihre Belegschaften stark verkleinerten.

Seit März ist der Stellenbau wieder zurück in der Südstadt, aber nicht nur dort: Der Technologiekonzern hatte im Frühjahr angesichts der Nachfrageflaute in der Öl- und Gasbranche die Streichung oder Verlagerung von weltweit 2500 Jobs in der Sparte Prozessindustrie und Antriebe (PD) angekündigt, davon rund 2000 in Deutschland. Betroffen sind vor allem die bayerischen Standorte der Sparte.

Preisdruck und Überkapazitäten

Siemens begründet die Maßnahmen mit Preisdruck und Überkapazitäten. Auch zum Aktionstag der IG Metall am Mittwoch verteidigte Siemens-Arbeitsdirektorin Janina Kugel die personellen Einschnitte. Den "überzähligen" Mitarbeitern könnten Alternativarbeitsplätze zum Beispiel im fernen Cuxhaven angeboten werden, wo Siemens eine neue Produktion aufbaut. Die drei betroffenen bayerischen Standorte sind Nürnberg, Ruhstorf bei Passau und Bad Neustadt/Saale. Überall dort gingen Beschäftigte der Metallindustrie auf die Straße.

Allein im Siemens-Werk Vogelweiherstraße in Nürnberg sollen  733 Arbeitsplätze gestrichen werden. Dass vier Fünftel des "Kahlschlags" auf Deutschland und dort wiederum vor allem auf Bayern fällt, ist den Gewerkschaftern unverständlich. "Siemens hat diese Frage bis heute nicht beantwortet", kritisiert Bayern IG Metall-Chef Jürgen Wechsler. Und Gerald Eberwein, Betriebsratschef des Standorts Vogelweiherstraße, verlangt im Gegenteil Investitionen statt Deindustrialisierung. Gerichtet "an den dritten Stock", wo das Management sitzt, rief er: "Wir fordern den Ausbau zur Lead Factory" mit Vorzeige- und Zukunftstechnologien.

Verwandte Themen


3 Kommentare