So steht es um den Wirtschaftsjournalismus

27.4.2017, 11:48 Uhr
Neben den eingeladenen Experten waren auch Pressesprecher und Leser gekommen, um mit den NN-Wirtschaftsredakteuren über die Zukunft ihrer Arbeit zu diskutieren.

© Eduard Weigert Neben den eingeladenen Experten waren auch Pressesprecher und Leser gekommen, um mit den NN-Wirtschaftsredakteuren über die Zukunft ihrer Arbeit zu diskutieren.

Wann und wie nutzen die Menschen welche Medien? Und wo liegt die Zukunft regionaler Medienhäuser? Diesen Fragen gehen die Nürnberger Nachrichten drei Monate lang bis zum 31. Mai 2017 auf den Grund: im Josephs, dem öffentlichen Forschungslabor des Fraunhofer-Instituts in Nürnberg.

Am Mittwoch hatte die Wirtschaftsredaktion der Nürnberger Nachrichten dorthin zum Gespräch geladen, das Thema des Abends: "Wirschaftsjournalisten: Kritische Begleiter oder verlängerter Arm der Wirtschaft?" Markus Hack und Gregor le Claire, NN-Wirtschaftsredakteure, moderierten gemeinsam mit dem Leiter der Redaktion, Klaus Wonneberger, durch den Abend. Zu Gast waren Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanzzentrums, und Barbara Brandstetter, Professorin für Wirtschaftsjournalismus und -kommunikation an der Hochschule Neu-Ulm.

Wie steht es also um den Wirtschaftsjournalismus? Brandstetter setzte mit ihrem Impulsreferat den Schwerpunkt auf das Thema Verbraucherjournalismus. Der Haken daran: Verbraucher in der mitunter überladenen Informationswelt über ihre Rechte und Chancen aufzuklären, sei nicht nur recherche-, sondern auch zeitintensiv.

Auch deswegen würden sich sieben von zehn Regionalzeitungen nicht mehr um das Thema Finanzen kümmern, so Brandstetter. Nicht so die Wirtschaftsredaktion der Nürnberger Nachrichten, deren Berichterstattung zu gleichen Teilen auf drei Säulen basiert: den überregionalen, den regionalen Wirtschaftsnachrichten und dem Verbraucherjournalismus.

Wolfgang Gercke wies auf eine weitere Schwierigkeit hin: Während Presseabteilungen aufrüsten, werden Redaktionen ausgedünnt. Die Vereinfachung von Wirtschaftsthemen und der Drang zur Skandalisierung tun ihr Übriges, so seine Prognose, in welcher die Zukunft des Wirtschaftsjournalismus eher düster erscheint.

Dass es für Journalisten nichtsdestotrotz Grund gibt, zuversichtlich in die Zukunft zu sehen, wurde im Laufe der Diskussion klar. Die Mediennutzung habe sich sicherlich verändert, doch  "schmackhaft aufbereitete Wirtschaftsinhalte" wären immer relevant, so ein Besucher des Abends. Das Interesse an Wirtschaftsthemen sei unter anderem durch die Eurokrise und die Niedrigzinsphase so groß wie nie zuvor, ist sich auch Brandstetter sicher.

Die nächste Diskussionsrunde im Josephs findet am Montag, 8. Mai, um 18 Uhr statt. Dann stellen sich die Volontäre der Nürnberger Nachrichten in kurzen Speed-Dates den Fragen des Publikums und diskutieren mit den Besuchern ihre Wünsche und Anregungen rund um die Zukunft des Journalismus.

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